Der Rauch des nächtlichen Daum-Abgangs legt sich langsam. Und während die Wunden noch geleckt werden, stellt sich mit größter Dringlichkeit die Frage: Und nun? Wer soll in drei Wochen das erste Training leiten?
Ein Rundumblick auf die Rheinauf, Rheinab spekulierten Namen:
Michael Skibbe. (aus dem Rennen: Siehe Eintracht Frankfurt) Der Kölner Boulevard räumt ihm eine Favoritenstellung ein, der Grund dafür dürfte die dicke Freundschaft zu Michael Meier sein. Skibbe begann seine Trainerlaufbahn als Jugendtrainer und -koordinator in Schalke und Dortmund (später trainierte er noch Deutschlands U18). Ein Trainer also, der mit jungen Spielern gut kann, was als Plus gewertet werden kann. Auffällig ist ein ewig wiederkehrendes Muster bei seinen Auftritten als Cheftrainer in Dortmund, Leverkusen und Galatasaray: Gute Vorrunde, schlechte Rückrunde. Seine Wirkung ist offenbar nicht sonderlich nachhaltig. Ob er dem harten Kölner Medienwind standhalten kann, darf bezweifelt werden, bei den FC Fans ist er jetzt schon der unbeliebteste Kandidat, zu blaß, zuviel Bayer. Positiver Punkt: Bei Galatasaray schon nach einem guten halben Jahr entlassen – die Gefahr, daß er plötzlich hinwirft, um einer türkischen Herzensangelegenheit nachzusteigen, besteht also nicht.
Mirko Slomka. Der nette Herr Slomka, der in Wirklichkeit gar nicht so nett sein soll. Bei den Fans zur Zeit der beliebteste Kandidat. Auch er begann seine Karriere als Jugendtrainer in Hannover, noch heute hätten sie ihn dort gerne als Cheftrainer, da er dort die goldene Hannoveraner Generation trainierte. Unter Rangnick Co-Trainer sowohl in Hannover als auch in Schalke. Als Cheftrainer in Schalke erfolgreich (Vizemeister und Champions League Viertelfinalist). Scheiterte wohl am großen Druck des Schalker Umfelds, was nicht unebdingt für eine Anstellung in Köln spricht. Als Christoph Daum Ende letzter Saison schon einmal schwankte, wurde Slomka angeblich schon bei Gesprächen mit Michael Meier gesehen.
Christian Gross. Sechs Schweizer Meistertitel gewonnen (zweimal mit den Grasshoppers, viermal mit dem FC Basel), vier Schweizer Pokale. Führte den FC Basel mit schöner Regelmäßigkeit in die Champions League. Steht allerdings nicht für hemmungslosen Offensivfußball – was aber unter Berücksichtigung des Kölner Kaders eher gut ist, denkt man das fehlende offensive Mittelfeld und die beiden schnellen Konterstürmer Novakovic und Podolski. Allerdings: Nach Marcel Koller und Hanspeter Latour, den beiden (beim FC) gescheiterten Schweizer Trainern ist ein weiteres eidgenössisches Experiment nur schwer vermittelbar.
Friedhelm Funkel. Hat angeblich ein großes Herz für die Domstadt und den FC, ohne dabei allerdings in Herzensangelegenheits-Plüsch zu verfallen, für solcherlei Schmonz ist Funkel zu nüchtern. Das große Manko dürfte sein, dass er schon einmal beim FC war und scheiterte und sich niemand seinen destruktiven Defensivfußball zurückwünscht – auch wenn der zur aktuellen Mannschaft gut passen würde (siehe C. Gross). Seine ehrliche, knurrige Art war schon damals nur schwer für den Kölner Boulevard zu verarbeiten, nach Daum wäre aber genau das recht angenehm.
Bernd Schuster. Der blonde Engel scheiterte beim FC in seiner zweiten Trainerstation im Jahr 98/99 grandios. Allerdings muß man ihm zugute halten, daß in jener ersten Zweitliga Saison Anspruch und Wirklichkeit beim FC noch weiter auseinanderklafften als eh schon. War sehr erfolgreich beim FC Getafe, wurde spanischer Meister mit Real Madrid, dort allerdings auch schnell wieder entlassen. Der Name wäre immerhin so groß, daß Medien und Fans zufrieden wären, dafür wäre er sicher auch dementsprechend teuer. Ist angeblich bei Bayer Leverkusen im Gespräch.
Frank Schaefer. Der Trainer der 2. Mannschaft des FC wird seit vielen Jahren schon bei jeder Trainerdiskussion von den Fans ins Gespräch gebracht, gerne garniert mit dem Hinweis, daß auch Christoph Daum einst auf diesem Weg seine Karriere begann. Konnte sich allerdings im Frühjahr im vereinsinternen Kampf um den Posten des Jugendkoordinators nicht mal gegen den vom Vorstandsklüngel protektionierten Stephan Engels (Goldkettchen- und Kranzträger erster Kajüte) durchsetzen. Wird nicht Cheftrainer.
Morten Olsen. Noch ein großer Name. Der aktuelle dänische Nationaltrainer war Ende der Achtziger Spieler und in der ersten Hälfte der Neunziger Trainer beim FC – der Mann wüßte also, was ihn erwartet. Damals scheiterte er, weil die Kölner Spieler seinen anspruchsvollen Fußball nicht verstanden – Wie jetzt, ohne Libero? War angeblich kürzlich bei Ajax Amsterdam Favorit als Nachfolger von Marco van Basten und sagte dort ab, weil er seinen Vertrag bei der dänischen Nationalmannschaft erfüllen will. So etwas gibts also noch, Trainer, die ihren Vertrag erfüllen.
Holger Stanislawski, Slaven Bilic. Werden zur Zeit in jeder Trainerdiskussion in den Ring geworfen, ohne dass es konkrete Anhaltspunkte gäbe, daß sie tatsächlich irgendwo im Gespräch sind. Stanislawski dürfte den FC Entscheidern zu jung und zu wenig glamourös sein. Leider.
Wunsch: Gross oder Stanislawski.
Tipp: Skibbe oder Slomka.
Die Qual der Wahl So ganz sicher bin ich mir selbst nicht, was ich möchte und was auch möglich ist. (Fast) Alle haben ihre Stärken und Schwächen.
Auf Skibbe, Funkel und Schäfer kann ich gut verzichten.
Ein junger unverbrauchter Trainer mit Visionen wäre mal ganz schön… nur aktuell nicht, wo wir auch weiterhin erstmal nach unten gucken müssen. Wenn wir uns wieder in der ersten Liga etabliert haben, dann gern auch jemand vom Schlage Stani oder Bilic.
Olsen wäre auch international ein guter Name, der sich auch gegen die Medien behaupten könnte.
Gross soll super sein… aber mir würde bei einem Schweizer mulmig. Leider.
Schuster hätte was… aber ich glaube aktuell auch eher an Slomka und würde mich damit wohl anfreunden können…
Um ehrlich zu sein, so glaube ich, dass Schusters Trainingskompetenz überschätzt wird. In Getafe war er erfolgreich, aber das Jahr bei Real würde ich nicht zu hoch hängen.
Skibbe scheint wohl in Frankfurt einzulaufen, darüber bin ich ganz froh.
Olsen fänd ich auch gut, auch wenn ich sein damaliges Scheitern noch schmerzlich in Erinnerung hab.
Die kleinen Bauchschmerzen ob eines erneuten Schweizer Anlaufs kann ich nachvollziehen – aber mal ehrlich, ist doch eigentlich ziemlich Unsinn. Abgesehen davon, dass Koller seinerzeit gehen musste, damit Overath Stevens präsentieren konnte und nicht weil er schlecht gearbeitet hätte, heißt ja nicht, dass alle Schweizer Trainer schlecht wären, nur weil zwei davon bei uns nicht glücklich wurden.