Man muss sich das so vorstellen:
Es ist Sommerpause, Transferperiode. In vielen Städten Deutschlands brodelt die Gerüchteküche. Eine Prise Bedarf wird gut gewälzt in einer großen Menge Wunschvorstellung, anschließend wird das Ganze lange gedünstet in Sensationslust und schlußendlich, je nach Geschmack, garniert mit Hoffnung und Verzweiflung.
Weil das Mahl nicht schmecken mag, kocht und isst man es alleine vor sich hin, treffen sich die Hungernden in den für sie vorgesehenen Einrichtungen, nennen wir sie der Einfachheit halber mal Fußballvereinsforen. Viele Köche verderben den Brei – keine Behauptung könnte absurder sein als diese auf unser kleines Rezept bezogen. Im Gegenteil, hier wird die Suppe schmackhafter desto mehr Köche teilnehmen.
Die verschiedensten Stilrichtungen hoher Kochkunst treffen aufeinander und ergeben erst in ihrer Zusammenarbeit die interessante Gewürzelage.
Da gibt es die Anhänger der realistischen Bedarfsanalysenküche, deren mahnende Worte stets auf die noch fehlenden Gänge in der Speiseabfolge, die schließlich auf dem Tisch stehen soll, hinweisen. Dann die Köche der “Um fünf Ecken, ein Transfer”-Schule. Sie wissen genau, daß der Postbote der Schwester des Chauffeurs des Arbeitskollegens eines Vorstandsmitglieds über ganz besonderes Wissen bezüglich der zu beziehenden Stärkebeilagen hat.
Und natürlich die Idealisten und Fantasten. Sie greifen gerne die Ergebnisse der Bedarfsanalysenküche auf, mischen sie mit Erkenntnissen der “Um fünf Ecken, ein Transfer” Köche und zaubern auf dieser Grundlage ein gar fantastisches Menü. Mit Hilfe nicht weniger fantastischer argumentativer Winkelzüge werden binnen weniger Worte sichere Überzeugungen, denen zu Folge die Anrichtung edelster Speisen kurz bevor steht.
In der gleichen Stadt, zu selben Zeit, an einem anderen Ort. Der zuständige Redakteur eines Boulevardblattes ist nervös. Seiner Aufgabe, einen neuen Namen für das tägliche Transfertheater aus dem Hut zu zaubern, ist er heute noch nicht nachgekommen. Lang ist die Liste derer, die er schon abgearbeitet hat. Mittlerweile ist der bedauernswerte Mann schon längst in den Reihen potentieller Spieler angelangt, deren Namen in Deutschland noch nie jemand gehört hat. Der Chef ist sauer – mit Namen, die man erst buchstabieren muß, läßt sich keine Auflage machen.
Verzweifelt durchsucht er das Netz nach irgendwelchen brauchbaren Informationen. Da kommt ihm die rettende Idee: Das Forum der ortsansässigen Fußballfans – prall gefüllt mit Gerüchten, Spekulationen und Fantastereien. Flugs einen hübschen, wohl bekannten Namen aus den abenteuerlichsten Ecken der Gerüchteküche heraus suchen, die nicht weniger abenteuerlichen Begründungen der Fantasten eins zu eins übernehmen, ein paar nichtssagende Manageraussagen hinzu-biegen – fertig ist der Artikel, das Tagewerk geschafft.