[In Search of] Das Konzept

Einen Fußballverein zu führen, und damit ist nur mittelbar der Umgang mit den Mitgliedern und deren Ansprüchen gemeint, ist eine komplizierte Aufgabe und sie wird mit Fortschreiten des Zeitlaufs nicht weniger kompliziert. Im Gegenteil, diese Saison, mit ihren sich in der Tabelle niederschlagenden Kapriolen und den daraus erwachsenen Erwartungen und Forderungen zeigt, dass sich die Anforderungen verändert haben und weitaus komplexer geworden sind.

“Der Erfolg gibt immer recht” ist eine beliebte und natürlich trotz ihrer Klischeehaftigkeit auch heute noch stimmende Fußballfloskel. Ein Verein, dessen Mannschaft die Meisterschaft gewinnt, hat alles richtig gemacht. Gelingt ihm das nur alle zehn Jahre oder gar noch seltener, sowieso. Ein Ausnahmejahr, in dem ein Rädchen ins andere griff, ein Jahr, das in die Geschichtsbücher eingehen wird. Ein Verein, der häufiger zu höchsten Ehren kommt, in Deutschland wäre das nur der FC Bayern München, braucht wohl möglich mehr als den Titel um zu dem Urteil “Alles richtig gemacht” zu kommen, aber auch da überdeckt dieser Erfolg so manches. Verständlich, schließlich ist es Ziel eines Sportvereins Titel zu gewinnen.

So war es. So ist es nicht mehr.

Wer die Diskussionen der Anhänger kriselnder Vereine in dieser Saison verfolgt hat, bemerkt einen fulminanten Paradigmenzuwachs. Nicht mehr nur der Erfolg und vielleicht als Luxuszusatz noch das attraktive Spiel werden eingefordert und Vereins- sowie Mannschaftsführung daran gemessen, sondern weit mehr als nur das: Ein Konzept muss her.

Macht man sich Gedanken darüber, was genau dieses Wort umschreibt, gerät man jedoch in schwammige Gefilde. Oberflächlich lässt sich noch ein klares und einfaches Ziel formulieren: Der Aufbau einer in sich funktionierenden Mannschaft, die eine bestimmte Art Fußball spielt. Klingt erst mal gut, ist aber bei genauerer Betrachtung nichts neues, im Gegenteil, das ist eine Erkenntnis, die so alt ist, wie der Ball rund ist. Der Trainer baut aus vorhandenem Spielermaterial und seinen Vorstellungen von erfolgreichem Fußball eine Taktik, die dann idealerweise von der Mannschaft Erfolg bringend auf dem Feld umgesetzt wird.

So weit, so alt. Fraglich an dieser Stelle ist nur der Sinn der deutschen Einrichtung eines Managers, der dem Trainer dann gerne Spieler vor die Nase setzt, die dieser partout nicht gebrauchen kann.

Das Konzept aber ist offenbar weit mehr als das. Es umfasst mehr als eine Mannschaft, die über eine, vielleicht zwei Saisons sportlich gut miteinander harmoniert. Eine Spielidee soll entwickelt werden, die unabhängig von den Spielern funktioniert, die mehr ist als bloße Taktik, mehr als eine Frage des Spielsystems, eine Philosophie möglicherweise gar. Sie soll nicht jede zweite Saison gewechselt werden, denn auch die, heutzutage nicht nur weitaus wichtigere, sondern auch viel umfangreichere, Jugendarbeit soll auf sie ausgerichtet werden. Im Idealfall, so der fordernde Fan, soll sie nicht nur Handschrift, sondern auch Aushängeschild des Vereins sein. Und dies über Jahre hinweg.

Eine übergeordnete Idee von Fußball also, der sich alles unterordnet: Spielerauswahl, System, Taktik, Jugendarbeit. Daraus wird schon deutlich, dass diese Philosophie nicht alleine vom Trainer entwickelt werden kann, denn selbst im Erfolgsfall ist ein Verbleiben des Trainers über eine Zeitpunkt, der lang genug ist um zu prägen, nicht garantiert. Und “Beim nächsten Trainer alles anders” ist ja eben genau das, was Das Konzept verhindern soll. Stattdessen muss hinter einem solchen langfristigen Aufbau also die Vereinsführung stehen, namentlich der Sportdirektor, Manager, whatever you name it. Dieser müsste also im Idealfall den passenden Trainer zum passenden Konzept finden. Schwierig genug. Der dann wiederum in Zusammenarbeit mit dem ersten die Spieler, mit denen er zusammenarbeiten kann. Und dies üblicherweise unter nicht einfachen finanziellen Bedingungen.

Aber selbst wenn wir mal annehmen, dass diese formalen Rahmenbedingungen gegeben wären, so kratzt das alles nur an Äußerlichkeiten, eben den Rahmenbedingungen. Was die Heilsversprechung “Das Konzept” ja vor allem in sich birgt, ist Erfolg. Und zwar kein zusammengemauerter und zufälliger, sondern erspielter und geplanter. Kann man sich ein Konzept vorstellen, das nach Rehhagelschen Maximen darauf setzt eine Fußballphilosophie zu etablieren, deren Ziel ist, dass die Null steht und auch ansonsten auf die Defensive als zentrales Moment setzt? Oder ist es nicht vielmehr so, dass der Sehnsucht nach dem Konzept auch immer der Gedanke an holländisch-katalonisches Totaalvoetbal oder aber wenigstens an gepflegtes und attraktives Kurzpassspiel im Freiburger Stil der Neunziger Jahre anhaftet?

Nehmen wir an, dem wäre so, so muss die Vermutung naheliegen, dass sich hinter der Forderung nach einem Konzept nichts weiter als die ureigenste Hoffnung aller Fußballfans verbirgt: Größtmöglichem Erfolg mit höchst attraktivem Spiel beizuwohnen.

Bezieht man diese Gedanken auf die turbulente erste Bundesliga derzeit, sieht man, dass so manches von diesen theoretischen Gedanken auf der Strecke bleibt: Gewiss, Borussia Dortmund. Das sieht alles recht gut aus: Attraktiver, sehr gut organisierter Fußball, der ohne große Stareinkäufe funktioniert und sehr erfolgreich ist. Aber inwieweit der BVB in der Lage sein wird, aus diesen zarten Anfängen einen dauerhaft auch über die nationalen Grenzen hinweg erfolgreichen Fußball zu entwickeln, steht noch in den Sternen.
Das Negativbeispiel – jedenfalls aus der Bundesligaspitze – stellt hingegen sicher Bayern München dar, fragt man die Anhänger: Kopf- und konzeptlos sei es, Louis van Gaal zu entlassen, klagte so mancher, jedenfalls in den Tagen vor dem verlorenen Champions League Achtelfinale. Ausgerechnet nämlich van Gaal sei der einzige im Verein, der eine Idee habe, einen Plan, ein Konzept eben. Interessant dabei sind zweierlei Dinge: Zum einen wurde van Gaal noch vor nicht allzu langer Zeit vorgeworfen, keinen Plan B zu haben, quasi ein Alternativkonzept. Zum anderen sind die Bayern leidgeprüfte Zeugen, dass ein Konzept nicht alles ist, eine Idee, die weit über taktische Fragen hinaus ging, hatte Jürgen Klinsmann nämlich sehr wohl. Nur mangelte es anscheinend an Fachwissen, dieses auch umzusetzen. In anderen Fällen, Bayern, Wolfsburg und nun auch Schalke 04 können ein Lied davon singen, gibt es noch ganz andere Faktoren, wie zum Beispiel den menschlichen Umgang. Was nützt das beste Konzept, so fern Felix Magath denn eines hatte, wenn binnen kürzester Zeit die Spieler den Aufstand wagen? Und spätestens, wenn die sportlichen Ziele vollends aus den Augen verloren gehen, ob das nun die Nicht-Qualifizierung für einen Europäischen Abstieg sei oder der Abstieg, gibt es hierzulande kaum jemanden, der das Rückgrat hat, am Konzept festzuhalten.

So bleibt alles konfus und weitestgehend konzeptlos. Der Wunsch, die Arbeit der Vereinsführung möge sich ergänzend und befruchtend darstellen, möge einer langfristigen Linie folgen ist verständlich – auch ich hab diese Forderung schon oft genug gestellt, nicht zuletzt hier im Blog. Das dahinter eine nur selten erfüllte Hoffnung auf eine Heilsversprechung steckt, scheint mir nach genauerer Betrachtung allerdings nicht weniger wahrscheinlich.

Armenhaus Zweite Bundesliga. Zahlenspielereien.

Im Kicker vom vergangenen Montag gibt es eine Auflistung aller Zweitliga Ab- und Zugänge inklusive der für sie gezahlten Ablösesummen.

Insgesamt 181 Spieler werden die Zweitligisten in der kommenden Saison – Stand 26.7.10 – verstärken. Das sind gut zehn Spieler pro Verein, viele von ihnen kommen aus den Jugend- und Amateurmannschaften der Vereine.

Auffällig dabei ist jedoch anderes: Insgesamt zahlen die achtzehn Zweitligisten nur 4,075 Millionen Euro Ablöse. Umgerechnet auf alle beteiligten Klubs wären das gerundete 226.000 Euro pro Verein. Nimmt man allerdings den großen Krösus Hertha (3,1 Millionen Euro Ablöse) und mittelgroßen Krösus Bochum (650.000 Euro) – also die beiden Absteiger – aus dem Spiel, so zeigt sich erst das ganze Bild:

Ganze 75.000 Euro zahlen alle der übrigen sechzehn Zweitligisten zusammen an Ablöse – für immerhin 158 Spieler. Macht 471 Euro pro Spieler oder 4687,50 Euro pro Verein. Und auch das ist ein verzerrtes Bild, denn zwölf der Zweitligisten müssen oder wollen sich ohne einen einzigen Cent Ablöse verstärken.

Egal wie man es dreht und wendet: Es ist offensichtlich, dass deutsche Zweitligisten in dieser Saison das Geldsäckel fest verschlossen halten. Vermutlich deshalb weil es in den meisten Fällen eh nichts zu bieten hat als Spinnweben und gähnende Leere.

The end of the football as we know it (and I don’t feel fine)

Ob Punta Arenas im Süden Chiles, ob Budapest, ob Clausthal-Zellerfeld oder Wladiwostok. Ob Kreisliga oder Weltmeisterschaftsfinale, ob arm oder reich: Wo immer 22 Menschen einen Rasenplatz betreten, um miteinander und gegeneinander Fußball zu spielen, tun sie das nach den gleichen, einfachen Regeln. Anstoß, Abstoß, Tor, Ecke, Aus, Foul, Hand, Gelbe Karte, Rote Karte und, als komplizierteste Regel obenauf: Das Abseits. Mehr braucht es nicht, um das weltweit beliebteste Spiel zu spielen.

Noch, jedenfalls. Wenn sich nämlich die durch die Fehlentscheidungen in Südafrika in Aufregung versetzten Hysteriker durchsetzen – und in Anbetracht des Ausmaßes des derzeitigen Regeländerungshype ist das leider wahrscheinlich – so werden wir recht bald das Ende des einfachen, für alle gleichen Fußballs erleben.

Videobeweis, Chip im Ball, Torkamera. Vernachlässigen wir einmal, dass Fehlentscheidungen schon immer zum Fußball gehörten wie Fehlpässe und Fehlschüsse. Vernachlässigen wir auch, dass es nicht mehr Fehlentscheidungen gibt als früher, dass wir sie nur besser sehen.

Videobeweis, Chip im Ball, Torkamera. Das Spiel wird sich drastisch verändern. Es wird Auszeiten geben, taktisch eingesetzte Ruhe- und Ordnungspausen. Warten auf den Videoentscheid, währendessen das Spiel von außen geordnet werden kann, das Maß an kreativer und taktischer Selbstveranwortung sinkt. Der Schiedsrichter wird zu einer Art Sub-Autorität, sein Wort gilt – nicht mehr. Endlose Diskussionen um Situationen, in denen auch ein Fernsehbild nicht weiter hilft – wer nicht nur zu WM Zeiten Fußball guckt, weiß, daß es davon in jedem Spiel genug gibt.

Videobeweis, Chip im Ball, Torkamera. Die einschneidendste Veränderung jedoch wäre die damit manifestierte Einführung des Zwei-Klassen-Fußball. Bei internationalen Turnieren, ob nun auf Vereins- oder Länderebene, wird es die technischen Neuerungen geben, natürlich. In der 1. Bundesliga sicher auch. Für die 2. Bundesliga wird die Montage von Torkameras und Videobeweismonitoren Pflicht werden, wie heutzutage eine Mindestanzahl an Sitzplätzen und die Rasenheizung. Das wird schon schwierig genug. In der 3. Liga, ja ebenfalls Profifußball, gehen die Vereine jetzt schon reihenweise pleite – abgesehen von den 2. Mannschaften der Erst- und Zweitligaklubs wird kein Verein das Geld für den nötigen technischen Schnickschnack übrig haben. Jenseits des Profifußballs? Kein Videobeweis in Clausthal-Zellerfeld, kein Chip im Ball in Leer, keine Torkamera in Selbach bei Gernsbach bei Baden-Baden.
Natürlich, so argumentieren Befürworter, dann gibt es das eben nur im Profifußball. Der aber fängt in Deutschland in der 3. Liga an, und wie ausgeführt, wird kein Drittligaverein sich derlei Mätzchen leisten können. Wer Gegenteiliges behauptet, hat leider nur Ahnung vom Hochglanzfußball und möge schweigen.

Aber selbst wenn wir außer Acht lassen, daß in Deutschland nur Teile des Profifußballs diese einschneidenden Veränderungen mitmachen könnten, wird das Bild wohl Allen klar, wenn wir mal den Blick über die Landesgrenzen hinaus wagen: Schon mal bei einem Zweitligaspiel in Chile gewesen? Bei einem Erstligaspiel in Minsk? Einem zentralamerikanischen Länderspiel? Wenigstens Vorstellungen davon, was dieses Vorhaben bedeuten würde?

Videobeweis, Chip im Ball, Torkamera. Die technischen Neuerungen werden den Fußball radikal verändern. Nicht nur in jenen, wenigen, Spielen, in denen diese Technisierung und die damit verbundenen massiv modifizierenden Einflüsse auf das Spiel als solches zum Tragen kommen wird. Sondern insbesondere der Unterschied zwischen jenen Spielen und den restlichen Spielen, die jeden Tag auf jedem Erdteil der Welt angepfiffen werden, wird eine für den weltweiten Siegeszug des Spiels ausschlaggebende Grundregel vernichten: Das Spiel ist nicht länger dasselbe, egal wo, wann und von wem es gespielt wird. Es wird einereits Regeln geben und andererseits Sonderregeln, die nur in bestimmten Fällen gelten, nur bei bestimmten Spielen.

Probleme mit dem modernen Fußball? Dann viel Spaß mit dem postmodernen Fußball.

Nachschlag: How to kill your Community II

Der Rauch legt sich langsam und der Blick wird freier – so könnte man denken. Tatsächlich aber bleibt alles unklar um die Umwandlung des offiziellen FC Forums. Besonders die Motivation des 1. FC Köln bleibt nach wie vor nebulös, was wohl daran liegt, daß der Verein es nicht für nötig erachtet, sich offiziell zu äußern.

Fakt ist, daß sich Admin und Moderatoren geäußert haben und eine Änderung der vorgesehen Praktik, daß nur zahlende Mitglieder des Vereins Zugang haben sollten, in Aussicht gestellt haben. Allerdings werde der Zugang in jedem Fall personalisiert werden, das heißt zum Beispiel nur über per Post zugesandte Passwörter möglich.

Darüber hinaus gibt es ein Statement, das davon berichtet, daß vor geraumer Zeit zwei Möglichkeiten im Raum gestanden hätten: Entweder das Forum würde ganz geschlossen oder eben in ein Forum mit personalisiertem Zugang umgewandelt. Dann aber habe es “Vorkommnisse” gegeben, die die Vereinsführung dazu bewogen hätten, das auch ein personalisierter Zugang nicht restriktiv genug sei.

Da öffnen sich alle Türen zum Reich der Spekulation. Andeutungen und Hinweise für die Motivation sowohl bezüglich des ursprünglichen Plans als auch für die dann erfolgte Verschärfung gibt es allerdings einige. Und sie sind fast alle unschön.

Die mögliche Motivation:
Beleidigungen und persönliche (verbale) Angriffe auf Vereinsangestellte – also sowohl Vereinsführung als auch Spieler – habe es gegeben und müssten unterbunden werden, so der Fanbeauftragte Rainer Mendel. In der Tat wurde nach manch verlorenem Spiel der Rauswurf des einen oder anderen Spielers gefordert, auch mit drastischen Worten – wie es auf jeder Fußballtribüne der Welt geschieht. Offenbar haben sich die Herren aus der Vereinsführung schon lange nicht mehr unter das Volk gemischt.
Es gibt allerdings Hinweise, daß es möglicherweise um mehr als nur ein schnödes, vulgärer formulierteres “Soldo raus!” oder ähnliches geht. Ein Thread im alten Forum, der mit Präsident Overath äußerst kritisch umging, wurde seinerzeit angeblich auf Betreiben des Vereins gelöscht. Dabei ging es weniger um niveaulose Beleidigungen, sondern um Kritik an Overaths Manier, den Verein mit nicht sonderlich kompetent erscheinenden Freunden (Stefan Engels, Jürgen Glowasz) und zweifelhaften Klüngelkönigen (So wurde Lothar Ruschmeier in den Aufsichtsrat gehievt) zu durchsetzen. Eine Personalisierung des Forums zur Vermeidung von sachgemäßer Kritik?

Noch gruseliger sind Gedanken, die zwangsweise entstehen müssen, wenn man sich durchliest, was eine Handvoll FC Fans, die als Reaktion auf Emails an den Verein vom selbigen am Freitag angerufen wurden, berichten: “Der FC hat sich zu diesem Schritt entschlossen aufgrund persönlicher Beleidigungen gegüber Spielern und Offiziellen des FC’s, des Weiteren wurde im alten Forum die Führungspersönlichkeiten anderer Bundesligavereine beleidigt und so ein Verhalten kann und will vom FC nicht geduldet werden.” gibt User THC-Ben eines dieser Gespräche wieder. Die Zerschlagung der eigenen Community aus vorauseilendem Kadavergehorsam gegenüber Dietmar Hopp und dessen völlig unangemessener Dünnhäutigkeit und noch unangemessenerem Streben nach Sonderbehandlung? FC, mir graut vor Dir.

Sollten diese Begründungen tatsächlich die Ursache für den Plan, das Forum zu personalisieren sein, bleibt allerdings immer noch die Frage, warum ein nicht angemeldeter User dann nicht in der Lage sein darf, im neuen FC-Forum mitzulesen. Die Verhinderung anonymen Schreibens kann möglicherweise mit der Sorge vor Rechtsunsicherheit in den oben aufgeführten Fällen begründet werden, das Verhindern anonymen Lesens nicht. Der einzige Beweggrund, der mir dafür einfällt, ist ein Versuch des FC, die Forumsuser auf diesem Weg zur Mitgliedschaft zu drängen und somit zur Kasse zu bitten. Oder aber: Die pure Inkompetenz und die damit verbundenen Unwissenheit über den Unterschied zwischen Lesen und Schreiben.

Die Fehler:
Was auch immer man von dem ganzen Vorhaben halten mag, feststeht, daß die Art und Weise des Vorgehens ein ungeheures Maß von Inkompetenz und Ahnungslosigkeit offenbart. “Die 1 in 1.FC Köln steht eindeutig für Web1.0.” sagt Max-Jacob Ost und ich bin mir nicht sicher, ob der FC es überhaupt schon bis zum Web 1.0 geschafft hat. Eine dermaßen aktive und vitale Community, für die andere Vereine oder Unternehmen einiges geben würden, wenn sie nur die Möglichkeit hätten, sie zu erlangen, zu opfern, statt auf sie aufzubauen ist ein deutliches Zeichen dessen, daß der Verein offenbar keinerlei Ahnung vom vorhandenen Potential hat. Die hysterische Angst, die der Verein offenbar vor in einem Forum getätigten Meinungsäußerungen hat, festigt diesen Eindruck. Daß der Verein dabei offensichtlich auf Leute wie Konstantin NevenDuMont hört, der sich im Forum des Kölner Stadtanzeiger damit brüstet, dem FC eine Realnamenvariante, die seiner Meinung nach so oder so die Zukunft in Internetforen sein wird, nahegelegt zu haben, um “undementierte Unwahrheiten” zu verhindern, macht die Sache keineswegs besser.

Hätte der FC tatsächlich allein Sorge davor gehabt, daß Stil und Niveau des Forums dermaßen aus dem Ruder laufen, daß Klagen nicht zu verhindern gewesen wären, so wäre der erste Schritt gewesen, dafür Sorge zu leisten, daß von den acht Moderatoren tatsächlich acht und nicht nur zwei bis drei ihrer Aufgabe nachkommen. Die ehrenamtlichen Moderatoren werden mit einer Dauerkarte belohnt (wollen wir hoffen, daß sie daneben aus eigenen Stücken auch noch Vereinsmitglieder sind, sonst haben sie Schwierigkeiten sich im neuen Forum anzumelden), das sollte doch eigentlich reichen sie dazu zu motiveren.

Auch die Idee, eine Community zu einem solchen Schritt innerhalb einer Tagesfrist zu bewegen ist von einer solch großen Abwegigkeit, daß Kopfschütteln alleine nicht mehr reicht. Wie, lieber FC, habt Ihr Euch das vorgestellt? “Hallo User, bitte verlasst Euer über Jahre angestammtes virtuelles Heim jetzt, werdet schnell Mitglied und dann sehen wir uns in einer halben Stunde drüben”? Könnt Ihr nicht mal jemanden einstellen, der sich in seinem Leben schon mal im Netz bewegt hat, und sei es vor zehn Jahren mit einer 15-Freistunden-AOL-CDRom? Der hätte mehr Ahnung als Ihr. Und ja, das war eine Beleidigung – ich sag es nur, da zu befürchten steht, daß Ihr nicht mal das wißt.

Die Chance:
Wie schon erwähnt, ist ein Großteil der aktiven User flugs ausgezogen und hat ein eigenes vorläufiges Forum aus dem Boden gestampft. Eine Community, von Fans für Fans, entsteht und die dabei ablaufenden Prozesse sind faszinierend zu beobachten: Ein kanadischer Server steht bereit, hektisch wird am neuen Design gebastelt, Fragen der inneren und äußeren Selbstverwaltung und des selbstbestimmten Umgangs miteinander werden diskutiert. Manch bislang als Schreihals bekannter User findet sich plötzlich in Diskussionen um das Für und Wider von Moderation wieder, in der er sich gezwungen sieht, ganz andere Standpunkte einzunehmen als bislang. Eigenverantwortung ist ein gar hübsches Pflänzchen und die damit einher gehenden notwendigen und sicher auch anstrengenden basisdemokratischen Prozesse sind nicht nur mehr Web 2.0 als es der FC bislang jemals war, sondern werden auch dann Blüten tragen, wenn der Versuch, dieses Forum von Fans für Fans aufrecht zu erhalten auf mittel- oder langfristige Sicht scheitern sollte. Bislang sieht es danach aber nicht aus, im offiziellen neuen Forum gibt es derzeit 1121 Anmeldungen, im inoffiziellen 2885 Mitglieder. Klarer Punktsieg für die Fans also.

Der FC selbst wird auf diesem Wege freilich keine Einflußmöglichkeit mehr auf seine Fans haben, sollte das Experiment gelingen. Und das scheint gut so zu sein, denn offenbar ist es dringend notwendig, daß der Vorstand des Vereins daran erinnert wird, daß die Fans mehr sind als Kunden, die jederzeit zur Schlachtbank geführt werden können. Neue Kunden nämlich lassen sich an jeder Ecke rekrutieren. Fans nicht.

Religiöse Fanatiker und Propagandisten bestrafen

Sonntagabend, Johannesburg, 22.15 Uhr South Africa Standard Time: Sechs Minuten zuvor hat Abwehrspieler und Kapitän Lucio mit dem 3:2 den Confederations-Cup zugunsten Brasiliens entschieden. Und dann begann die große Propagandashow: Der gläubige Christ gab sich nicht damit zufrieden in einem mehr oder minder stillen Gebet seinem Gott zu danken, nein, er und eine Reihe ihrem Kapitän folgende Jünger hatten nichts besseres zu tun als sich T-Shirts mit der Aufschrift “I love Jesus” überzustreifen und anschließend die komplette Mannschaft zum gemeinschaftlichen Singes- und Betkreis auf die Knie zu zwingen.

Verstehen wir uns nicht falsch: Wer meint, er persönlich müsse Gott, Allah, Jhwe, Buddha, Odin oder Gandalf dafür danken, daß dieser ausgerechnet ihm den Sieg schenkte, möge das tun, so schwachsinnig das auch sein mag. Wer glaubt vor dem Betreten des Rasens ein schnelles Bekreuzigen, ein Gebet zum Himmel, ein kleines Tänzchen mit Gänseblümchen im Haar oder welche anderen abergläubischen Rituale es sonst noch geben mag, ausführen zu müssen, um eine imaginäre Märchenfigur gnädig zu stimmen, auf das man von Verletzungen verschont bleibe – bitte schön, wer es braucht.

Vor Millionen von Zuschauern aber eine aggressiv missionierende Propagandashow abzuziehen, deren einziger Sinn und Zweck darin besteht, die enervierenden Legenden und Märchen der tief im Blut watenden religiösen Verbrechersyndikate unters Volk zu bringen – kein Verständnis und auch keine Toleranz. Und die FIFA hat dies auch schon längst in Regel 4 festgelegt: “Spieler dürfen keine Unterleibchen mit Slogans oder Werbeaufschriften zur Schau tragen. Die vorgeschriebene Grundausrüstung darf keine politischen, religiösen oder persönlichen Botschaften aufweisen.”

Seit gestern ist klar: Diese Regel darf nicht nur für die 90 Minuten gelten, sondern muß auch auf die Halbzeitpause und die Zeit nach dem Schlußpfiff bezogen sein. Und: Lucio und seine Jünger müssen empfindsam bestraft werden.

Europäischer Fußball aus England

Vor einigen Jahren noch geisterte ein Schreckgespenst durch die Köpfe ergrauter Fußballfunktionäre. Genau genommen schreckte es sie selbst keineswegs, die €-Zeichen Franken-, DM-, Lire-, Peseten- und Pfund-zeichen in den Augen der Herren blinkten in allen fröhlichen Farben. Die Europaliga sollte kommen und das große finanzielle Glück mit sich bringen.

Und damit war mitnichten die ab nächster Spielzeit eingeführte Europa League, der Ersatz für den “Cup der Verlierer”, gemeint. Nein, die europäischen Spitzenmannschaften sollten in einem geschlossenen Ligabetrieb dauerhaft gegeneinander spielen und somit nicht nur eine Art von Europameister küren, sondern vor allem viel Geld generieren. Später schloßen sich die grauen Herren im Verbund der G14 zusammen und scheiterten ein letztes Mal im Frühjahr 2006 mit dem Versuch die Qualifikation zur Champions League via Meistertitel (bzw. den Platz 2 – 4) abzuschaffen.

Längst jedoch ist die Idee umgesetzt. Die Europaliga existiert, sie nennt sich “The Big Four” und spielt in der Premier League in England. Drei der Big Four stehen im Champions League Halbfinale, nur Liverpool schied schon im Viertelfinale aus (gegen Chelsea, also einen der drei anderen) – mit englischem Fußball hat das trotzdem nichts zu tun.

Von den 40 Spielern, die von den drei Vereinen im Rückspiel des Viertelfinales eingesetzt wurden, stammen: 8 aus England, 6 aus Frankreich, 4 von der Elfenbeinküste, je 3 aus Brasilien und Portugal, 2 aus Holland und Serbien, sowie je 1 Spieler aus Polen, Kamerun, Spanien, Togo, Dänemark, Irland, Wales, Bulgarien, Tschechien, Ghana, Deutschland und Argentinien.
Die Trainer der drei Mannschaften kommen aus Frankreich, Schottland und Holland. Chelsea FC gehört einem Russen, Manchester United einem US-Amerikaner.

Nun gut, könnte man sagen, die besten Spieler der Welt gehen nun mal dahin, wo das Geld ist, daß es – auch wenn es das gute alte Kick & Rush auch unter anderen Umständen heute so vielleicht nicht mehr geben würde – einen Unterschied zwischen englischem Fußball und Fußball aus England gibt, ist da eine normale Folgeerscheinung.
Mit dem Kick & Rush verschwand allerdings auch alles, was englischen Fußball ausmachte und ihn zum Protagonisten des neuen Corporate Football machte: Es wird kaum noch gesungen, die Stimmung wird allen Ortens als mau bezeichnet, die Ticketpreise sind unbezahlbar, Schwalben – einst ein großes Tabu in England – werden geduldet und und und.

Der englische Fußball ist, zumindestens aus der Spitze, verschwunden. Eine neue oder veränderte und möglicherweise bereicherte Identität, jenseits von globaler Beliebigkeit, ist nicht auszumachen.

Heute abend spielen Manchester United und Arsenal London um den Einzug ins Finale der Champions League. Hoffen wir auf guten Fußball – denn wer sich von den beiden am Ende durchsetzt, ist völlig egal.

Hoffenheim: Gebühr, keine Strafe

Durch die Zahlung einer lächerlich geringen Gebühr von 75.000 Euro (sowas zahlt Hoffenheim aus dem Groschenfach seiner Portokasse) ist es dem Baden-Württemberger Projekt gelungen, eine Strafe für das Doping-Vergehen, die auch eine Strafe wäre, abzuwenden. Weder wurden die betroffenen Spieler Ibertsberger und Janker, wie in anderen Ländern in vergleichbaren Fällen geschehen, mit einer langen Sperre versehen, noch gab es den erwarteten Punktabzug.

Der eigentliche Skandal liegt aber in der Begründung, die das Sportgericht des DFB ablieferte, um diese gezielte Bagatellisierung des Vorgangs schönzureden: “Die Beweisaufnahme hat ergeben, dass in diesem konkreten Fall kein klassisches Dopingvergehen wie zum Beispiel Sportbetrug, Einnahme verbotener Stoffe zur Leistungssteigerung, Anwendung einer verbotenen Behandlungsmethode oder die Weigerung, sich einer Kontrolle zu unterziehen vorliegt” sagte der Vorsitzende Hans E. Lorenz.

Das muss man mir erklären. In der ganzen Sache geht es darum, dass die beiden Hoffenheimer Spieler zehn Minuten ungestört und unbeobachtet waren, bevor sie sich herabliessen, bei der Doping-Probe zu erscheinen. Zehn Minuten, die in der Welt des Dopings und der Vertuschung von Doping nicht eine Welt bedeuten, sondern eine ganze Galaxie. Wie also kann das Sportgericht beweisen, daß es in diesen zehn Minuten zu keinem Sportbetrug und zu keiner Vertuschung kam?

Dem DFB scheint es offenbar egal zu sein, daß sich der Verdacht der Kungelei mit dem neuen schicken Pferd im Stall immer mehr verbreitet. Oder er setzt darauf, mittels Kommunikationsherrschaft Kritik und Zweifel wegzubügeln.

Die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 finden statt in..

Australien
England
Mexiko
Indonesien
Japan
Katar
Niederlande / Belgien
Russland
Spanien / Portugal
Südkorea
oder
den USA.

Sind die vom Kicker wiedergegebenen Worte des Sonnenkönigs Joseph S. Blatter korrekt, so können wir Niederlande / Belgien sowie Spanien / Portugal direkt streichen, Doppelbewerbungen hätten diesmal keine Chance, so der FIFA -Chef.

Fünf der übriggebliebenen Konkurrenten kommen aus dem asiatischen Fußballverband (Australien, Indonesien, Japan, Katar und Südkorea), es steht also zu vermuten, daß eine der beiden Weltmeisterschaften an die AFC (Asian Football Confederation) geht. Dabei haben Südkorea und Japan vielleicht die schlechtesten Chancen, schließlich waren beide ja erst kürzlich Ausrichter. Daß sich die FIFA nach dem Abenteuer Südafrika und den Erfahrungen der UEFA mit den EM-Ausrichtern Ukraine und Polen noch einmal auf ein Land mit sagenwirmal schwieriger Infrastruktur wie Indonesien einläßt, ist eher nicht anzunehmen. Blieben also Australien und Katar – ja, Katar. Bekannt für große Fußballkunst und -kultur. Und Heimat von Mohamed Bin Hammam, FIFA Exekutivkomitee-Mitglied, Blatter Freund und Präsident der AFC. Nicht zu unterschätzen also.

Für die zweite WM stünden demnach also noch England, Mexiko, Russland und die USA zur Verfügung. Für europäische Fußballfreunde hüpft da das Herz, das Mutterland ist mal wieder ganz dicht dran. Dumm nur, daß es in diesem Quartett weder finanziell noch in Sachen Einfluss vorne ist. Und der Einfluss ist wichtig: Alles deutet darauf hin, daß Sonnenkönig Blatter die etwas absurde Idee, die Ausrichter beider Turniere auf einmal zu vergeben, im Hinblick auf den Sommer 2011 kam. Dann nämlich tritt er zum vierten Mal an, um zum FIFA Präsidenten gewählt zu werden. Und da kommen die Stimmen von gleich zwei glücklich gemachten Landesverbänden und zufrieden gestellten Kontinentalverbänden zum rechten Augenblick (Die Entscheidung über die Ausrichtungen wird im November 2010 fallen).

Optimistische Prognose: Australien und England.
Pessimistische Prognose: Katar und USA.

Revolution abgewendet

Beim Hamburger Sportverein bleibt alles wie gehabt. Bei der gestrigen Aufsichtsratswahl wurden alle Kritiker des Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann nicht gewählt. Zu den erfolglosen Kandidaten gehörten auch vier Mitglieder der Supporters, die sich zur Wahl gestellt hatten. Weder Spiegel-Redakteur Manfred Ertel noch Vorsänger und Capo JoJo Liebnau, zwei der vier Vertreter der aktiven Fans, konnten genug Stimmen unter den 4893 anwesenden Mitgliedern sammeln. Rund um die Kandidatur Liebnaus kam es um Vorfeld zu recht amüsanten und letztenendes erfolgreichen Versuchen, über die Presse Stimmung gegen den Mann am Megaphon zu machen. So erblödete sich das Hamburger Abendblatt nicht, anläßlich des Spiels gegen den Erzrivalen Werder Bremen den blatteigenen “Polizeireporter Sascha Balasko” vor Ort zu schicken, welcher “von Liebnau initiierte Schlachtrufe und -Gesänge” registrierte:

* „Scheiß Werder Bremen“ (6x)
* „Bremer Hurensöhne“ (4x)
* „Tod und Hass dem SVW“ (3x)
* „Alle soll’n es wissen, Werder ist beschissen“ (2x)
* „Wiese ist ein Hurensohn – Du Wichser“ (2x)
* „Asoziale Bremer, Ihr schlaft unter Brücken (…)“ (1x)
* „Eins kann uns keiner nehmen, das ist der Hass auf Werder Bremen“ (1x)

Dann wählten die Mitglieder doch lieber Sergej Barbarez, seines Zeichens Unioner Rostocker Dortmunder Leverkusener Hamburger Urgestein, der auf der gestrigen Mitgliederversammlung freilich unumwunden zugab: “Bilanzen kann ich keine lesen, weiß aber, wie das Geschäft läuft”.
Ob Barbarez der richtige Mann ist, um zu verhindern, dass die 97 € Eintrittspreis, die einige HSV Fans für das oben erwähnte Derby gegen Werder zahlen mussten, zur Norm werden, muss bezweifelt werden.

Liebe Berliner Zeitung,

… das ist ein interessanter Artikel in Eurer heutigen Printausgabe über die finanziellen Schwierigkeiten des Berliner Regionalligisten Türkiyemspor. Daß die vor der Saison erwarteten Probleme für die neuformierte Dritte Liga gar nicht da, sondern in der vierten Liga auftreten, und in der nächsten Saison durch eine Reduzierung der Fernsehgelder von 160.000 Euro auf 90.000 Euro noch verschärft werden, zum Beispiel. Oder daß nicht nur Türkiyemspor, sondern auch andere Vereine wie Altona 93 einen Rückzug in Liga 5 in Erwägung ziehen. Und daß dem DFB dazu nichts anderes einfällt als “Es wird keiner gezwungen, in dieser Liga zu spielen” (Zitat Helmut Sandrock) – der gleiche DFB, der dem finanziellen Kampf der Regionaligisten gerne einen Strich durch die Rechnung macht, indem er z.B. publikumsträchtige Spiele wie das Spiel Altona 93 gegen den 1. FC Magdeburg an einem stinknormalen Mittwoch um 14.00 Uhr ansetzt (!!).

Vielen Dank also für den Artikel, liebe Berliner Zeitung. Und: bitte mehr davon.

Warum ihr aber in der Unterüberschrift behauptet, Türkiyemspor könne “sich die Dritte Liga nicht mehr leisten”, wo doch von der Regionalliga, also der Vierten Liga, die Rede ist, bleibt Euer Geheimnis, oder?