Ein 21 Jahre alter Startrekord.

Die Mauer war erst vor kurzem gefallen, die Wiedervereinigung noch einige Monate in der Ferne – solange muss man in der Historie der 1. Bundesliga zurück gehen, um einen Halbserienstart des 1. FC Köln zu finden, der gleich gut ist wie der derzeitige. In der Saison 1989/1990 war es zuletzt, dass der FC nach sieben Spielen auf Platz 3 der Rückrundentabelle stand, auch kein Hinrundenstart glückte in der Zwischenzeit besser.

Das ist in der Tat ein Grund zur Freude und das nicht nur, weil einige der Abstiegskonkurrenten Hochkaräter sind, denen jederzeit zugetraut werden muss, den Faden, den sie irgendwo liegen haben lassen, wiederzufinden.
Jenseits der Tabellensituation ist es die Freude darüber, dass eine Mannschaft, der man schon die Erstligareife absprechen wollte, zueinander gefunden hat und, siehe da, plötzlich in der Lage ist, überzeugenden und attraktiven und erfolgreichen Fußball zu spielen. Zu spielen. Das kann man gar nicht oft genug betonen: zu spielen!
Wem genau nun dieser Wandel zuzuschreiben ist, ist offen. Die Winterneuzugänge Rensing, Peszko und vor allem Eichner scheinen voll einzuschlagen, allein Makino scheint noch Integrationsprobleme zu haben, was allerdings nicht weiter wundert, da er nicht nur den größten kulturellen Unterschied in jeglicher Hinsicht, auch fußballerischer, zu überwinden hat, sondern auch verletzt anreiste.
Wer die höchst empfehlenswerten Interviews mit Frank Schaefer nach den Spielen kennt, weiß, dass der Trainer ein sehr genaues Auge hat und in der Lage ist, sein Verständnis und seine Analysen in passende Worte zu kleiden, ohne dabei in für manchen Fußballer sicher schwieriges Dozentendeutsch zu verfallen. Sein Beitrag zur Stabilisierung ist sicher nicht zu gering einzuschätzen, höher jedenfalls als der Volker Finkes, seit dessen Anwesenheit der FC zwar nicht mehr verloren hat, der aber in dem kurzen Zeitraum kaum soviel bewerkstelligt haben kann.

Und Stabilisierung ist das entscheidende Wort. So schön der Augenblick auch ist, so berechtigt die Freude über fünf Heimsiege in Serie und vier niederlagenfreie Spiele auch sein mag – mehr als eine Momentaufnahme (Phrasendingens, ick hör Dir trapsen) ist das nicht. Der FC ist offenbar besonders heimstark zur Zeit – vier der sieben Spiele waren solche. Zwar waren Bayern und Mainz nun auch gerade keine kleinen Mannschaften, aber nun warten Dortmund, Hannover, der HSV und Nürnberg – alles Mannschaften der Stunde. Anschließend kommt das Derby in Gladbach, auch Leverkusen wartet noch – beides Begegnungen, in denen der FC traditionell nicht viel reisst. Der Weg zum Klassenerhalt ist noch weit.

Auch 1989/90 folgte nach dem guten Rückrundenstart schon am achten Rückrundenspieltag der Einbruch: Eine satte 4:0 Niederlage gab bei Werder Bremen. Das Gute am Spiel gegen den unangefochtenen Tabellenführer Dortmund ist allerdings, dass der FC nichts zu verlieren hat: Dortmund ist derzeit eine Welt für sich und außerdem ist Karneval. Da gewinnt der FC nie, gefühlt jedenfalls.

Der Erfolg und Ich. Oder besser: Der Erfolg und Nicht-Ich.

Wer dieses Blog schon länger verfolgt, weiß, für welchen beiden Fußballvereine das Herz dieses kleinen Schlurchbloggers besonders schlägt. Wer es nicht weiß, es steht rechts am Rand, ganz oben. In der Regel versuche ich, so oft es mir möglich ist, die Spiele dieser beiden Vereine live zu verfolgen, im Stadion oder am Fernseher in dieser oder jenen Fußballkneipe.
Nun verhielt es sich so, dass ich während der ersten sieben Spiele der Rückrunde so gut wie keine Zeit für irgendwas hatte, nicht mal Fußball. Schrecklicher Zustand. Auf gar keinen Fall empfehlens- oder nachahmungswert.

Doch ein Blick auf eben jene sieben, bzw. vierzehn Spiele offenbart noch viel Schrecklicheres:

18. Sp. 1. FC Kaiserslautern – 1. FC Köln 1:1 – nicht gesehen
19. Sp. 1. FC Köln – Werder Bremen 3:0 – nicht gesehen
20. Sp. FC St. Pauli – 1. FC Köln 3:0 – im tv gesehen
21. Sp. 1. FC Köln – FC Bayern München 3:2 – nicht gesehen
22. Sp. 1. FC Köln – 1. FSV Mainz 05 4:2 – nicht gesehen
23. Sp. 1899 Hoffenheim – 1. FC Köln 1:1 – nicht gesehen
24. Sp. 1. FC Köln – SC Freiburg 1:0 – nicht gesehen

18. Sp. 1. FC Union Berlin – Alemannia Aachen 2:1 – nicht gesehen
19. Sp. SpVgg Gr. Fürth – 1. FC Union Berlin 1:0 – nicht gesehen
20. Sp. 1. FC Union Berlin – SC Paderborn 0:2 – im stadion gesehen
21. Sp. Hertha BSC – 1. FC Union Berlin 1:2 – nicht gesehen
22. Sp. 1. FC Union Berlin – VfL Osnabrück 3:3 – nicht gesehen
23. Sp. MSV Duisburg – 1. FC Union Berlin 0:1 – nicht gesehen
24. Sp. 1. FC Union Berlin – TSV 1860 München 0:1 – im stadion gesehen

Und nun, liebe abergläubische Mitfußballfans? Was soll ich da nur tun? Auf das Zeichen derer von Greuther Fürth hoffen, dass es mich freispreche von aller Schuld? Oder doch lieber am Freitag, den 4.3. um 20.30 Uhr zu Hause bleiben und in der Nase bohren? Am Sonntag, den 6.3. lange ausschlafen und erst um ca. 15:15 aufstehen?

Aberglaube ist Kokolores, oder?

Oder?

[Selbstreferentielles Intermezzo] Neuer Header. Mit vielen cz & sz.

Wie der geneigte Leser weiß, ändert der Spielbeobachter (also icke jetzt) so ungefähr einmal im halben Jahr den Header dieses Blogs. So auch gestern. Quasi als visuelle Pausenfüllung, da ich derzeit zu so wenig Bloggerei komme.

Und normalerweise gebe ich dann gerne noch mehr oder minder langwierige Erklärungen ab, wiesoweshalbwarum. Und vor allem wo. Das hab ich in diesem Fall bislang unterlassen, wie der aufmerksame Leser Heinz K. aus S. bereits bemerkte.

Die Wahrheit ist allerdings, dass ich die Erklärung eigentlich schon abgab, als ich nämlich das Foto das erste Mal zeigte, hier in diesem Blog vor etwas mehr als einem Vierteljahr. Damals berichtete ich von einer kleinen Fußballreise ins benachbarte Ausland, genauer gesagt ins benachbarteste Ausland aus Berliner Sicht, nach Polen also. Gleich hinter der Grenze wollten wir Pogoń Szczecin beobachten. Daraus wurde nichts, stattdessen fanden wir ein leeres, noch fußballschlachtatmendes Stadion vor. Die ganze Geschichte erzählte ich hier.

Doppeltes Leid ist doppeltes Leid.

Das ist ja so: Als freischaffender Hanswurst, der ich bin, gibts dann mal so Jobs, die gemacht werden müssen, obwohl sie eigentlich gar nichts mit meinen eigentlichen Tätigkeiten zu tun haben, aber Penunzen ins Haus bringen. Doof ist das dann, wenn man dann wochenlang den ganzen Tag unterwegs ist und keine Zeit für nichts hat. Nicht mal Fußball, geschweige denn Bloggen. Schrecklicher kann es kaum sein. Denkt man.

Und dann hat man endlich mal ein Wochenende frei und Zeit. Zeit, erst am Samstag den 1. FC Köln im Fernsehen zu begutachten und am Tag darauf den 1. FC Union im Stadion zu sehen. Und es gibt Hoffnung. Der Effzeh hat am Wochenende zuvor Werder Bremen aus dem Stadion gefegt und endgültig in den Abstiegskampf verwickelt. Union hat sich zwar in Fürth am gleichen Spieltag keines Wegs mit Ruhm bekleckert, aber dafür am ersten Rückrundenspieltag gegen Aachen offenbar recht gut gespielt – Hemispiel eben, Heimspiel kann Union.

Zwei Tage später steht fest: Es kann schrecklicher kommen. Der Effzeh ließ sich von einer zugebenermaßen gut aufspielenden Mannschaft aus Sankt Pauli mit Dauer der Spielzeit auseinandernehmen und Union fand kein Mittel um gegen Paderborn zum Torerfolg zu kommen, geschweige denn zum mindestens notwendigen doppelten.

Und so langsam kommt Sorge auf, bei mir. Natürlich: Schon vor der Saison gehörten beide Mannschaften zu den potentiellen Abstiegskandidatenin ihren jeweiligen Ligen. Und der bisherige Saisonverlauf war in beiden Fällen ganz gewiß nicht dazu angetan, sich in Sicherheit zu wiegen. Aber trotzdem tat ich es – natürlich immer im Bewußtsein, dass das am Ende auch schief gehen kann, aber weder traute ich dem FC aus Köln noch dem aus Berlin den völligen Absturz zu, der zu einer frühzeitigen negativen Entscheidungen führte. Und eigentlich halte ich auch beide Mannschaften für stark genug einen knappen Saisonausgang am Ende für sich zu entscheiden. Aber diese beiden 6 Punkte Spiele, so muß ich zugeben, haben mich ins Grübeln gebracht.

Der FC, also der aus Köln, wirkte schrecklich leblos. Dass Sankt Pauli zu Hause auf Teufel-komm-raus stürmen würde, war zu erwarten. Dass die völlig neuformierte Kölner Abwehr (Bisherige Spiele für den FC des Towarts und der beiden Innverteidiger insgesamt: 4) ins Schwimmen kommen würde, hin und wieder oder auch öfter mal, war leider zu erwarten, insbesondere, da die etatmäßige Absicherung vor dieser Abwehr, Petit, ebenfalls fehlte. Aber da sind ja Lanig und Matusczcyk, die das Ding auf der Sechs gegen Bremen schaukelten, im Falle des letzteren sogar mit Auszeichnung. Doch leider: Beide waren ein Totalausfall. Damit waren sie leider nicht alleine, aber wenn die Zentrale nicht funktioniert, ist an den Rändern nicht viel zu holen.

Union hat weiterhin ein großes Problem: Es fehlt ein Stürmer, der eine sichere Bank in Sachen Torerfolg ist. Der gemeine Unioner setzt an dieser Stelle gerne zu einem Brandrede über Stürmer Jon Jairo Mosquera an, dem gerne mal, nach hervorragendem Start in der vergangenem Saison, das Pech meterhoch am Schuh klebt. Dieser aber spielt schon seit langer Zeit als sehr zurückhängende Spitze, weil er als einziger Stürmer gelten kann, der einen Ball, der nach vorne gespielt wird, auch mal länger als wenige Sekunden am Fuß halten kann. So findet sich kein Stürmer in den Reihen der Köpenicker, der ein überdurchschnittliches Zweitligaformat hätte. Das aber wird benötigt.

So wird es also eng. Das letzte Januar Wochenende möge fortan als der zeitpunkt gelten, an dem den Spielbeobachter die doppelte konkrete Abstiegsangst ergriff. Noch lange ist nichts verloren, weder da noch dort, aber ein Rückschlag ist ein Rückschlag ist ein Rückschlag. Ab sofort darf gezittert werden.

Das gute ist, dass ich die nächsten drei Wochenenden wieder beschäftigt bin und nichts mitbekommen werde. Und wer weiß, vielleicht bringt das ja auch Glück.