Dümpeln im Gebiet der Ödnis

Es ist ein paar Jahre her, der 1. FC Köln zitterte gerade mal wieder um den Aufstieg oder dem Abstieg entgegen, da sagte F., seines Zeichens HSV Fan: Ach, ihr habt es gut.

Ich zeigte ihm natürlich umgehend einen Vogel und hob an vom einzig übrig gebliebenen “Dino der Liga” zu reden, vom Luxus der Abstinenz der Sorgen und Nöte zu schwadronieren, die ein Abstieg oder ein verpasster Aufstieg so mit sich bringen, was wenn dem Abstieg ein weiterer folgt, was wenn man für alle Zeiten Fortuna Kölns Erbe antritt als Ewiger Zweitligist, fuhr fort von der beneidenswerten Sicherheit für ihn als HSV Freund zu schwärmen.

Ja, sagte er, eben. Kein Abstieg, nicht mal ernsthafte Gefahr. Kein Meisterschaftsrennen. Keine nennenswerten europäischen Auftritte. Kein Titel seit ewigen Zeiten. Wie gesagt – das Gespräch ist ein paar Jahre her, vor dem letzten Aufschwung der Hamburger. Gewiss, sagte er dann noch, keine Angst, aber die andere Seite der Medaille heißt Hoffnung und auch die gibt es nicht. Du hast ja keine Ahnung, wie öde das sein kann, wie emotionslos man mit der Zeit wird.

Ich verstand. Und zeigte ihm natürlich weiterhin einen Vogel.

Wenn ich die abgelaufene Hinrunde des FC betrachte, und mir die Überwinterungstabelle ansehe, dann ist das wohl das großartigste, was diese positive Halbserie mit sich bringt: Die Freude über den Eintritt in Gebiete der Ödnis. Mal vier Spiele in Folge verlieren und trotzdem beim Anblick der Tabelle keinen Herzkasper kriegen. Nach Siegen über Spitzenteams nicht darüber nachdenken müssen, dass das nächste Spiel auch gewonnen werden muß, da sonst der heutige Sieg nichts wert sei. Keine hektischen Trainerentlassungen, keine halbherzige Neuformation der Mannschaft im Halbjahresrhythmus. Einfach mal dümpeln und die Beine baumeln lassen. Großartig.

Gut, zugegeben: Wenn das gut geht und sich dann so fortführt, seh ich das in fünf Jahren vermutlich auch anders. Aber bis dahin: Bitte weiter Graumäusig werden.

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