Blogparade: Mixtape mit 16.

Liebe Fußballfans, Ihr müsst jetzt ganz stark sein: Es geht nicht um Fußball. Nicht mal ansatzweise. Auch nicht ich-tu-mal-so-als-ob-und-dann-von-hinten-durch-die-Brust-ins-Auge. Die Sache ist nur die: Mein Musikblog wird noch geplant. Seit ca. 5 Jahren. Deshalb muss der heutige Text hier erscheinen. Ich hab ja nichts anderes.
Es war so: Der @lifeofmarco twitterte vor sich hin, dass er mal ein „Damals als ich 16 war“-Mixtape erstellen würde. Es entspann sich eine Plauderei, wie das wohl aussehen würde und flugs überlegten diverse Menschen, wie das wohl wirklich aussehen würde und die Idee einer Blogparade machte den Anfang. Den Anfang machte ganz genau der @nurdertim mit seinem Mixtape.
Hier also meins:

Wir schreiben die Jahre 1985/86. Gen der ersten Hälfte des ersten Jahres werde ich 16. Die ganze Welt ist von schlechter Musik besetzt. Doch halt, nicht die ganze Welt: Metallica, Sonic Youth und zum Beispiel Nick Cave bringen wichtige Platten heraus. Nicht eine davon höre ich zu der Zeit. Stattdessen das:

Seite A:
1. Hanoi Rocks – Up around the bend. 3:07
Vermutlich hab ich in irgendeinem Metalmagazin (Haha, es gab nur den Hammer) von dieser Platte gelesen, angehört, gekauft, geliebt. Die Finnen glamrocken. Dieses Cover ist der ideale Opener.
2. Charlie Sexton – I’m not impressed 4:22
Auch von dem damals blutjungen Charlie Sexton hab ich irgendwo (diesmal war’s vermutlich das Musikexpress/Sounds) gelesen und ich glaube bis heute, dass ich der einzige Mensch bin, der das in Deutschland gehört hat. Was mir egal war. I loved it. Außerdem hatte Charlie die Haare schön.
3. Paul McCartney – Footprints 4:32
Eiserne Regel eines Mixtapes: Die 3. Nummer muss eine Ballade sein. Wer eignet sich da besser als Paule, den ich schon sehr früh toll fand, auch wenn die Platten aus den Mitachtzigern allesamt murks sind. Naja.
4. Peter Gabriel – We Do What We’re Told (Milgram’s 37) 3:22
Bleiben wir bei den Großmeistern: Dass ich die Sledgehammer-Platte kaufte und hörte war wohl eines der eher wenigen Zugständnisse an den Mainstream.
5. Les Rita Mitsouko – Marcia Baila 5:28
Nach zwei ruhigen Nummern muss es wieder los gehen: Nicht, dass Ihr glaubt, ich hätte mit 16 so eine coole Musik selbst gefunden: ich habe einen drei Jahre älteren Bruder und zu jener Zeit hatte er noch Einfluss, musikalisch.
6. The Smiths – Bigmouth strikes again 3:12
Viel Smiths hab ich da noch nicht gehört, soviel ist sicher (später auch nicht), aber auf einem Mixtape ging es gut, als Füller.
7. U2 – The new years day 5:35
Die heute unfassbar uncoolen U2 hingegen hab ich recht viel gehört, die ersten vier Platten finde ich auch immer noch ganz gut.
8. Siouxsie and the Banshees – Candyman 3:46
Siouxsie geht immer! Diese Stimme! Hach! Und überhaupt. Hach!
9. The Waterboys – The pan within 6:10
Die Platte „The whole of the moon“ hat mich lange begleitet. Wie schön diese Folkpopballade in psychedelisches abkippt.
10. Scorpions – Coming home 4:59
Ich habe genau zwei Platten von den Scorpions, eine Liveplatte aus den 70ern und die Love at first sting. Die hab ich auch gehört. Ja doch. Tut mir leid.

Seite B:
1. The Alarm – Across the border 3:39
Wir beginnen mit einem Kracher. Nein, wirklich. The Alarm wurden später unangenehm nichtssagend, aber das hatte noch Biss.
2. Kiss – Warmachine 4:17
Ein Mixtape ohne Kiss ist kein Mixtape. Was sich bei Mixtape-für-Herzensangelegenheiten manchmal als problematisch erwies. Zum Glück ist das hier keins.
3. Love and Rockets – Life in Laralay 3:33
Love and Rockets sind Bauhaus ohne Peter Murphy. Liefen rauf und runter. Runter und rauf. Bauhaus aber auch. Aber obskurerweise tatsächlich erst L&R, dann später Bauhaus.
4. Prince – Paisley Park 3:25
Die „Purple Rain“-Platte besaß ich und obwohl es insgesamt auch damals schon nicht meine Musik war, kam die „Around the world in a day“ noch hinterher. Wiesoweshalbwarum ich die dann mehr hörte, als das Hitalbum, keiner weiß es.
5. Bronski Beat – Smalltown Boy 4:57
Ich erwähnte ja den brüderlichen Einfluss bereits, hier ein weiteres Exemplar dieses Einflusses.
6. Extrabreit – Das Tier in Dir 3:28
Extrabreit sind ernsthaft einer der unterschätztesten deutschen Bands. Flieger, die Schule brennt, Polizisten (letzteres ist wirklich gut) – geschenkt, der Rest der Nummern ist super. Bis zur „Europa“, allesamt exzellente Platten.
7. The Cure – Kyoto song 4:16
Cure gehörten eigentlich erst ein, zwei Jahre später zu meinem Repertoire, aber die „The Head on the door“ hab ich mir schon bei Erscheinen zugelegt. Vermutlich wegen „In between days“. Kyoto Song ist cooler.
8. John Watts – One Voice 3:45
John Watts war und ist der Kopf von Fischer-Z und deren Hörgenuss, sowie auch den der Soloplatten Watts’ hab ich auch dem Bruder zu verdanken. Danke, Bruder.
9. Bryan Adams – Summer of 69. 3:41
Ich muss weg….. HERGOTT, ich war jung und brauchte den Rock. Tut mir leid.
10. Led Zeppelin – Achilles last stand 10:25
Die dazugehörige Platte „Presence“ hatte mir eine Ferienbekanntschaft überspielt, bis dahin kannte ich nur Stairway to heaven. Und herrje, das war wirklich ein Augenöffner.

HI HA HO , jez sin mer wieder froh

Es wird mal wieder Zeit, der in jüngerer Vergangenheit etwas verstaubten Abteilung “Musikzwodrei” Leben einzuhauchen.

Und was eignet sich da besser als dieses Kleinod an Livemitschnitt, über das ich jüngst stolperte: Der Chef höchstselbst. “De Plaat” trägt ein wunderbares figurumschmeichelndes Ensemble aus dem Hause Batik-für-Jedermann, die anwesende Jugend ist höchst freudig erregt, dass sie den Refrain singen darf, die Ramones nicken zufrieden über diese Coverversion ihres Songs Rockaway Beach und ganz am Ende gibt es eine Textvariation zu Gunsten einer Erwähnung des FC. (In einer 2006 aufgenommenen Version hat Zeltinger den gesamten Text übrigens auf den FC gemünzt, im hier gehörten Original geht es eigentlich um einen Nachmittag im Schwimmbad.)

Und welches andere deutschen Stadion kann von sich behaupten, in einem nicht vereinsbezogenen Song besungen worden zu sein? – Hinweise gerne in den Kommentaren.

Su, jenuch jeschwaad:

[Andnowforsomethingcompletelydifferent] Focus – HocusPocus

Weil derzeit allen Ortes der neueste Werbeclip der Firma Nike abgefeiert wird, der – sofern Volksverdummung denn nach ästhetischen Gesichtspunkten gewertet kann – in der Tat recht hübsch daher kommt, möchte ich die Gelegenheit der quasi fußballfreien Zeit nutzen und auf das dazu gehörige Musikstück verweisen. 1971 brachte die holländische Kraut- und Progrockband Focus ihr zweites Album “Moving Waves” auf den Markt. Opener und größter Hit der Band war eben jenes im für Konsumverhaltenmanipulationszwecke hergestellten Propagandafilmchen der Firma mit dem Haken als Logo verwendete “Hocus Pocus”.

Das hier ist eine TV-Live Version von 1973, die 2 Minuten schneller ist und dadurch den Wahnsinns des Stückes, der auch in der Mimik Thijs van Leers deutlich wird, noch besser präsentiert. Habt Spass.

Jetzt reden sie auch noch

Das vierte Mal schon sammelte am vergangenen Montagabend probek Menschen in seiner Küche, um über Fußball zu reden. Nicht einfach so, sondern mit Mikrofon und Aufnahmegerät und dem Ziel das Aufgenommene anschließend ins Netz zu stellen. Podcast nennt sich sowas bekanntermaßen, und dieser spezielle nennt sich (noch) Ballpod. Wer die ersten drei Ausgaben verpasst haben sollte, sollte sich bei Gelegenheit die Zeit nehmen, sie nach zu hören.

Weil probek aber ja nun in München wohnt (und bemitleidenswerterweise Fan der Bayern ist, der Arme) und er zu außerhäusigen Themen lieber “Fachmänner” zu Wort kommen läßt, bzw. befragt, gehört es zum Konzept des Ganzen, diese per Skype oder Telefon dazuzuschalten, also quasi virtuell in seiner Küche zu sammeln.

In dieser Ausgabe hören wir deshalb HerrWieland vom Königsblog zur wirtschaftlichen und sportlichen Lage des FC Schalke 04 reden, sowie Hirngabel vom Brustring-Blog über die Krise des VfB Stuttgart (an der auch ein ruhmreicher Club aus der Domstadt seinen Anteil hat) und am Ende einen Einspieler von Jürgen Kalwa (von American Arena) zum Magazin “Spielmacher”. Und äh, ja, den Anfang macht ein gewisser mars, auch genannt Spielbeobachter, zum Thema 1.FC Köln. Also, ja: Ditt bin icke, dann.

Höret:

Einen dicken Dank und viel Respekt an dieser Stelle an probek, der diese Ausgabe sogar im Alleingang schaukeln musste. Kommentare zum Ballpod als Ganzes bitte bei ihm (Wenns zu meinen Aussagen zum FC was zu sagen geht, könnt ihr das auch gerne hier machen). Außerdem Danke an Sebastian fürs Leihen des Equipments, auch wenn es nicht gebraucht wurde.

Edit: Jetzt erst aufgefallen: Ich sprech da von “Podolski in der Hoeneß Zeit”. Tztztz. Gemeint ist natürlich die Heynckes Zeit.

DFB finanziert Union Berlin

Davon jedenfalls muss man ausgehen. Nachdem am vergangenen Wochenende bei 32 DFB Pokalspielen und in den noch kommenden Runden ebenfalls vor jedem Pokalspiel die offizielle DFB Hymne gespielt wurde bzw. wird, darf sich der 1. FC Union Berlin einer erklecklichen Summe Geld gewiß sein.

Denn sicherlich würde der DFB niemals stillschweigend und ohne zu handeln darüber hinwegsehen, dass Teile dieser Hymne eiskalt bei “Eisern Union” der Hymne von Nina Hagen geklaut sind. 17000 Union Fans jedenfalls sangen gestern fröhlich mit. Erst bei der eigenen Hymne, dann bei der DFB Hymne. Mit dem selben Text und der selben Melodie, versteht sich.

Die DFB Hymne, mit dem interessanten Teil zwischen 0:48 und 1:05. Zum Beispiel (Video startet an der Stelle).

Die Union Hymne

Die offizielle Vereinshymnen Bundesliga Abschlusstabelle – Teil III

Na? Auch schon so aufgeregt? Nur noch sechs Teilnehmer bei der offiziellen Vereinshymnen Bundesliga Abschlußtabelle, bald werden wir wissen, wer Meister ist. Juchu.

Hier gibts Teil I (inklusive der Erklärung der Kriterien) und hier Teil II.

Ich jedenfalls freu mich. Auf die Zeit, in der ich mich nicht mehr dabei ertappe, daß ich zum Beispiel auf dem Fahrrad sitze und ohne Sinn und Verstand “Stern des Südens” vor mich hinsinge oder mich zu Unzeiten Frankfurter Schunkellust überkommt.

Und jetzt – Trommelwirbel, Vorhang auf, Licht aus, Spot an. The final six.

6. Eintracht Frankfurt – Im Herzen von Europa


Ich schunkel. Ich will das nicht. Muss ich aber. Und wenn ich es noch zweimal höre, fange ich an mitzusingen. Nahezu A-Capella vorgetragen, nur mit höchst zurückhaltendem Klavier begleitet, in Musik, Arrangement und Text wunderbar altmodisch. Leider war es mir nicht möglich, herauszufinden, aus welchem Jahr dieses Stückchen Musik stammt. Der Interpret ist der Polizeichor Frankfurt. Hm. Das gibt Abzüge. Auch dafür, dass es sich hier offenbar nicht um eine offizielle Vereinshymne handelt. Dafür aber dann wieder: “Der Eine liebt sein Mädchen, und der Andre liebt den Sport”. Wer braucht schon Frauen, wenn er einen Fußballverein hat? Und jetzt noch einmal hören, unterhaken und mitschunkeln.

5. Borussia Mönchengladbach – Elf vom Niederrhein


Meine Angst vor gut klingenden Hymnen der verhassten und nicht gemochten direkten Konkurrenz beschrieb ich ja schon bei Vizekusen. Und hier wirds eindeutig schwieriger. Das rockt. Im Sammelsurium der Hymnen klingt es geradezu dreckig und punkig. Der Refrain läßt sich bestimmt im sieges- oder alkoholtrunkenen Zustand wunderbar mitgrölen. Für Kölner gibts die viel hübschere Variante: “Ja, wir schmeissen Stein um Stein auf die Elf vom Niederrhein..” (Nein. Nicht wörtlich gemeint. Wirklich). Das alles gibt leider Punkte. Aber es gibt gottseidank auch Abzüge: Hymnisch mit Gänsehautfaktor ist da nichts. Musikalisch ist es ziemlich einfach. Und bitte schön – die Zeile “und fällt dann endlich mal ein Tor” – die aus der Zeile sprechende Verzweiflung finde ich als FC Fan zwar dufte, wäre ich aber Gladbacher käm ich mir da schon dämlich vor.

4. Hamburger SV – Hamburg meine Perle


Betrachten wir erstmal den Text. In Dortmund ist es doof, in Berlin auch, in Leverkusen (Allerdings!), Schalke, München, und so weiter auch. Liebe Hamburger, das ist nicht Euer Ernst, oder? Alles was Euch an tollem und erwähnenswertem zu Eurer Stadt und Euerm Verein einfällt, sind Abgesänge auf andere Städte und Vereine? Ist das nicht verdammt wenig? Also eigentlich fast gar nix? Und bitte, lieber Lotto King Karl – “Ob in Juve oder Rom”.. Die Stadt heißt Turin, nicht Juve, verstehste?
Aber gut, jenseits dessen: Gemessen an anderen Hymneninterpreten ist der eigene Stadionsprecher als in dieser Funktion schon recht charmant. Und der Refrain weiß, überprüft auf Hymnen- und Mitsingcharakter, durchaus zu gefallen. Wenn nur der dämliche Text nicht wär, dann wär da durchaus mehr drin gewesen.

3. Hertha BSC – Nur nach Hause gehn wir nicht


Bei der Hertha ist das alles ein bißchen kompliziert. Es gibt eine alte Hymne (Blau Weiße Hertha), eine neue (Nur nach Hause gehen wir nicht) und eine ganz neue (Blau und Weiß), die von der Vereinsführung eingeführt wurde, den Gefangenenchor aus Nabucco verschandelt und die kein Mensch mitsingt. So sagt jedenfalls Enno von Welt-Hertha-Linke und der muß es wissen. Entscheiden wir uns als für den goldenen Mittelweg, in dem Falle Frank Zander, denn das verbindet jeder mit der alten Dame. Liebe Herthaner, ich hab das nie ganz verstanden: Nur nach Hause geht Ihr nicht? Wie muß ich mir das vorstellen? Das Spiel ist aus und Ihr bleibt noch ‘n bisschen da? So für immer? Aber zugegeben, Sailing von Rod Stewart ist hymnisch, läßt sich wunderbar mitgröhlen und hat einen gewissen Gänsehautfaktor. Wenn nur nicht der dämliche Text wär. Und.. mal am Rande gefragt.. äh.. sind Hertha-Zuschauer nicht dafür bekannt, auch mal früher nach .. äh.. Hause zu gehen?


2. Werder Bremen – Lebenslang Grün-Weiss


Ich bin nicht sicher, ob dies eine spezielle oder die einzige Version ist, oder ob die Werderaner das Lied erst seit der im Stück besungenen Saison 03/04 trällern. Daß sie seitdem immer davon singen, daß sie Meister und Pokalsieger sind, find ich dann ja doch ein ewig vermessen. Aber die Bremer machen das ganz gut. Eine richtige Band (Ja, liebe Freunde aus Hannover, Wolfsburg und Konsorten, sowas gibts) spielt das Ding souverän runter ohne sich in musikalischen Eitelkeiten zu ergehen, gleiches gilt für den Gesang und der Refrain ist Fußballhymnenanschaungsmaterial. Es gibt mit Sicherheit abermillionen bessere Musikstücke, aber rein hymnentechnisch machen die Bremer einfach nichts verkehrt. Hymne wie es sein muß. Volle Punktzahl. Wenn auch die völlig falschen Vereinsfarben. Wer will schon ein Leben lang in so häßlichem Grün Weiß rumlaufen?

1. 1. FC Köln – Mer stonn zo Dir, FC Kölle


Was soll ich sagen? Ich war mindestens ebenso wie Ihr gespannt, wer denn da auf Platz Eins landen würde, und wie der FC abschneiden würde. Bis zum letzten Augenblick hab ich gezittert und gebangt – aber dann: Durchmarsch. Start-Ziel-Sieg. Ü-ber-rag-end! Der kölsche Dialekt gibt volle Punktzahl in Sachen Lokalkolorit, der Text transportiert worauf es bei einer Hymne ankommt (Mer jon met dir wenn et sin muß durch et Füer) und beinhaltet soviel Wahrheit (Üvverall jitt et Fans vom FC Kölle), das schottische Originallied eignet sich wunderbar um von vielen Kehlen laut gesungen zu werden. Klare Meisterhymne. Ganz objektiv. Ohne jede Vereinsbrille. Ehrlich. Ich schwöre. Oder so. Ich hör sie mir gleich nochmal an.

Die offizielle Vereinshymnen Bundesliga Abschlusstabelle – Teil II

Liebe Leser und in diesem Falle Hörer,

willkommen zum zweiten Teil der OBVA – der Offiziellen Bundesliga Vereinshymnen Abschlußtabelle. Gestern führten wir uns die Plätze 18 bis 13 zu Gemüte, wer das überlebt hat, darf heute Platz 12 bis 7 geniessen.

Was es mit dem ganzen auf sich hat und welche Kriterien ich herangezogen habe, gibt es alles im ersten Teil zu lesen – Neueinsteiger müssen sowieso bei Platz 18 17 anfangen. Die ganz Grausigen auslassen güldet nicht.

Platz 12 bis 7:

12. VfB Stuttgart – VfB – I steh zu Dir


Wenn ich nach dem fürchterlichsten deutschen Dialekt gefragt werde, dann fällt meine Wahl auf Schwäbisch. Wem das ähnlich geht, muss jetzt ganz tapfer sein. Oder hört sich das besser erst gar nicht an. Aber lasse ich mal meine persönliche Abneigung beiseite, muss ich aus genau diesem Grund Punkte geben. Denn schließlich muss eine gute Vereinshymne Lokalkolorit verbreiten. Und da ist “VfB – I steht zu Dir” eine der wenigen löblichen Ausnahmen. Musikalisch ist das alles nicht so schön. Der Schal läßt sich bestimmt ganz wunderbar dazu hochrecken und im Takt schwenken, aber gerne macht man das nicht. Zur Ehrenrettung der VfB Fans sei gesagt, daß weder Heinz Kamke noch der von ihm befragte Experte besonders stolz auf dieses Machwerk zu sein scheinen. Verständlich. Trotz der Lokalkoloritextrapunkte.

11. Hannover 96 – 96 Alte Liebe


Warum zum Teufel fällt es sovielen Hymnenschreibern so schwer, Arrangements zu schreiben, die über das Niveau einer Stadtfestkapelle hinaus gehen? Der Refrain klingt schon tausendmal gehört, der Drumcomputer trommelt einfallslos vor sich hin, das Klavier klimpert gelangweilt im Versuch Richard Claydermann Konkurrenz zu machen, der Gesang muß unbedingt das Ende einer jeden einzelnen Zeile mit unnötigen Koloraturen (“Wahahahahand”) veredeln, vermutlich weil man das so macht. Was überhaupt ein gutes Motto für das gesamte Lied ist: So macht man Vereinshymne. Glaubt man in der Provinz jedenfalls. Aber wirklich spannend ist was anderes. Was ja wiederum gut zu Hannover passt. Aber eines hätte ich gerne noch erklärt bekommen: Die Zeile “Doch in der größten Not rudern wir gemeinsam im roten Fußballboot” – What the fuck?

10. Borussia Dortmund – Wir halten fest und treu zusammen


Schingerassabumm! Die Bergmannskapelle haut auf die Zymbeln. Ein musikalisches.. ähm.. Kleinod aus dem Jahre 1934. “Ball-Heil-Hurra! Borussia!” heißt es im Refrain, was 2003 in “Hipp-Hipp-Hurra! Borussia” geändert wurde, weil anrüchig, aber schon zwei Jahre später wieder zurückgeändert wurde. Überhaupt, der Text: “Wir haben stets einen heiteren Sinn, sind lustig, nie verzagt. Wir kennen keine Feindschaft nicht, wir schaffen Hand in Hand.” Schalke gabs damals noch nicht, hm? Überhaupt Schalke: Liebe verfeindete Ruhrgebietler, Ihr müsst jetzt ganz stark sein: Die schwarzgelbe und die blauweiße Hymne klingen wirklich verdammt ähnlich.

9. Schalke 04 – Blau und Weiß wie lieb ich dich


Wir schreiben das Jahr 1924. Der erste Weltkrieg liegt zwar schon fünf Jahre hinter uns, aber marschiert wird immer noch gerne. Dazu spielt die Marschkapelle im Schunkelrhythmus, wo man mit muss – mit Betonung auf muss. Es singt sich ein Männerchor, wie sich das gehört, im Exerziertempo durch die Straßen Gelsenkirchens. Die Melodie prügelt sich weniger eingängig ins Ohr als manch modernes Hymnenmachwerk, aber das ist auch schon so ziemlich das Beste was sich sagen läßt. Obskurste Textzeile: “Mohammed war ein Prophet Der vom Fußballspielen nichts versteht Doch aus all der schönen Farbenpracht Hat er sich das Blau und Weiße ausgedacht”. Äh. Ja. Der Mohammed wars also. Ja. Kennt man ja: Blau-Weiß, die Farben des Islams.
Eigentlich gleichwertig mit der Dortmunder Hymne. Nur: die Schalker Hymne ist zehn Jahre älter.

8. FC Bayern München – Stern des Südens


Eigentlich erstaunlich: Der FC Bayern, konservatives Großunternehmen Nummer Eins im deutschen Fußball, hat eine der rockigsten Hymnen der Liga. Wenn der Sänger nicht vergeblich versuchen würde, wie Klaus Meine zu klingen, könnte man es vielleicht sogar mögen. Aber um ehrlich zu sein: Das eignet sich besser für einen ordentlichen Blockpogo und selbst, wenn wir mal ignorieren, daß da in der Allianz Arena gar nicht soviel Platz zum Pogen sein dürfte, eine Hymne sollte doch ein wenig mehr.. hymnisches mitbringen. Graues Mittelmaß. Was den Bayern sicher nicht mal schlecht tut.

7. VfL Bochum – Bochum


Ja nun. Rein musikalisch betrachtet, ist dieses Stück Musik vermutlich ganz weit vorne in diesem Sammelsurium an musikalischen Absurditäten und Schrecklichkeiten. Und ein Loblied auf die eigene kleine schmutzige (Liebe Bochumfans, das ist jetzt gar nicht böse gemeint) Stadt zu haben, das jeder kennt, ist auch ganz cool. Wenn darin noch die Zeilen “Wer wohnt schon in Düsseldorf?” und “Machst mit dem Doppelpass jeden Gegner nass, du und Dein VfL” drin auftauchen, ist das auch ziemlich gut. Aber, seien wir ehrlich, bei allem Verständnis dafür, dass das Eure Hymne ist – so eine wirkliche Fußball-Vereins-Hymne ist das nicht. Und so toll ist Grönemeyer nun wirklich nicht.

Hier geht es zum dritten und letzten Teil

Die offizielle Vereinshymnen Bundesliga Abschlusstabelle – Teil I

Nun beginnt also die Zeit der Tipprunden für die kommende Saison. Stundenlanges Knobeln über dem Chefkicker (oder eines der Konkurrenzprodukte) steht an, Zu- und Abgängen werden auswendig gelernt, Spielpläne herangezogen, komplizierte Berechnungen angestellt.

Könnt Ihr Euch alles sparen. Ich beginne nämlich hier und heute damit, Euch das tabellarische Ergebnis der kommenden Saison zu verraten. Das mag überraschen, schließlich ist noch kein Ball gerollt, kein Tor geschossen, aber ich habe eine höchst zuverlässige und wissenschaftliche Methode gewählt, die jeder Überprüfung standhält und präsentiere hiermit den ersten Teil der:

Die Vereinshymnen-Bundesliga-Abschlußtabelle.

Ich begab mich also auf die Suche quer durchs Netz nach den Vereinshymnen der 18 Bundesligisten. Was sich als schwieriger erwies als ich gedacht hätte. Manche Vereine haben gar keine Hymne, aber Lieder, die als die Vereinshymne gelten, andere haben mehrere, wieder andere haben eine, lassen die aber in den Katakomben verstauben.

Die Kriterien sind klar: Eine Hymne ist eine Hymne ist eine Hymne. Mitsingbar und -gröhlbar muß sie sein, Wir-Gefühl transportieren, im Idealfall hat sie einen Bezug zur Region. Und wie steht es um die musikalischen und textlichen Qualitäten?

Nun denn, Vorhang auf. Nachdem ich diese Machwerke viele Male hörte, ist mir klar geworden, daß ich es niemandem zumuten kann, alle 18 Hymnen auf einmal anzuhören. Und ja, es besteht Anhörpflicht. Ja, jedes einzelne Stück.

Also bekommt Ihr das ganze in drei handlichen Posts serviert. Was allerdings den Nachteil hat, daß Ihr heute nur das schlimmste zu hören bekommt.

Et Voila:

18. TSG Hoffenheim –

Nüscht. Keine Tradition, keine Hymne. Nicht mal ein Fanlied, das inoffiziellen Hymnencharakter hätte. Aber es dauert sicher nicht mehr lang, dann kauft sich Herr Hopp den Herrn Bohlen. Bis dahin (und dann vermutlich immer noch): Klarer Absteiger Nummer 1. Gleich durchgereicht in die Oberliga.

17. SC Freiburg – Das Badnerlied


Freiburg muß auf einem Abstiegsplatz landen, denn eigentlich kann dieses Lied nicht als Vereinshymne gelten. Und wenn dann nicht für Freiburg. Oder nur halb. Denn mehr noch ist es die Hymne des Karlsruher SC. Vor allem und eigentlich aber Badens. Punktabzug auf allen Ebenen also. Bedank dich also artig bei Hoffenheim, daß Du nicht Letzter geworden bist, Freiburg. Und in Sachen Schingerassabumm kommen da auch noch bessere Sachen. Obskurste Textzeile: “Der Bauer und der Edelmann, Das stolze Militär, Die schau’n einander freundlich an”. Freiburg eben.


16. 1. FC Nürnberg – Die Legende lebt


Ich habe im Zuge dieses Vorhabens viel schreckliche Musik gehört, dazu zählen nicht nur die 18 17 Hymnen, sondern auch potentielle weitere Hymnen. Ich schwöre, ich hab sie alle durch gehört. Vom ersten Ton bis zum letzten. Und nie fiel es mir schwerer als hier. Jedesmal zuckte mein Finger auf dem Mausknopf schon nach den ersten Takten, nur unter größter Willensanstrengung war es mir möglich ein sofortiges Ausschalten zu verhindern. Und so mußte ich mit anhören, wie sich auf schrecklichem Keyboardteppich ein Panflötenimitat breitmacht. Als ob eine echte Panflöte nicht schon schlimm genug wär. Sind wir hier bei Gheorghe Zamfir oder was? Stehen wir in der Fußgängerzone und haben Inka-Ponchos an? Die Relegationsspiele gehen haushoch verloren. Klarer Absteiger!

15. VfL Wolfsburg – Grün Weiss VfL


Billigstplastikplaybackmusik der schlimmsten Sorte. Der Refrain ist irgendwo geklaut, ich komm leider nicht drauf wo. Dann plötzlich, mitten in der Strophe eine synkopenhafte Verschiebung zum Walzertakt hin – das soll anspruchsvoll sein, ist es aber nicht und betrunken kann da kein Fußballfan mehr mitsingen. Klingt auch scheisse, weil nach Alleinunterhalterdrumcomputer. Der größte Lacher ist jedoch die erste Strophenzeile: “Wolfsburg ist ‘ne grüne Stadt – Die einiges zu bieten hat”. Also bitte. Ein gewisses Maß an Selbstüberschätzung muss einer Vereinshymne natürlich immanent sein, aber das geht nun doch zu weit. Liebe Wolfsburger, bei Euch ist nichts los. Und lieber VfL – Ihr seid jetzt Meister, habt einen Konzern im Rücken, der Euch Millionen so in den Hintern schiebt, daß sie zu den Ohren wieder rauskommen – schickt den Alleinunterhalter in Rente und leistet Euch eine Band.

14. Bayer Leverkusen – Leverkusen, Wir stehen zu Dir


Natürlich kann ich meine Vereinsbrille nicht ablegen. Und so fürchtete ich im Vorfeld des Vorhabens, am Ende würde zum Beispiel Leverkusen vorne stehen müssen, ich würde sie aber künstlich abwerten, was mir wiederum unangenehm wäre und so weiter und so fort. Ich hatte ja keine Ahnung. Noch nie in meinem Leben habe ich dieses Lied gehört. Wann und wo auch? Wichtiger aber: Ich möchte es auch nie wieder hören. Dabei hat dieses Lied durchaus Qualitäten, wenn auch unfreiwillige. Der objektive (naja gut..) Zuhörer starrt nämlich während der 4:18 Minuten auf den Lautsprecher, lauscht dem Gesang und weiß nicht ob er lachen oder weinen soll. Macht der Sänger das extra? Dieses Geknödel? Dann singt er “Baaaayer Nuuull Viier” und man weiß: Der singt im normalen Leben Ozzy Osbourne Coversongs und macht das absichtlich. Wenn auch nicht gekonnt. Dazu gniedelt fast ununterbrochen völlig unmotiviert eine Sologitarre im Hintergrund. Sorry, das reicht noch nicht mal für graues Mittelmaß. Zum Glück. Und äh.. “Deutscher Meister werden wir beim nächsten Mal”. Sorry. Das wird nichts.


13. 1. FC Mainz 05 – Wir sind nur ein Karnevalsverein


Bei so manchem Verein ist unklar, was denn nun eigentlich die Vereinshymne ist. Bei Mainz 05 ist es recht einfach: Die Rheinhessen haben keine Vereinshymne. Aber, so klärt mich Peter Schmitt vom 05er Fanblog auf, wenn es ein Lied gibt, daß dem nahe kommt, dann eben “Wir sind nur ein Karnevalsverein”. Da werden natürlich sofort Erinnerungen wach: Frühe Achtziger, der Spielbeobachter lernt im Müngersdorfer Stadion, was es heißt, wenn man sich den Hohn und Spott der Gegner (Ihr seid nur ein..) aneignet und zu eigener Stärke umdichtet (Wir sind nur ein..). Doch halt – das Müngersdorfer steht in Köln. Aber ok, wir wollen mal nicht so sein – liebe Mainzer, ihr seid auch ein Karnevalsverein. Massive Abzüge in der A-Note (Keine wirkliche Hymne) und B-Note (Alles nur geklaut). Sorry, Peter.

Das wars erstmal. Bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: Wer wird Deutscher Meister? Zurück ins Funkhaus.

Hier geht es zu Teil II.

You’ll never walk alone der Woche VIII

Diese kleine Sendereihe kommt heute mit einem Spezial um die Ecke. Eigentlich geht es ja um die musikalischen Versionen des Evergreens, hier und jetzt jedoch will ich ausnahmsweise einmal die Fans, genauer: die Fans des AC Milan, zu Wort kommen lassen.
Wer in den letzten Tagen die Sportseiten der Tageszeitungen oder das eine oder andere Onlineangebot las, wird schon ahnen, warum ausgerechnet heute: Am 15. April 1989, vor genau 20 Jahren also, ereignete sich die Hillsborough-Katastrophe.

Beim in Sheffield stattfindenden FA Cup Halbfinale zwischen dem Liverpool FC und Nottingham Forrest sterben 96 Menschen, 730 Menschen werden verletzt, nicht wenige davon schwer. dugehstniemalsallein.de hat gestern schon diesen exzellenten Bericht verlinkt, wer des Englischen nicht mächtig ist, findet hier bei den 11Freunden einen guten Artikel.

Vier Tage später findet in Mailand das Hinspiel des Europapokals der Landesmeister zwischen dem AC Milan und Real Madrid statt. Nach sechs Minuten Spielzeit pfeift der Schiedsrichter ab, und der Stadionsprecher bittet darum, sich für eine Schweigeminute für die Opfer von Hillsborough zu erheben. Es wird ruhig, leiser Applaus kommt auf und dann kommt aus der Curva del Sud der Gesang, der seinerzeit noch nicht in jedem zweiten Stadion zu hören war und als ein eindeutiges Zeichen der Solidarität gen Liverpool zu deuten war.

Im Spiel, zu dem diese Schweigeminute gehört, schicken die Rossoneri, seinerzeit mit dem holländischen Sturm Van Basten, Rijkaard und Gullit versehen, die Madrilenen übrigens mit 5:0 nach Hause (Rückspiel 1:1). Tja, liebe Bayern, selbst im Untergehen sind andere besser. Das Spiel in Ausschnitten gibt es hier zu sehen (Achtung: Schlechte-Musik-Alarm)

Bisherige Stationen der You’ll never walk alone Reise:
Frank Sinatra
Gerry & The Pacemakers
Patti LaBelle
Nina Simone
The Adicts
Liz Durett
Chet Atkins

You’ll never walk alone der Woche VII

Werte Reisegruppe, Ihr habt es schon gemerkt, nach den ersten klassischen Versionen unseres Objekts der Begierde, des musikalischen Fußballklassikers “You’ll never walk alone”, befinden wir uns mittlerweile längst im Lande der eher ausgefallenen Vaianten. Der klassischen Versionen gibt es unzählige, Cover, die ihren eigenen Weg gehen (und den natürlich niemals allein), hingegen sind im reichlich gefüllten You’ll never walk alone-Regal hingegen deutlich spärlicher gesäht.

Heute möchte ich Euch bitten, Euch abzuschnallen und das Rauchen zu beginnen, entspanntes dahinfletzen ist angesagt. Chet Atkins präsentiert uns eine entspannte und beswingte Instrumental-Country-Version. Kein Pathos, keine Gänsehaut (höchstens für Gitarristen), aber eine Leichtigkeit, wie sie selten zu finden ist im Meer der Coverversionen des Liedes.

Chet Atkins, 2001 verstorben, war eine der musikalischen Legenden des vergangenen Jahrhunderts. An die 100 Langspielplatten hat er veröffentlicht, er war ein herausragender Country und Jazz Gitarrist, Produzent, Mitbegründer des Nashvilles-Sounds, elffacher Gewinner des Grammys für den “Instrumentalist Of The Year” (einen davon für “Picks the Best”, seine 1967 veröffentlichte Langspielplatte, deren Opener dieses Stück war) und nicht zuletzt, zusammen mit der Firma Gretsch, Entwickler legendärer Gitarren.

Einst sagte er: “Years from now, after I’m gone, someone will listen to what I’ve done and know I was here. They may not know or care who I was, but they’ll hear my guitars speaking for me”

Lassen wir also seine Gitarre für ihn sprechen.

Bisherige Stationen auf der Reise:
Frank Sinatra
Gerry & The Pacemakers
Patti LaBelle
Nina Simone
The Adicts
Liz Durett