Es ist ja mittlerweile gute Tradition geworden, das der 1. FC Köln in Stuttgart beim dortigen VfB gut aussieht, jedenfalls was die Punkteausbeute angeht. Seit ca. 24307 Jahren nicht mehr verloren, so wurde vor dem Spiel am vergangenen Wochenende allenthalben vorgerechnet. Selbst die Stuttgarter selbst sahen das so. Und in der Tat, gelang es dem FC ungeschlagen und mit einem Punkt mehr auf dem Punktekonto nach Hause zu fahren.
Es mag auf den ersten Blick in Anbetracht der Tabellensituation arrogant klingen, aber dieser eine Punkt war keineswegs das wichtigste schwäbische Souvenir, das seinen Weg in die Domstadt fand. Viel wichtiger war der späte Ausgleich in Hinsicht auf die Moral.
Eine der übelsten, den FC seit mittlerweile geraumer Zeit begleitende, Krankheit ist nämlich bekanntermaßen die sogenannte hängende Schulter, deren Symptome – Verlust jeglicher positiver Körpersprache, Fortfall der strukturellen Ordnung, Einbuße des Glaubens an die eigenen Fähigkeiten – besonders stark nach Gegentoren zu Tage treten. Ein Spiel, wie es in der ersten Halbzeit gegen Stuttgart zu sehen war, in Form einer frühen Führung aus einer sehr defensiven Grundhaltung heraus und trotzdem zwei folgende Gegentore noch vor der Pause, ist der allerbeste Nährboden für diese Krankheit. So nahm es kein Wunder, dass die FC-Spieler vom Feld schlichen als der Halbzeitpfiff ertönte und schlimmstes musste für die zweite Halbzeit erwartet werden. Sicherlich nicht, dass da noch irgendwas zu holen sei.
Doch es kam anders und das ist hoffentlich etwas, das mitgenommen werden kann: Der FC begann die zweite Halbzeit deutlich druckvoller als er die erste beendete, der vielgerühmte Wille war erkennbar. Noch immer gab es eine unglaubliche Anzahl an Fehlpässen, noch immer haarsträubende Abwehrfehler und ja, der VfB trug auch sein Scherflein dazu bei, dass der Vorsprung nicht größer wurde. Odise Roshi machte auf dem rechten Flügel zwar nicht das Spiel seines Lebens, war allerdings deutlich auffälliger als Christian Clemens, der auf gleicher Position in Halbzeit Eins gerade mal auf 0,7 Ballkontakte gekommen war. Dadurch hatte das Spield des FC plötzlich zwei Flügel, ein großer Vorteil, will man ein Fußballspiel erfolgreich gestalten.
Und selbst zum Schluß hin, die Minuten verrannen, hinten hielten Rensing und das Stuttgarter Unvermögen den FC im Spiel, die Kölner Sturmgranaten M.C. Kenna und Stolperfreis waren ins Spiel gekommen, der Ausgleich lag trotzdem nicht in der Luft, selbst dann also, als es schwer danach aussah, als sei dann heute das Ende einer drölfmillionen Jahre dauernden Serie gekommen – da wollten sie immer noch. Unbedingt diesen Ausgleich erzielen, unbedingt unbesiegt sein, unbedingt einen Punkt mitnehmen.
Im Fußball zählen die Ergebnisse und die Tabellensituation verlangt nach Punkten, und so wäre der Blick auf das Spiel ein anderer, wäre Lukas Podolski nicht noch in die Gelegenheit gekommen die schwerste Kölner Waffe, den Sololauf des Prinzen auf halblinks auf das Tor zu, einzusetzen. Aber eigentlich, eigentlich war das nicht wichtig. Wichtig war, dass die Mannschaft des 1. FC Köln sich nicht aufgab. Anderswo eine Selbstverständlichkeit vermutlich, nicht so beim FC, saison-, mannschafts- und trainerübergreifend. So bleibt zu hoffen, dass es am vergangenen Wochenende wichtigeres zu holen gab als einen Punkt und den Fortbestand einer Serie: Den ersten Schritt der Genesung von einer schlimmen Krankheit.