Steffen Simon, Randaleur

Wer sich hin und wieder die ARD Sportschau ansieht, weiß, dass es immer wieder eine besondere Härteprüfung der eigenen Guckbereitschaft ist, wenn Steffen Simon, seines Zeichens Chef des Janzen, das Mikrophon ergreift und die Zusammenschnitte selbst kommentiert.

Deswegen lohnt es sich eigentlich nicht auf verbale Fehltritte Simons besonders einzugehen, in diesem Fall will ich aber eine Ausnahme machen, da mir scheint, dass der gute Herr Simon hier nicht einfach nur seinen üblich Unsinn redete, sondern einer Agenda propagandistisch den Boden bereitete.

Konkret geht es um das Ruhrgebietsderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04. In der zweiten Halbzeit war es, da zeigte das Bild einige vermummte Schalke 04 Fans, ganz vorne am Zaun stehend, die Arme durch das Gitter gesteckt und in den Händen weiße Bengalos haltend. Also: Zwar im Block stehend, die Bengalos aber außerhalb abbrennend. Nun mag man ja auf die Gesetzeslage hinweisen und überhaupt jegliche Form von Pyrotechnik in Fußballstadien ablehnen, eine Position, für die ich durchaus Verständnis habe, auch wenn ich sie nicht zur Gänze teile. Das soll hier aber gar nicht das Thema sein.

Genauso wenig wie Simons erster Kommentar zu den gezeigten Bildern, der da lautete, dass zu diesem Zeitpunkt “einige Schalke 04 begannen zu randalieren”. Ich kann das nicht beurteilen, denn ich würde es Steffen Simon durchaus zutrauen, dass er Bilder kommentierte, die ich – als Zuschauer der von ihm verantworteten Sendung – gar nicht zu sehen bekam. “Randale” jedenfalls wurde nicht gezeigt, aber wer weiß, vielleicht fand sie ja zu diesem Zeitpunkt irgendwo anders statt.

Was mich wirklich ärgerte, war der zweite Kommentar. Da kündigte Simon den “Randalierern” böse Konsequenzen an: Wer sich so verhalte, müsse sich nicht wundern, wenn es dann in Zukunft, als Folge dieses Handelns, nur noch Sitzplätze gebe.

Und das ist dann der Punkt, an dem ein Aufschrei, auch wenn er nur in einem kleinem Popelblog erfolgt, notwendig wird: Nein, Herr Simon, die Versitzplatzisierung ist keine Konsequenz aus angezündeten Bengalos. Sie findet statt, weil die von Verbands- und Vereinsfunktionären und Fernsehonkeln, wie Sie es sind, gewünschte Umwandlung eines Stadionbesuchs in unbezahlbare Eventerlebnisse in Multifunktionsarenen mehr Geld in die Kasse spült. Weil ein pluralistisches und mündiges Publikum schlechter kontrollierbar ist. Weil nur eine tote Kurve eine gute Kurve ist, ein Eigenleben von Fußballanhängern nicht erwünscht ist.

An Ihre Inkompetenz in Sachen sportliche Berichterstattung haben wir uns gewöhnt, Herr Simon. Wenn Sie nun auch noch anfangen, in propagandistischer Absicht den Sportzerstörern das Wasser zu reden und in bundesdeutscher Fußballkultur herum randalieren, sind Sie nicht länger tragbar.

[Update: Grad gesehen: Auch die 5 Freunde im Abseits haben sich des Themas angenommen.]

4 Antworten auf „Steffen Simon, Randaleur“

  1. War mir auch unangenehm aufgefallen… …vor allem mit dem Beisatz, dass die “jungen Menschen kaputt machen würde, was über Jahrzehnte aufgebaut worden wäre” (sinngemäß). In der Vorberichterstattung vom Derby Anno irgendwann wurden aber Leute mit Bengalos gut sichtbar mitten im Block gezeigt.

    1. Ah, das ist mir entgangen, aber ein wunderbares Beispiel für die Doppelmoral mit der in Sachen Bengalos gearbeitet wird. Und für Simons Quatschrederei.

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