Allez, allez – auf dem Zahnfleisch allez!

Ein paar Tage hab ich nun gebraucht, um zu verhindern, dass ich einen wutentbrannten Artikel über die miserable Schiedsrichterleistung des Peter Sippel am vergangenen Wochenende schreibe. Drei Elfmeter für den 1.FC Köln nicht gegeben, einen gegen den FC gegeben, der keiner war – da muss man schon arg parteiisch.. Nein, Halt. Diesen Artikel wollte ich ja nicht schreiben. Denn unabhängig von der Schiedsrichternichtleistung musste man konstatieren: Wer es in neunzig Minuten auf insgesamt eine halbe Torchance bringt, hat es nicht verdient, zu gewinnen, Elfmeter hin oder her.

Seit dem sang- und klanglos verlorenen Derby gegen Abstiegskandidat Mönchengladbach ist die Marschroute Daums klar: Die noch notwendigen Punkte gegen den Abstieg werden ermauert. Dazu werden Offensivbemühungen auf ein absolutes Mindestmaß herunter geschraubt. Der Grund liegt auch klar auf der Hand: Eine eigentlich gut zusammengestellte Mannschaft funktioniert, rein sportlich gesehen, nach dem Ausfall einer Reihe von wichtigen Leistungsträgern nicht mehr. Die Bank eines Aufsteigers kann dies naturgemäß nicht kompensieren und so gilt es zu retten, was es zu retten gibt. Und sei es durch eine massive Deckung und die Hoffnung auf das eine oder andere Glückstor (oder eben den einen oder anderen berechtigten und gegebenen Elfmeter).

Besonders schwer wiegen die Ausfälle der beiden Außenverteidiger Özat und Womé. Nicht nur, daß beide der Abwehr Stabilität gaben (von Womés hin und wieder auftretenden Blackouts mal abgesehen) – beide waren auch in Lage Offensivaktionen zu initiieren, insbesondere Özats gefährliche Flanken fehlen. Inzwischen hat sich auch Womés Vertreter Matip ins Lazarett verabschiedet.
Vorne fehlt die erhoffte Kreativkraft Antars (jetzt nach China verkauft, vorher schon ein Reinfall) und Vucicevic (der offenbar nur in einer Handvoll Spiele pro Saison seine Leistung abrufen kann). Neben Novakovic im Sturm bringt niemand die von ihm erhoffte Leistung, Ishiaku ist häufig verletzt und hatte einen schlechten Anfang, Adil Chihi ist offenbar (noch) nicht in der Lage in der Bundesliga mitzuhalten.

So gilt es also, sich mit Ach und Krach über die Ziellinie zu retten. Ein Blick auf das Restprogramm zeigt, daß dies, trotz eines recht komfortabel anmutenden Vorsprungs auf den Relegationsplatz, schwierig genug wird:
Auswärts gegen Dortmund. Auswärts liegt dem FC zwar, Dortmund aber nicht. Zuhause gegen Stuttgart. Heimspiele sind eh abzuschreiben und dann noch gegen diese Stuttgarter? Auswärts in Hannover. Wo Punkte holen, wenn nicht da? Zuhause gegen Werder. Siehe Stuttgart. Auswärts in Hoffenheim. Nunja. Vielleicht ein schickes und überraschendes 0:0 ermauern? Zuhause gegen Hertha. Hertha mauert viel besser als der FC – siehe Stutgart. Auswärts gegen den HSV. Die wollen Meister werden. Vielleicht am vorletzten Spieltag. Zuhause gegen Bochum. Wenns ganz blöd läuft, ein für beide Mannschaften entscheidenes Spiel.

Folge ich dem, komme ich auf 4, vielleicht 5 Punkte. Insgesamt wären das dann 36 / 37. Mönchengladbach, zur Zeit Inhaber des Relegationsplatzes, hat jetzt 23, bräuchte also 13 bis 14 um den FC noch einzuholen.

Klingt machbar für den FC – aber enger als bislang erhofft wird es allemal.

You’ll never walk alone der Woche VII

Werte Reisegruppe, Ihr habt es schon gemerkt, nach den ersten klassischen Versionen unseres Objekts der Begierde, des musikalischen Fußballklassikers “You’ll never walk alone”, befinden wir uns mittlerweile längst im Lande der eher ausgefallenen Vaianten. Der klassischen Versionen gibt es unzählige, Cover, die ihren eigenen Weg gehen (und den natürlich niemals allein), hingegen sind im reichlich gefüllten You’ll never walk alone-Regal hingegen deutlich spärlicher gesäht.

Heute möchte ich Euch bitten, Euch abzuschnallen und das Rauchen zu beginnen, entspanntes dahinfletzen ist angesagt. Chet Atkins präsentiert uns eine entspannte und beswingte Instrumental-Country-Version. Kein Pathos, keine Gänsehaut (höchstens für Gitarristen), aber eine Leichtigkeit, wie sie selten zu finden ist im Meer der Coverversionen des Liedes.

Chet Atkins, 2001 verstorben, war eine der musikalischen Legenden des vergangenen Jahrhunderts. An die 100 Langspielplatten hat er veröffentlicht, er war ein herausragender Country und Jazz Gitarrist, Produzent, Mitbegründer des Nashvilles-Sounds, elffacher Gewinner des Grammys für den “Instrumentalist Of The Year” (einen davon für “Picks the Best”, seine 1967 veröffentlichte Langspielplatte, deren Opener dieses Stück war) und nicht zuletzt, zusammen mit der Firma Gretsch, Entwickler legendärer Gitarren.

Einst sagte er: “Years from now, after I’m gone, someone will listen to what I’ve done and know I was here. They may not know or care who I was, but they’ll hear my guitars speaking for me”

Lassen wir also seine Gitarre für ihn sprechen.

Bisherige Stationen auf der Reise:
Frank Sinatra
Gerry & The Pacemakers
Patti LaBelle
Nina Simone
The Adicts
Liz Durett

Wenn Götter irren…

.. gibt es richtig was auf die Nase.

*

Argentinien, unter Neu-Trainer Maradona mit drei Siegen in drei Spielen gut gestartet, wird vom Vorletzten der südamerikanischen WM Qualifikationsgruppe Bolivien mit einem debakulösen 6:1 nach Hause geschickt.

3600 Meter über dem Meeresspiegel liegt La Paz, der gestrige Spielort. Da kann jemandem, dessen Körper nicht gewohnt ist, in dieser Höhe Leistungssport zu betreiben, schon mal die Luft ausgehen. Betrachtet man allerdings die pomadige Art und Weise in der die argentinische Abwehr das ganze Spiel über durch die Gegend stolpert, so kommt man zu dem Schluß, dass La Paz wohl doch noch ein paar Kilometer höher liegen muß. Einer der drei Neuen im Team im Vergleich zum Spiel gegen Venezuela war übrigens Martin Demichelis, der nahtlos an seine miserablen Vorstellungen im Bayern Trikot diese Saison anknüpfte.

Aber nicht nur die schlichtweg nicht existente Abwehrleistung war Grund für die historische Niederlage. Torwart Carrizo, bei Lazio Rom zur Zeit nur auf der Bank beheimatet, zeigte ein ums andere Mal, daß es Menschen durchaus möglich ist, langsamer zu fallen als die vielbeschworene Bahnschranke. Lionel Messi war offensichtlich noch erschöpft von seiner Gala am vergangenen Samstag. Ángel di María hatte schon fünf Minuten nach seiner Einwechslung keine Lust mehr und senste seinen bolivianischen Gegenspieler derart unmotiviert und brutal um, daß dem Schiedsrichter keine Wahl blieb als ihn frühzeitig vom Feld zu schicken. Und des Trainers Entscheidung, vom gut funktionierenden 3-4-3 auf ein 4-4-2 umzustellen und Argentinien damit um den Traumsturm Messi – Tevez – Agüero zu berauben, muss wohl ebenfalls als Fehler angesehen werden.

Wer wollte einem Gott schon widersprechen?

(* Ich hab mich geirrt und muß dafür bezahlen)

Lieber Kickerticker,

.. daß Du ..sagenwirmal.. der Lahmarsch unter den Fußballtickern bist, ist ja nun nicht wirklich eine brandheiße, neue Erkenntnis. Daß ein Spiel bei Dir zehn Minuten später endet als beim Ergebnis-Branchenprimus Ergebnisselive.de ist ebenfalls nichts neues. Will man aber wissen, wer denn da die drei (gelb)roten Karten für Union (2) und Aalen (1) bekommen hat (Nach den Gründen fragen wir ja erst gar nicht, ist ja nur ein Drittligaspiel), und man greift dabei auf Dich zurück, kann man höchst erstaunliches sehen:

Da bleibt nur noch die Hoffnung, daß Aalen das Spiel nicht anfechtet.

P.s.: 4:1 Auswärtssieg bei Neun gegen Zehn, die Konkurrenz patzt mal wieder, mindestens 13 Punkte Abstand auf den Relegationsplatz – Mach Dich bereit, Zweite Liga.

Finde den Fehler

Daß Versicherungskonzerne mit Werbespots im Fernsehen aus sich aufmerksam machen möchten, ist nichts ungewöhnliches. Der Werbespot der V. Versicherung* aber wartet mit einer amüsanten Neuerung auf: Finde den Fehler heißt das Mitmachrätsel für die ganze Familie.

Und das geht wie folgt: Die findigen Werbemacher haben in diesem Spot bestimmte Handzeichen, die Menschen in besonderen Situationen tätigen, mit bestimmten Werten verbunden. In einem Fall aber haben die gar lustigen Werber eine Gruppe von Menschen abgebildet, die wirklich ganz und gar überhaupt vollkommen total absolut NICHTS mit dem vom Sprecher verlesenen Wert zu tun hat.

Findest Du den Fehler?

* Es gibt ganz viele Versicherungen aller Art. Tolle und nicht so tolle, lustige und unlustige. Dieser Blogbeitrag möchte in keinsterweise nahelegen, die hier erwähnte Versichung würde zu der einen oder anderen Gruppe gehören.

Gemeinsamkeiten zwischen Mauern und Stürmen

Wenn man sich wie ich, neben den allgemeinen Entwicklungen im Fußball und im Drumherum, zwei Vereine auf die Bloggerfahne geschrieben hat, kommt man des öfteren mal in die Verlegenheit, daß man zusammenfassen möchte, was nicht zusammen gehört.

Der vergangene Spieltag aber macht es möglich, dabei konnten die Spiele nicht unterschiedlicher sein. Am frühen Samstagnachmittag gewann zunächst Union durch einen, seien wir ehrlich, unkorrekten Elfmeter gegen sich einmauernde Jenenser. Auch wenn das zum Strafstoß führende Foul, wie die Zeitlupe zeigte, wohl eher außerhalb des Strafraum stattfand – der Sieg, daran dürfte niemand der anwesend war zweifeln, war hoch verdient.
Zwei Stunden später dann fast das Spiegelbild. Der FC gewinnt in Cottbus – und mauert sich in beinahe ebensolcher Manier ein wie im Spiel zuvor die Jenenser. Der Unterschied liegt im, Novagoal sei Dank, Ergebnis und in der Cottbuser Unfähigkeit, gegen dicht stehende und defensiv auftretende Mannschaften ein Spiel aufzuziehen, das Erfolg möglich macht.

Wo liegen dann die, den gemeinsamen Blogeintrag rechtfertigenden, Gemeinsamkeiten?
Ich bin ja grundsätzlich, was Prognosen im Fußball angeht, ein eher pessimistischer Mensch. Aber selbst ich würde mich nicht wundern, wenn wir in der Nachbetrachtung dieser Saison in beiden Fällen zu dem Schluß kommen: Das Spiel am 14. März war der positive Knackpunkt.
Nach zuletzt eher mageren Ergebnissen jetzt ein Dreier für den FC, die Konkurrenz nimmt sich gegenseitig die Punkte weg, es sind nun zehn Punkte Abstand auf den Relegationsplatz und zwölf auf einen nicht Abstiegsplatz.
Bei Union stimmten die Ergebnisse zuletzt zwar, die Besonderheit dieses Spieltags lag eher in den Resultaten der Konkurrenz: Paderborn, Düsseldorf und Emden mussten sich jeweils mit null Punkten zufriedengeben, Unions Abstand auf einen Nicht-Aufstiegsplatz beträgt vierzehn Punkte (Allerdings hat Emden noch ein Nachholspiel).

Zehn / zwölf Punkte dort, und vierzehn / zwölf Punkte Abstand da. Es könnte eine verflucht erfolgreiche Saison werden.

Neun Punkte Wochenende

Vorspeise:
C.A. Independiente – Newell’s Old Boys 4:1
1. Gang:
1. FC Union Berlin – Carl Zeiss Jena 1:0
Hauptgang:
FC Energie Cottbus – 1.FC Köln 0:2

Was für ein köstliches Mahl!

You’ll never walk alone der Woche VI

Liebe Reisebegleiter durch das Land des Klassikers You’ll never walk alone, nachdem wir uns auf unser letzten Station von den Adicts ganz wunderbar die Ohren durchpusten ließen, begegnet uns heute das exakte Gegenteil, setzt Euch also hin, atmet durch und laßt Euch mitnehmen von Liz Durett.

Liz Durett ist eine Folksängerin aus Athens – einer mit 114.000 Einwohnern für amerikanische Verhältnisse kleinen Stadt in Georgia, die für ihre Größe eine überaus aktive Musikszene hat: R.E.M., The B-52’s oder Vic Chestnutt sind Zeuge dessen. Und eben Liz Durett.

Drei Platten hat Durett bislang veröffentlicht, doch ihr Cover von You’ll never walk alone ist – meines Wissens – nicht auf Tonträger erschienen. Die hier gezeigte Aufnahme ist eine Liveaufnahme aus dem Jahr 2006.
Durett interpretiert den Song mit ihrer zerbrechlichen und doch kraftvollen Stimme auf sehr eigene Weise und schafft es dadurch, ihn von dem Pathos zu befreien, der sonst gerne meterhoch auf ihm lastet. Schön.

Bisherige Stationen auf der Reise:
Frank Sinatra
Gerry & The Pacemakers
Patti LaBelle
Nina Simone
The Adicts

Hoffenheim: Gebühr, keine Strafe

Durch die Zahlung einer lächerlich geringen Gebühr von 75.000 Euro (sowas zahlt Hoffenheim aus dem Groschenfach seiner Portokasse) ist es dem Baden-Württemberger Projekt gelungen, eine Strafe für das Doping-Vergehen, die auch eine Strafe wäre, abzuwenden. Weder wurden die betroffenen Spieler Ibertsberger und Janker, wie in anderen Ländern in vergleichbaren Fällen geschehen, mit einer langen Sperre versehen, noch gab es den erwarteten Punktabzug.

Der eigentliche Skandal liegt aber in der Begründung, die das Sportgericht des DFB ablieferte, um diese gezielte Bagatellisierung des Vorgangs schönzureden: “Die Beweisaufnahme hat ergeben, dass in diesem konkreten Fall kein klassisches Dopingvergehen wie zum Beispiel Sportbetrug, Einnahme verbotener Stoffe zur Leistungssteigerung, Anwendung einer verbotenen Behandlungsmethode oder die Weigerung, sich einer Kontrolle zu unterziehen vorliegt” sagte der Vorsitzende Hans E. Lorenz.

Das muss man mir erklären. In der ganzen Sache geht es darum, dass die beiden Hoffenheimer Spieler zehn Minuten ungestört und unbeobachtet waren, bevor sie sich herabliessen, bei der Doping-Probe zu erscheinen. Zehn Minuten, die in der Welt des Dopings und der Vertuschung von Doping nicht eine Welt bedeuten, sondern eine ganze Galaxie. Wie also kann das Sportgericht beweisen, daß es in diesen zehn Minuten zu keinem Sportbetrug und zu keiner Vertuschung kam?

Dem DFB scheint es offenbar egal zu sein, daß sich der Verdacht der Kungelei mit dem neuen schicken Pferd im Stall immer mehr verbreitet. Oder er setzt darauf, mittels Kommunikationsherrschaft Kritik und Zweifel wegzubügeln.