Nachdem am vergangenen Mittwoch, einen Tag nach dem, sagen wir mal, missglückten Relegationsrückspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC, die öffentlich-rechtlichen Sender jeweils einen Brennpunkt bzw. ein Spezial für nötig hielten, haben sie in den vergangenen beiden Tagen nachgelegt: Am Montag lud Frank Plasberg zu “hart aber fair”, gestern Sandra Maischberger zu “Menschen bei Maischberger” während Frontal 21 über die “Gefährlichen Irren” berichtete. Gemeint waren damit wohlgemerkt Fußballfans, nicht die Moderaten der Sendungen und ihre Gäste.
Experten wie Oliver Pocher, Johannes B. Kerner, der Vorsitzende des Ligaverbandes Dr. Rauball, der stellvertretende Chef der Gewerkschaft der Polizei, Frank Richter durften sich ihren Ruf bei Frank Plasberg ruinieren, indem sie in aller Seelenruhe demonstrieren durften, dass sie weder etwas vom Thema verstehen, noch daran interessiert sind, sich damit auseinander zu setzen.
Dr. Rauball offenbarte, dass er den Unterschied zwischen einem Rauchtopf (produziert ziemlich viel Rauch, wie am letzten Bundesligaspieltag im Müngersdorfer Stadion bei der Partie zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Bayern München gesehen werden konnte) und einem Sprengkörper (sprengt das Müngersdorfer Stadion in die Luft, wie am letzten Bundesligaspieltag im Müngersdorfer Stadion bei der Partie zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Bayern München nicht gesehen werden konnte) nicht kennt. Frank Richter offenbarte, dass er wenig vom deutschen Rechtsstaat hält, da er dafür plädierte, bei jedem Fußballspiel alle Fans, die in irgendeiner Weise auffällig seien, via Meldepflicht zu einer Art Hausarrest zu verdonnern. Dass auch Fans mitunter in die sogenannte Datei Gewalttäter Sport geraten, obwohl sie dort gar nichts zu suchen haben, aber der dem Instrumentarium Datei & Stadionverbot zugrunde liegenden Präventiv- und Sippenhaft zum Opfer fielen – vollkommener Unsinn natürlich, jedenfalls wenn es nach Kerner geht, der zwischendurch jegliche Kritik am Vorgehen der Polizei für null und nichtig erklärte.
Überhaupt Kerner. Der Mann verdient sein Geld mit Fußball, und zwar vermutlich nicht gerade wenig, und doch hat er offenbar noch nichts gesehen in Fußballstadien, außerhalb seiner Reporterkabine und den VIP-Logen. Nicht nur, dass er einsam und alleine, aber standhaft, behauptete, die Stimmung in englischen Stadien habe sich durch die Zwangsversitzplatzung kein bisschen verändert, er warf auch alles in einen Topf, was kein Ehrentribünenbesucher ist. Erboste Fans, die einen Mannschaftsbus blockieren sind Ultras, alle Ultras sind böse, alle bösen sind Gewalttäter, werfen Steine und brennen mittels Pyrotechnik – die, wenn Herr Kerner die Wahrheit sagte, in Deutschland durch die Bank weg verboten ist – das Stadion ab. Zur Demonstration, wie gefährlich das sei, ging er hinaus und zündete mit einer Pyrofackel ein kleines Kind an.
Nein, tat er natürlich nicht. Er zündete nur eine Kinderpuppe an. Wäre ich Kerner, würde ich den obigen Satz aber so stehen lassen, denn genau das ist die Kernersche Methode: Halbwahrheiten und Viertelwahrheiten verbreiten, undifferenziert und ahnungslos alle in einen Sack stecken und diesen dann an Herrn Richter weiterreichen, damit jener dann mal ordentlich draufhaut.
Die Sendung bei Maischberger konnte ich zu meinem großen Glück nicht sehen. Es muss grauenhaft gewesen sein. Sogar der Express, republikweit bekannt als Hort des schlechten und unseriösen Journalismus, bezeichnete die Sendung mit den größten Koryphaen unter den deutschen Fanforschern Udo Lattek, Mario Basler, Marijke Amado, Werner Schneyder, Bernd Stelter und Rolf Töpperwien als “Trash-Talk”. Wer sich traut ein Protokoll der Sendung nachzulesen, kann dies hier bei den 11Freunden tun. Wobei sich das trauen ausdrücklich nicht auf das aufgeschriebene Wort, sondern auf den dort beschriebenen Inhalt bezieht. Moderatorin Maischberger offenbarte ihre ungezügelte Lust an der inhaltsleeren Dramatisierung, als sie Ultras als die Taliban des Fußballs bezeichnete. Warum sie nicht das Wort Terroristen benutzte, ist schleierhaft.
Womit wir bei Frau Maischberger und Herrn Plasberg wären. Beide bezeichnen sich als Journalisten, die Sendungen haben gezeigt, dass diese Berufsbezeichnung, wie auch die vielen Preise, die sie für ihre Arbeit empfangen haben, zu Unrecht mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Beide haben offen demonstriert, dass eine Problem- und Sachlagenanalyse nicht erwünscht ist. Was in Ordnung wäre, produzierten und moderierten sie Sendungen, die nicht vorgeben, genau das zu tun.
Und natürlich gibt es Probleme, womit allerdings ausdrücklich nicht der verfrühte Jubelplatzsturm in Düsseldorf gemeint ist. Solche Vorkommnisse gab es schon oft, wie der Trainer in seinem Blogbeitrag zeigte. Und nie entfachten sie den Medienhype, der derzeit wütet. Und auch Bengalos gibt es schon des längeren, früher hingegen zeigte z.B. das ZDF genüsslich die roten Fackeln, wie man in diesem Video sehen kann, und hatte überhaupt kein Problem damit.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Natürlich dürfen sich Positionen ändern, auch von Medienschaffenden. Wer aber über Jahrzehnte bestimmte Fanpraktiken nicht nur als völlig unproblematisch ansieht, sondern sie sogar positiv bewertet, kann diese Fanpraktiken nicht plötzlich mit martialischen Worten als eine neue Gefahr darstellen, die den Fußball bedrohen. Das heißt kann er natürlich schon, er macht sich dabei allerdings vollkommen lächerlich.
Und genau das und kein Stück weniger ist bei Herrn Plasberg und bei Frau Maischberger geschehen. Und es geschah noch mehr: Der Fußball, besser die Fußballkultur hat gelitten, denn derlei öffentlich-rechlich ausgestrahlter Dummfug und undifferenziertes und ahnungsloses Gewäsch, für dass sich jeder Stammtisch schämen würde, setzen sich in den Köpfen fest und wird dazu führen, dass normale Menschen wie Du und ich den Fußball schon bald nicht mehr auf eine normale Art und Weise geniessen können.
Und das schlimmste ist, dass ich gezwungen bin, diese Herr- und Damschaften via GEZ zu finanzieren. Hoffentlich sind sie bald arbeitslos oder gehen anderer Arbeit nach, dass sie ihre derzeitige Arbeit nicht beherrschen, haben sie deutlich demonstriert.