Altersenilität, Quichoterie oder Dolchstoß?

Schaut man sich um in der fussballerischen Blogosphäre, herrscht dieser Tage ein Thema und zwei Emotionen vor. Der Theo einerseits und Empörung und Verwirrung andererseits.

Über die Empörung brauche ich nicht viel zu schreiben, die erklärt sich von selbst.
Neben dieser ist es aber vor allem das große “WHAT THE FUCK?” das die Schreibenden und Kommentatoren umtreibt: Was zum Teufel denkt sich der Mann dabei, von einem Fettnapf in den nächsten zu springen? Der Drang, als größter Eigentorschütze in die Geschichte einzugehen, wie vom Trainer Baade vermutet, dürfte es kaum sein.

Nach einigem Hin und her einigte ich mich mit mir auf drei mögliche Antworten.

Altersenilität.
Er weiß nicht was er tut. Er kennt zwar das Internet, hat aber von Blogs noch nicht viel gehört. Daß sich durch die technischen Veränderungen auch die Welt der veröffentlichten Kommunikation verändert hat, hat ihm noch keiner gesagt. Anders ist der Ausspruch “Wenn sie die Kommunikationsherrschaft nicht haben, sind sie immer Verlierer” im Jahr 2008 eigentlich nicht erklärbar – es sei denn man lebt in Nordkorea oder China. Die Frage dann ist nur, was zum Geier eigentlich der Direktor für Kommunikation des DFB, Harald Stenger, den lieben langen Tag macht. Eine Powerpoint Präsentation Mit Hilfe einer Matrize einen Leitfaden zum Thema “Was sich durch das Internet alles verändert hat” für die Führungsebene vervielfältigen jedenfalls nicht.

Quichoterie.
Die etwas freundlichere, nicht weniger dämliche Variante der Altersenilität. Der Theo und seine Mannen wissen das alles, wollen es aber nicht wahrhaben. Man muss nur lang genug um die Kommunikationsherrschaft kämpfen, dann gibt es sie auch wieder. Ganz bestimmt. Ehrlich. Und dann ist es wieder wie früher, da konnte sich Hans Müller aus sagenwirmal Erftstadt auch wie ein Waldschrat über “Die da oben” aufregen, interessiert hat es doch keinen. Augen zu und feste dran glauben. Wird schon.

Dolchstoß.
Hinter dem Theo sitzt der Wolfgang Niersbach. Der war früher mal Pressechef der Fußball-Europameisterschaft 1988 und dann Pressechef und Mediendirektor des Deutschen Fußballbundes, Stengers Vorgänger also. Nehmen wir also mal an, daß der die medialen Mechanismen des Jahres 2008 kennt. Nur mal so in den Raum gestellt: Sollte der nun Kalif anstelle des Kalifens werden wollen und mit dem Problem konfrontiert sein, daß der bisherige Kalif seine Arbeit ganz gut macht und auch ganz gut ankommt, wäre das eine wunderbare Sache, um den Thron kurzfristig verwaisen zu lassen. Und wenn wir eins wissen, dann das: Fußballfunktionärstümelei ist ein schmutziges Geschäft. Jürgen Kalwa führt diese dritte Möglichkeit drüben bei der american arena in größerer Breite aus. Lesenswert.

Wir bleiben so klug als wie zuvor. Am Ende stellt sich vermutlich heraus, daß den Einen die Senilität ritt, der Zweite den Kampf nicht aufgeben wollte und der Dritte genüsslich den neuen Posten antritt.

dpa: “Theo Zwanziger erwägt Rücktritt”

Vor zwei Tagen habe ich hier Theo Zwanzigers Rücktritt gefordert. Offenbar ist dem Präsidenten des DFBs inzwischen selbst ein Licht aufgegangen – ganz so vermessen, dies als eine Reaktion zu sehen bin ich dann doch nicht – , die dpa verkündete jedenfalls um 15.14 Uhr:

DFB-Präsident Zwanziger erwägt Rücktritt

Frankfurt/Main (dpa) – Theo Zwanziger erwägt im Fall einer juristischen Niederlage im Rechtsstreit gegen den freien Journalisten Jens Weinreich einen Rücktritt als DFB-Präsident. Das sagte der 63- Jährige am Rande einer Pressekonferenz des DFB in Frankfurt/Main. Der DFB hatte Ende November angekündigt, Klage gegen Weinreich einreichen zu wollen, der Zwanziger im Juli im öffentlichen Internetblog «Direkter Freistoß» als Demagogen bezeichnet hatte. Dabei ging es um die zentrale Vermarktung von TV-Rechten.

Zu befürchten steht allerdings, daß dies zum einen eher ein Mittel ist um eine für sich positive Entscheidung herbeizuführen und zum anderen, daß, wenn denn, dieser Rücktritt als eine Anklage gegen ein aus Zwanzigers Sicht unkorrektes Urteil konnotiert werden wird als ein Eingeständnis eigener Fehler.

Und erwägen kann man vieles.

UPDATE: Der komplette Text der dpa Meldung findet sich bei Jens Weinreich

Falschgeld oder Transparenz – Du musst Dich entscheiden

Der Fall amoklaufender DFB gegen den Journalisten Jens Weinreich ist ja schon an vielen Stellen dokumentiert worden. Den besten Überblick findet man bei Jens Weinreich selbst (klick hier für den Webweiser durchs Dickicht der Auseinandersetzung).

Und während es für Weinreich selbst nach wie vor darum geht, seine Reputation und damit einhergehend seine Existenz zu erhalten, bzw. die bereits mutwillig zerstörten Teile derer wieder aufzubauen, stellt sich für alle anderen bereits jetzt schon die Frage nach den Konsequenzen.

Der DFB, und dem voran dessen Präsident Theo Zwanziger, haben deutlich bewiesen, daß sie den Anforderungen der modernen veröffentlichten Kommunikation nicht gewachsen sind. Die Art und Weise, mit der Zwanziger, Niersbach und Stenger um die “Kommunikationsherrschaft” kämpfen, die Kaltblütigkeit, mit der sie versuchen zu manipulieren (nicht umsonst waren IP Adressen aus der DFB Zentrale eine Zeitlang bei Wikipedia gesperrt) und der Mangel an Souveränität mit Kritik umzugehen – diese DFB Führung ist nicht länger tragbar.

Das ist schade, denn im Vergleich zu den bisherigen DFB Präsidenten hat Theo Zwanziger bis zum Sommer eine recht gute Figur gemacht. Denkt man an den herbergsvateresken Konservatismus oder die alkoholgeschwängerte Großmannssucht seiner Vorgänger zurück, so war die Aufgeschlossenheit Zwanzigers in vielen gesamtgesellschaftlichen Belangen äußerst angenehm.

Aber schon zu Beginn dieser Saison machte Zwanziger im Fall der “Lex Hopp” eine äußerst unglückliche Figur und es stellte sich schon da die Frage, wessen Präsident da eigentlich dem DFB vorsteht. Und nun dieses absolute Debakel.

Die Frage kann nicht länger lauten, wer oder was danach kommt, es geht ums Prinzip. Zwanziger, und mit ihm Niersbach und Stenger, müssen zurücktreten, bevor sie dem DFB noch weiteren Schaden zufügen können. Wem die Kondition fehlt um immer auf der Höhe des Balls zu sein, sollte keine internationalen Spiele pfeifen dürfen.

Deswegen:

Mal unter uns, fussballdaten.de…

.. daß Ihr in Eurer Dropdown Liste zur Auswahl des gewünschten Vereins nicht die vollen Namen der Vereine ausschreibt, versteht sich ja von selbst. So schreibt Ihr z.B. nicht “Ballspielverein Borussia 09 e. V. Dortmund”, sondern stellt einfach nur kurz und knackig “Dortmund” zur Auswahl – verständlich.

Auch 1.FC Union Berlin ist zu lang für das bißchen Platz, daß es da gibt, das seh ich ja ein. Aber welcher weinrotweiße Teufel mag Euch geritten haben, als Ihr die Abkürzung “Un Berlin” gewählt habt? Klar, so mancher Köpenicker sieht sich in Sachen Zugehörigkeit zu Berlin als das Ostberliner Pendant zu Spandau, aber Un-Berlin geht doch ein bißchen weit, findet Ihr nicht? Was ist denn gegen ein herzerfrischendes U. Berlin einzuwenden oder meinetwegen auch ein Union B.? Hm?

2018 – Ein weiteres Jahr des Erfolgs

Zunächst einmal muß ich mich bei Ihnen, werte Leser, entschuldigen: Ich weiß nicht, warum das Datum hier 2008 statt korrekterweise 2018 anzeigt, aber ich hoffe, dieser kleine technische Fehler ist bald behoben.

Lassen Sie mich den Rückblick auf die abgelaufene Hinserie der 1. Bionade Bundesliga beginnen mit einem kleinen sportlichen Fazit: Wie erwartet, hat auch dieses Jahr SAP Hoffenheim (ehemals 1899, ehemals TSG) die Nase vorn, wie erwartet lautet der Name der beiden stärksten Konkurrenten wieder einmal Pfitzer Leverkusen und FC Opel Ingolstadt. Niemand dürfte verwundert sein, wenn diese drei Mannschaften wieder einmal am Ende der Saison ganz oben im 16er Feld der Liga zu finden sind und noch kann sich die AG “Freunde & Förderer Pfitzer Leverkusen” Hoffnungen machen, daß ihrer Mannschaft in diesem Jahr endlich der ganz große Coup gelingt, der ihnen bislang verwehrt blieb. Aber vermutlich wird doch Serienmeister Hoffenheim den siebten Meistertitel einfahren. Die beiden großen Hoffnungen der sogenannten “Traditionalisten”, Bayern BMW München und VFL VWolfsburg, haben nicht die Rolle spielen können, die ihnen von dem einen oder anderen Experten zugetraut wurde.

Der Vorstandvorsitzende BMW Münchens, Oliver Kahn, erklärte dazu, daß “der Stadionrückbau der Allianz Arena doch zuviele Mittel gebunden habe”. Sein Vorwurf der dadurch entstehenden Wettbewerbsverzerrung wurde von SAP Hoffenheim Eigner Daniel Hopp mit den markigen, aber zutreffenden Worten entgegnet: “Selbst schuld, wenn man nicht früh genug die Zeichen der Zeit erkennt. Wir haben ja bekanntermaßen unsere Hausaufgaben schon 2010 gemacht als wir das Fassungsvermögen der Dietmar-Hopp-Arena wieder auf 20000 Plätze reduzierten.” Zwar war das Stadion erst zwei Jahre zuvor eingeweiht worden, doch die Preissteigerung auf durchschnittlich 100 € pro Karte hatte SAP den allgemeinen Zuschauerschwund “gesünder als je zuvor” überstehen lassen, so Hopp Junior weiter.

Dieser Abwärtstrend bezüglich der Zuschauerzahlen blieb auch dieses Jahr bestehen. Ein Umstand der allgemein begrüßt wurde, da er zweifelsfrei damit zusammenhängt, daß die Zahl der Abonnements des DFL-eigenen Fernsehsenders weiter gesteigert werden konnte. Deutschlands Fußballfernsehen boomt! “Die seit zehn Jahren vorangetriebene Verteilung des Spieltags auf das ganze Wochenende ist eine unglaubliche Erfolgsgeschichte.”, so der DFL Vorstandsvorsitzende Rummenigge, “Unsere Entscheidung, kein Spiel mehr parallel stattfinden zu lassen, die vor zehn Jahren vom ehemaligen DFB Präsidenten Theo Zwanziger angestoßen wurde, hat sich dahingehend als so erfolgreich erwiesen, wie wir erhofften.”

Ein Lob für den DFL Unterverband DFB, wie man es heutzutage nur noch selten hört. Wieder einmal gab es Ärger zwischen der DFL und Bundestrainer Ballack, der die nicht erfolgte Qualifikation für die WM 2018 in Belgien, Holland, Luxemburg, Dänemark, Schweden, Island und Liechtenstein ebenso auf den nicht vorhandenen Nachwuchs schob wie das derzeitige miserable Abschneiden bei der EM Qualifikation. Es sei doch kein Wunder, daß es nach Toni Kroos kein deutsches Talent mehr von Format gegeben habe, wenn in den Spitzenmannschaften kein Platz mehr für sie sei, so Ballack. “Dafür,” so konterte Rummenigge gewohnt lässig, “habe man schließlich einst den Abstieg aus der 1. Liga abgeschafft, damit sich die Talente ohne Druck in den unteren Ligen entfalten können.” Und schließlich müsse auch Ballack verstehen, daß die deutschen Fernsehzuschauer nunmal die ausländischen Stars sehen wollten.

Spätestens wenn im März die Rückrunde beginnt und sich ganz Fernsehdeutschland über das begeisternde Fußballspektakel in Sinsheim, Ingolstadt und Anderswo freut, wird dieser Ärger gewiß vergessen sein.

Dieser Bericht wurde Ihnen präsentiert von Bionade – Gesünder Fußball gucken dank Papaya-Chai-Mate-Limette.

you’ll never walk alone

Wenn mir mein kleiner Supermarkt auf der Ecke beim Einkauf in bemerkenswerter Lautstärke “You’ll Never Walk Alone” in die Ohren dröhnt, wie es heute morgen geschah, was genau will er mir dann damit sagen?
Daß er mich auch dann, wenn ich die von ihm erhoffte Leistung nicht bringe – das wäre dann wohl in diesem Falle ein Einkauf, an dessen Ende ein voller Warenkorb und eine hohe Rechnung steht – voll und ganz unterstützt?
Das wär ja mal nett.

Ganz abgesehen davon, daß ich in der Tat beschwingter durch den Laden ging als sonst, wenn meine Ohren von der üblichen Kaufhaus- und Fahrstuhlmusik belästigt werden.

Bratwurst saves my harmony.

Immer wieder mal kommen einem Geschichten zu Ohren, die man für sich so nicht erleben will. Dazu gehören zum Beispiel Verwürfnisse zwischen der eigenen Freundin und dem besten Freund. Zwischen der großen Liebe und dem dicken Kumpel. Man steht dazwischen und wünscht sich, dass sie sich gut verstehen mögen, daß sie sieht, was man an ihm hat und umgekehrt.
Ganz so einfach läßt sich das nicht auf den Fußball übertragen, aber ähnlich ist das schon. Als meine große Liebe das erste mal offiziell auf meinen besten Freund stieß, hat sie ihn nonchalant mit 7:0 aus dem Stadion gefegt. Mir war das ein bißchen peinlich, zumal ich zu Hause saß mit einer Reihe von Liebschaften des besten Freunds und wir uns das ganze genüsslich im Fernsehen ansehen wollten. Der Montagabend war recht schnell gelaufen, die Liebschaften alles andere als erfreut und ich hab den Torjubel zugunsten meiner großen Liebe im Verlauf der Partie immer heimlicher und schamesröter ausfallen lassen.

Aber jede Medaille hat zwei Seiten und so ergab es sich, daß mein bester Freund, bzw. seine Liebschaften vor Ort, die Sache, die zu einem Jahrzehnte langen Zwist hätte führen können, retteten: Sie sangen herzerfrischend, davon, daß das Ganze eine enge Kiste wird, gerade und insbesondere nachdem es schon nach 9 Minuten 3:0 stand. Weil die anderen Liebschaften meiner großen Liebe auch gerne singen und feiern, hat sie das sehr beeindruckt und schwärmen noch heute davon.

Aber nichtsdestotrotz gibt es immer wieder kleine Vorkommnisse, die den Frieden ein bißchen stören. Daß am vergangenen Samstag FC Fans von Union Ultras des Stadions verwiesen wurden, habe ich gar nicht mitbekommen, aber muss davon lesen:

wir waren am Sa. ebenfalls mit 4 leuten beim Unionspiel anwesend. Wollten eigtl. in einen neutralen block. Da wir uns aber gerne unters Dach stellen/setzen wollten,blieb da nur noch der Unionblock oder die Haupttribüne…..Wir gingen also in den Heimblock,da man auf der Ht sicher das dreifache bezahlt hätte. In der 1.Halbzeit trafen wir 5-6 Kölner eine Reihe unter uns an. Kurz vor der Pause kamen dann 3-4Ultras von Union zu denen,da sie vor dem Spiel als Kölner aufgefallen waren und schmissen sie aus dem Stadion. Wir dachten uns nichts dabei,weil wir nichts auffälliges getragen und die uns nicht wirklich bemerkt haben. Anfang 2.Halbzeit kamen die Ultras dann mit 10Leuten zu uns,fragten ob wir Kölner wären und der WH angehörten. Sie machten uns total dumm an und durchsuchten unsere jackentaschen nach Aufklebern etc.! Südkurven-Schal mussten wir auch abgeben. Sie schmissen uns also auch aus dem Stadion.
(aus dem fc forum, fc-brett.de)

Das finde ich natürlich nicht schön, denn das stört mein Harmoniebestreben – auch wenn ich weiß, daß das gerade in diesem Fall mein höchst subjektives und individuelles Bestreben ist, klar. Aber gerade in einem Stadion wie dem Jahnsportpark, in dem es einen “neutralen” Block so nicht gibt, kann ich kaum verstehen, warum nicht Besucher eines anderen Vereins geduldet werden können – solange die sich natürlich zu benehmen wissen und keine Insignien eines verfeindeten Vereins mit sich herumtragen. Ich bin selbst viel zu gern Gast in fremden Stadien und möchte da gerne freundlich aufgenommen werden, solange ich mich wie ein Gast verhalte.

Aber zum Glück gibt es andere. Die es schön fanden. Danke Bratwurstmann.

Wir waren mit 4 Leuten vor Ort und wurden nett aufgenommen von den Eisernen, haben uns aber trotzdem nicht als Kölner geoutet. Gut gefallen hat mir neben dem Spiel auch die gute Stimmung und das leckere Essen (Wurst + Fleisch vom Grill und ein Wagen mit Fischbrötchen) bei angemessenen Preisen. Als mich der Mann vom Grill fragte, ob ich Senf oder Ketchup auf meine Wurst haben will, wäre ich fast vom Hocker gefallen. 1a Service.

Und niemals vergessen…
(ebenfalls fc forum, anderer user)