Rot-Grün Blindheit

Lesern dieses Blogs, die nicht mit der Gnade gesegnet sind, im Rheinland geboren zu sein oder dort wenigstens zeitweise gelebt zu haben, muß man vielleicht zunächst einmal ausholend ein paar Grundsätzlichkeiten erklären. Rheinische, in kölscher Mundart singende Bands, wie – um mal vermutlich auch überregional bekannte Kapellen zu nennen – De Höhner oder die Bläck Fööss, bestreiten ihr Repertoire in erster Linie aus traditionellen oder neukomponierten Liedern über das Leben im Rheinland im Allgemeinen, in den meisten Fällen aber über das Leben in der Domstadt im Besonderen (Titelkostproben gefälligst? “Wo mir sin is Kölle”, “Hey Kölle do bes e Jeföhl”, “Mir Kölsche”, “Wenn mir Kölsche singe” oder das unvermeidliche “Viva Colonia” natürlich).

Die Hauptsaison für diese Bands ist die Karnevals-Session, in der sie von Auftritt zu Auftritt eilen und ihr kölsches Liedgut unter das gesamtrheinische Volk bringen. Daß sie dabei auch in allerlei abgelegenen Orten landen, zum Beispiel in Mönchengladbach, oder auch auf den Karnevalssitzungen bei sehr obskuren Vereinen auftreten, zum Beispiel bei der Borussia aus eben jenem abgelegenen Ort – das kann passieren, bedauerlich, aber muss man ja nicht so eng sehen, die Jungs wollen ja auch nur ordentlich abkassieren wie jeder Andere auch.

Wenn De Höhner dann aber plötzlich die grün-weissen Schals der Borussia tragen und die Bläck Fööss dazu noch ihre Liebeserklärung an die Stadt Köln und den FC “Rut un Wiess” (Die Farben Rot und Weiß sind nicht nur die Farben des Vereins sondern auch der Stadt) vortragen und sie flinker Hand in “Jrön un Wiess” umdichten, schmeckt das schon arg nach Geldgier und Beliebigkeit. Und schlimmer noch, plötzlich ist auch der dem rheinischen Mundartpop gar nicht so zugewandte Autor dieser Zeilen froh über Wolfgang Niedecken, ebenfalls Komponist eines FC Lieds, aber selbst zu Zweitligazeiten des FCs auf den windigen Auswärtstribünen der deutschen Fußballprovinz zu Hause.

Nur wenige Tage später standen De Höhner dann wieder vor der Roten Wand, der Südtribüne in Köln-Müngersdorf, und sangen im Vorfeld des Heimspiels gegen Wolfsburg die FC Hymne.

Vor Wind und Wetter geschützt durch FC-Schals natürlich. Nicht auszudenken, die Jungs hätten sich erkältet.

P.S.: Gerade endeckt: Arnd Zeigler nahm sich in seiner höchst empfehlenswerten Sendung “Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs” gestern Nacht auch des Themas an und zeigt auch Fotos von beiden Veranstaltungen. Video (Start des Berichts nach ca. 15:33 Minuten)

Toni Kroos wird nie deutscher Meister

Kurz vor Toreschluß der Wintertransferperiode wird Uli “Was interesiert mich mein Geschwätz von gestern” Hoeneß den eigenen Worten nach absurd. Noch im November jedenfalls ließ er verlauten, eine Ausleihe zu einem Mitkonkurrenten des 18-Jährigen Toni Kroos wäre “absurd“. Der dann jetzt doch auf letzten Drücker erfolgte Wechsel nach Leverkusen wird dem jungen Talent einiges bringen: Das Zusammenspiel mit einem gerüttelt Maß an anderen jungen deutschen Spielern, Training unter einem Tranier der nicht nur davon redet, unfertige Spieler einzusetzen und zu fördern, sondern es tatsächlich auch tut und ein sagenumwobener “Arbeitskreis Stimmung”, der versuchen wird, im nächsten halben Jahr die halbleere LTU Arena in Düsseldorf mit Leben zu füllen (Ist es eigentlich eine logische Fortführung, jetzt in einer Halle statt unter Heizstrahlern Fußball zu gucken?).

Nur Meister wird er so nicht.