Frühere (damals, als Jugend noch kein Fremdwort war) Blogbeiträge der Kategorie Infografikmassaker begannen gerne mit der Beschreibung eines Gesprächs am Tresen, während des dritten oder sechsten Biers, welches sich um irgendwelche abgründigen Fußballfragen drehte. Aus diesem dann erwuchs die Lust an der Recherche, daraus dann die der Darbietung interessanter Fakten und am Ende die möglichst übersichtliche Gestaltung derer. Dieses Mal ist fast alles anders.
Der Tresen war ein virtueller, Twitter war’s. Es wurde über Afrika gesprochen, darüber, dass Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou die Hauptstadt mit den meisten Vokalen im Namen ist, und schließlich, dass darob Trainer Marco Pezzaiuoli den führenden Verein der Stadt trainieren sollte.
Und der führende Verein der Hauptstadt Burkina Fasos, das wissen wir Fußballexperten, unter denen das Gespräch stattfand, doch alle ist, nun, tja. Also.
Étoile Filante de Ouagadougou. 12 Meistertitel, 20 Pokalsiege. Ich fühlte mich gemüssigt, das zu recherchieren und überhaupt, wie ist es denn mit dem afrikanischen Vereinsfußball? Wer sich ein bisschen auskennt, kennt vielleicht Al Ahly und Zamalek, die beiden großen ägyptischen Konkurrenten, hat vielleicht schon mal von dem einen oder anderen maghrebinischen Verein gehört, aber dann dürfte es wohl schnell versiegen, das Wissen. Was doch recht ignorant ist und natürlich ein Zeichen von Eurozentrismus ist. Der Autor ist hierbei ausdrücklich eingeschlossen.
Also machte er sich auf die Suche. Rekordmeister eines jeden afrikanischen Landes, die Anzahl der Titel, dazu das Wappen, das Ganze hübsch drapiert um ein Bild des Kontinents, et voilà.
In diesem Satz vesteckt sich eine Reihe von Irrtümern. Es sind mehr Länder als der gemeingewöhnliche Spielbeobachter, dumm wie er ist, so denkt. Was nicht nur sehr viel mehr Arbeit bedeutet, als er dachte, sondern im nächsten Schritt das drumherum drapieren auch deutlich komplizierter machte als gedacht. Drum herum drapieren kann man übrigens auch nur, was man hat. Und ist es dank Wikipedia inzwischen recht einfach, den jeweiligen Rekordmeister herauszufinden, stellt sich heraus, dass nicht jeder dieser ein Wappen hat, das im Internet einfach so verfügbar wäre. Möglicherweise findet man eins auf irgendeiner Seite, das ganze wirkt aber nicht wirklich seriös, so dass man dann auf die Suche geht, in der Hoffnung irgendwo ein Foto zu finden, auf dem vielleicht das Wappen auf einem Trikot zu sehen ist?
Und zack, schon guckt man ein zweiminütiges Video vom Spiel von Sony de Ela Nguema gegen Real Rebola, welches zwar oben einblendet, dass Ela Nguema 3:0 gewonnen hat, aber keine Tore zeigt und nun ja, auch kein Wappen der Mannschaft aus Malabo (Sie wissen schon, die Hauptstadt von, na gut, wir wollen nicht alles verraten), auf dessen Suche man gerade war.
Mit anderen Worten, das war ein bisschen kompliziert. Es ist nun ein Wappen zu sehen, das ich von einem Foto einer Wandmalerei freigestellt hab, eines von einem “Wir helfen in der Covid-19-Krise”-Plakat auf Facebook, eines hab ich von einem sehr verpixelten, winzigen Bildchen nachgemalt (Hallo an dieser Stelle an den FC 105 aus Libreville, ich finde ein bisschen lustig, dass das C nicht für Club, sondern für Cannon, ja, Football Cannon steht, aber da Ihr schon mal hier seid: 105 hat doch bestimmt auch irgendeine Bedeutung?) und bei einem guten Viertel bin ich mir trotz aller Versuche, zweite Quellen zu finden, nicht sicher, ob es wirklich das richtige, offizielle Wappen ist.
Der größte Irrtum aber mag die Nützlichkeit dieser Grafik sein. Das Ding ist ca. 239983 Meter groß, muss es sein, weil sonst nichts zu erkennen wäre. Wer das hier auf dem Telefon liest, kann an dieser Stelle eigentlich aufhören. Vielen Dank für den Besuch, schau mal wieder rein und komm gut nach Hause!
Auch auf anderen Geräten ist es vermutlich nicht wirklich brauchbar, aber nun ist es nun mal da. Und auch wenn es vielleicht nicht so richtig tut, was es als Infografik tun sollte, nämlich die Betrachterin und den Betrachter lehren und informieren, so tat es das doch zu mindestens beim Autor, also hier, icke. Ich weiß nun deutlich mehr über afrikanischen Fußball und afrikanische Geografie als zuvor und hoffe, die fußballfreie Zeit dank der Pandemie möge bald ein (medizinisch gerechtfertiges) Ende haben. Der guineische Rekordmeister (Gucken Sie doch nach!) steht im Halbfinale des Confederation Cup (was das Äquivalent zur Europa League ist). Es wäre der zweite internationale Titel nach dem Sieg des Pokals der Pokalsieger 1978. Yay!
[P.S.: Aus Gründen, die mir nicht bekannt sind, vergass ich Dschibuti. Und auch die Inseln, abgesehen von Madagaskar fanden keinen Platz. Sie sind alle unten links aufgeführt]
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Als Football-Manager-Spieler sind mir noch die Mamelodi Sundowns als zuverlässige Quelle südafrikanischer Talente vertraut, Wydad lief mir (bestimmt bei irgendeinem Choreo-Bericht) über den Weg, und Al-Ahly, klar, aber sonst… danke! Geile Infografik!