Zum Glück geht mich das alles gar nichts an. Ist ja nicht mein Verein. Und dazu noch nicht mal einer, der besonders hoch in der Rangliste meiner Wertschätzung steht. Aber wundern, wundern tut es mich schon. Die Vorkommnisse selbst, aber auch die von mir wahrgenommene Reaktion.
Die Rede ist vom deutschen Vorzeigeverein, dem FC Bayern München und den Auseinandersetzungen zwischen Vorstand und Fans.
Ich bin viel zu weit weg, als dass ich mir in der Sache, bzw. den Sachen, die da von allen Seiten be-stritten werden, ein Urteil leisten wollte oder könnte. Das ist nun auch wirklich nicht meine Baustelle. Liebe Bayern, macht nur, zerfetzt Euch gegenseitig, wenn Ihr unbedingt müsst. Was ich allerdings nicht verstehe, und auch wenn es so aussehen mag, möchte ich damit den schwarzen Peter keineswegs ausschließlich in Richtung Vereinsführung schieben, ist das stümperhafte Kommunikationsverhalten der Selbigen.
Sicher, die beiden Fälle, die für den Streit sorgen, sind sehr unterschiedlich. Die Verpflichtung eines von Teilen der aktiven Fanszene zur Persona Non Grata erklärten Spielers zu erklären, mitzuteilen, vielleicht gar schmackhaft zu machen, ist schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Und ja, bei jedem Transfer die Fans zu befragen, ist nicht nur unmöglich, sondern gewiss auch kontraproduktiv. Im Fall der potentiellen weiteren finanziellen Unterstützung des TSV 1860 sehe ich mehr Spielraum, denn Sachargumente bieten die Möglichkeit das mit- oder gegenstreitende Gegenüber abzuholen, mitzunehmen.
Wie gesagt: In den Streitfällen will ich gar keine Position beziehen. Der Streit selbst allerdings ist merkwürdig: Er findet nämlich gar nicht statt, jedenfalls auf der einen Seite. Und diese Seite wundert sich nun in empörten Worten darüber, dass der Streit eskaliert. Wird nicht in jedem mittelmäßigen Unternehmensberaterseminar die Lehre von der Wichtigkeit der Kommunikation wiederholt, bis das Bullshitbingothermometer in viele tausend Stücke zerspringt? Kann wirklich die Notwendigkeit bestehen, der Führung des FC Bayern diesbezüglich ein Memo zu schicken? Im Jahr 2011?
Dass es im Verein schon seit vielen Wochen rumort, kriegt man sogar in Berlin mit. Warum, weshalb, weswegen – nicht nur nicht mein Bier, sondern vor allem: Nebensächlich. Nicht nebensächlich: In dieser Situation veröffentlicht der Club Nr. 12, wenn ich das richtig verstanden habe, eine Art der Dachverband der Fanclubs des FC Bayern, in Sachen möglicher Löwen-Unterstützung einen offenen Brief an die Vereinsführung, in Persona Uli Hoeneß, der im Thema zwar klar und deutlich ist, im Ton meiner Meinung aber nach recht sachlich. Unterzeichnet von 130 Fanclubs. Und dann: Ohne jegliche Reaktion seitens der Vereinsführung.
Ähm. Und diese Vereinsführung wundert sich dann, wenn der Streit eskaliert? Ginge man davon aus, sie wäre auf der Höhe der zeitgenössischen Kommunikationserkenntnisse, so müsste man vermuten, sie suchte mit dieser Nichtreaktion den Konflikt. Als wüßte sie nicht, wie immanent wichtig Identitätspolitik für einen Fußballverein (der ja lobenswerterweise tatsächlich noch ein Verein ist) ist, als wäre es völliges Erkenntnisneuland, dass Fußballfans anders behandelt werden müssen als Kunden an der Wursttheke, da ihre Anwesenheit und ihr Verhalten mit zum Produkt gehört, es aufwertet.
Ohne Frage ist die Empörung über die als Reaktion auf die Nicht-Reaktion gewählten Worte auf Spruchbändern und Transparenten verständlich. Die Wut aber, die hinter den Worten und den vielen, vielen umgedrehten Zaunfahnen steckt, die haben sie sich zu einem nicht geringen Teil selbst zuzuschreiben.
Lese ich allerdings Nichtreaktions-Reaktion-Reaktionen in den verschiedenen Bayern-Blogs, die ich besuche, muss ich mich fragen, ob ich das alles richtig verstanden habe. So schreibt zum Beispiel das von mir geschätzte Fernglas FCB sinngemäß, dass Kritik ja durchaus in Ordnung sei, aber niemand erwarten könne gehört zu werden. Und dann eben geschwiegen und hingenommen werden müsse, dafür gäbe es ja einmal im Jahr eine Mitgliederversammlung. Hm, vielleicht fehlen mir zum Verständnis des allgemeinen und insbesonderen Miteinander beim Rekordmeister, zum Verständnis des Münchner Oben und Unten, bayrische Gene.
Soll ja meine Sache auch nicht sein. Versprochen, ich halts dann zukünftig wieder mit Knorkator.
Dann hast Du mich falsch verstanden, denn das war nicht der Sinn meiner Zeilen.
Mein Artikel bezog sich auf die zunehmende (versuchte) Einflussnahme einer bestimmten Gruppe innerhalb der Fans auf die Politik des Vereins. Und DAFÜR gibt es die Möglichkeiten, die ein Klub-Mitglied nutzen darf. Ich habe auch nichts gegen Protest – aber nicht in dieser unsachlichen Form und nicht zu allem, was der Verein zu entscheiden hat (z. B. Spielerverpflichtungen).
Im übrigen gebe ich Dir was die Kommunikationsdefizite beim FCB angeht Recht. Das hätte man im Vorfeld eleganter lösen können (wie die gestrige Pressemitteilung zeigt).