[Update 29.5.11: Die dankenswerterweise in den Kommentaren aufgezeigten kleinen Fehler sind verbessert, sowie der FC Barcelona als diesjähriger Sieger nachgetragen]
Wie ich ja anläßlich des einen oder anderen Infografikmassakers schon erwähnte, haben die meisten Infografikmasskerideen ihren Ursprung in wilden Kneipendiskussionen zu fortgeschrittener Stunde. Diesmal ist alles anders, die Idee für diese kleine Grafik nämlich ereilte mich per Email. Gestern Vergangene Woche Vor fast einem halben Jahr war es, dass mir unser aller Trainer die Idee unterbreitete, doch mal was zu den Austragungsorten der Europacupfinals zu machen. Ein hübscher Gedanke, wie ich fand, auch wenn er zu jenem Zeitpunkt aufgrund vielschichtiger andersweitiger Verpflichtungen nicht durchführbar war. Vor meinem inneren Auge erstanden Wahrzeichen, das Kolosseum in Rom, die Marienkirche in München, das Belgrader.. ähm.. die Gelsenkirchener.. na… öhm. Nicht immer ist der erste Gedanke ein guter Gedanke.
Dann war da der landesweit bekannte Choleriker aus München, der immer wieder mal von seiner Fußballmannschaft forderte, sich unbedingt für die kommende Champions League-Saison qualifizieren zu müssen. Aus verschiedenen verständlichen Gründen. Und eben auch, da der Austragungsort des Champions League-Finales der kommenden Saison eben München heißt. Und was gebe es schöneres, als die begehrteste europäische Trophäe auf Vereinsniveau im eigenen Stadion zu gewinnen? So wie einst… ähm.. ja?
Dank dieser kleinen Infografikmassakergrafik ist es dem geneigten Leser nun möglich, die Antwort auf diese Frage hopplahopp aus dem Ärmel zu schütteln: 1956/57 gelang dies Real Madrid und 1963/64 Inter Mailand. Nicht allzu oft also, möglicherweise hat Herr Hoeneß die Notwendigkeit dieses Unterfangens ein klein wenig übertrieben, was ja sonst gar nicht seine Art ist.
Das Kunststück, den Pokal der Landesmeister / die Champions League im eigenen Land zu gewinnen, gelang hingegen mehreren Mannschaften: Manchester United und der Liverpool FC gewannen im Londoner Wembley-Stadion (den Engländern ist es natürlich unmöglich im eigenen Stadion zu gewinnen, da, wie auch in Frankreich, alle Endspiele im Nationalstadion stattfinden – 02/03 war eine Ausnahme, die dadurch zustande kam, dass das Wembley-Stadion zu jener Zeit in Schutt und Asche lag, um dem Neubau zu weichen), Ajax Amsterdam gewann 71/72 im Rotterdamer De Kuip, der BVB aus Dortmund 96/97 in München und Juventus Turin 95/96 in Rom.
Und noch etwas tritt durch diese Grafik zu Tage: Drei Vier Mannschaften glückte das Kunststück, den Titel zu verteidigen, wenn er das nächste Mal in der Stadt vergeben wurde, in der sie ihn zuvor gewann: Real Madrid in Brüssel, dem AC Milan in Athen, Liverpool in Rom und der FC Barcelona in London. Barcelona hat die Chance, sich am morgigen Samstag in diese illustre Gruppe einzureihen. Und Dortmund hat sich zumindestens die Chance gesichert, das gleiche zu tun, nächstes Jahr im Mai.
Ein paar Worte zur Legende: Die Größe des Stadtwappens – sowie des Kreises auf der Karte – zeigt an, wie oft die jeweilige Stadt Final-Gastgeberin war.
Die Städtenamen sind auf Deutsch, bei den Stadion- und Vereinsnamen habe ich mir Mühe gegeben, sie in der jeweiligen Landessprache aufzuschreiben. Stadien, die umgebaut und/oder umbenannt wurden, sind dementsprechend gekennzeichnet, Stadienneubauten neu aufgeführt.
Eine Frage hätt ich noch: Warum war Wien zwischen 87 und 95 dreimal Gastgeber? Gibt es für dafür eine nachvollziehbare Erklärung?
Nach dem Klick öffnet sich die Grafik in größerer Ansicht.
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Hach! Wunderbar, jetzt weiß ich, wie ich die Zeit bis zum Finale verbringe.
Und wenn ich die Grafik hundert Mal durchgesehen und noch immer keinen Fehler gefunden habe, befasse ich mich mit der Wienfrage.
Ein Hinweis? War vielleicht das hier ausschlaggebend?
“Die ellipsenförmige Dachkonstruktion, mit einer Auskragung von ca. 50 Metern zur Stadionmitte, stammt aus dem Jahr 1986.”
Quelle.
Oder im weiteren Sinne: Die gerade abgeschlossene Renovierung von 1984-1986 und somit der Status als eines der zu jener Zeit modernsten Stadien in ganz Europa?
Quelle.
Der Klugscheißer in mir möchte was sagen …wurde aber von den anderen inneren Stimmen, ähm, einstimmig, ähm, überstimmt.
Deshalb nur: Toll!
Hmm @trainer baade,
ich find das nicht schlüssig genug. Also: Modernisiert, und deswegen gabs das eine Endspiel – Sehr schlüssig, gibt es in anderen Fällen auch. Aber gleich drei in acht Jahren? Das, finde ich, läßt sich doch eigentlich mit einem modernen Stadion nicht erklären.
@Jens,
Nur zu, nur zu, Klugscheisserei ist in diesem Blog ausdrücklich willkommen.
Keine Experimente… … sagte sich die Uefa zwischen 1987 und 1996 und vergab die Endspiele nur in die schönsten und symbolreichsten Tempel, gegebenenfalls auch mehrfach. Dazu zählten das Camp Nou, das Praterstadion, Wembley, die Olympiastadien in München, Athen und Rom sowie nicht zu vergessen das Stadio San Nicola zu Bari und das Stuttgarter Neckarstadion. Noch Fragen?
Etwas ernsthafter:
“Nach einem kompletten Umbau wurde das Stadion im Jahre 1986 wiedereröffnet. Neu errichtet wurde das Dach für 60 000 Besucher, ein Rasen im Cellsystem und eine neue Flutlichtanlage. […] 1987 und 1990 ging das Meisterpokalfinale in Wien über die Bühne: FC Porto – FC Bayern München (2:1), AC Milan – Benfica Lissabon (1:0). 1993 widmete die Stadt Wien das Stadion posthum dem Ex-Internationalen (u.a. WM-Dritter 1954) und Trainerlegende (2 Mal Meisterpokalsieger mit Feyenoord und HSV, Vizeweltmeister mit den Niederlanden) Ernst Happel. Nach einer erneuten Umgestaltung fand 1994 die Wiedereröffnung statt. […] 1995 wurde das UEFA-Champions-League-Finale zwischen Ajax Amsterdam und AC Milan (1:0) in Wien ausgetragen.”
1995 ließe sich also möglicherweise mit einer neuerlichen Einweihung begründen. 1990 nicht.
@SPIELBEOBACHTER
Na gut: http://goo.gl/clGS8
Ok, wenn hier schon… …explizit zum Klugscheißen eingeladen wird, dann bitte: Du hast Milan 63/64 sowohl in Wien als auch in Mailand als Sieger stehen. Wikipedia sagt: 63/64 in Wien und 64/65 in Mailand.
Ansonsten ist das natürlich mal wieder ein großartiges Infografikmassaker und grafisch toll umgesetzt. Bin fast geneigt, es mir auszudrucken und über den Schreibtisch zu hängen. Sehr schön!
Und es war natürlich nicht Milan, sondern, wie du richtig geschrieben hast, Inter. Klugscheißen am Morgen…
Das.. ist keine Klugscheißerei, sondern leider notwendige Fehlerkorrektur, noch dazu sehr pädagogisch mit eigenem klitzekleinem Fehler versehen, damit ich nicht so schlecht aussehe. Wird korrigiert, danke.
Und noch ne kleine Flücktigkeitsfehler-Korrektur Nicht nur, dass St. Denis nicht zu Paris gehört: Das dortige Finale mit Barcelona als Sieger fand zum Ende der Saison 05/06 statt, nicht 04/05.
.. @Jens – Natürlich hast Du genau genommen recht, bezüglich Saint-Denis, da aber die UEFA selbst auch von Paris spricht und schreibt, haken wir Deinen Einwand mal unter berechtigter aber fruchtloser Klugscheisserei ab. 🙂
@All, danke für die Fehlersuche & -findung und natürlich auch für das Lob.
Vom fußballerischen vollkommen wurscht, aber Instabul liegt bei Dir gerade noch in Asien, und das Meer da scheint auch zwischen Bosporus und Dardanellen total versandet.