You’ll never walk alone der Woche VI

Liebe Reisebegleiter durch das Land des Klassikers You’ll never walk alone, nachdem wir uns auf unser letzten Station von den Adicts ganz wunderbar die Ohren durchpusten ließen, begegnet uns heute das exakte Gegenteil, setzt Euch also hin, atmet durch und laßt Euch mitnehmen von Liz Durett.

Liz Durett ist eine Folksängerin aus Athens – einer mit 114.000 Einwohnern für amerikanische Verhältnisse kleinen Stadt in Georgia, die für ihre Größe eine überaus aktive Musikszene hat: R.E.M., The B-52’s oder Vic Chestnutt sind Zeuge dessen. Und eben Liz Durett.

Drei Platten hat Durett bislang veröffentlicht, doch ihr Cover von You’ll never walk alone ist – meines Wissens – nicht auf Tonträger erschienen. Die hier gezeigte Aufnahme ist eine Liveaufnahme aus dem Jahr 2006.
Durett interpretiert den Song mit ihrer zerbrechlichen und doch kraftvollen Stimme auf sehr eigene Weise und schafft es dadurch, ihn von dem Pathos zu befreien, der sonst gerne meterhoch auf ihm lastet. Schön.

Bisherige Stationen auf der Reise:
Frank Sinatra
Gerry & The Pacemakers
Patti LaBelle
Nina Simone
The Adicts

Werte Sabine Töpperwien,

daß Ihre Fähigkeiten als Radio-Fußballkommentatorin sagenwirmal so mittelmäßig sind, ist ja nun keine neue Erkenntnis (Was um alles in der Welt reitet Sie da eigentlich, wenn Sie in schöner Regelmäßigkeit immer dann eine Spielzusammenfassung liefern, wenn es auf dem Feld offenbar rund geht, und das Spielgeschehen beschreiben, wenn da gerade gar nichts passiert – wenn Sie nicht damit beschäftigt sind, zum x-ten Male den “Schwefelgeruch” irgendwelcher vor vielen Stunden abgebrannten Feuerwerkskörper zu beschreiben?), das also brauchen wir nicht weiter zu thematisieren.

Aber ist es denn wirklich so schwer, sich zu merken, daß Yussef “Jupp” Mohamad nicht Mohammed heißt? Mal kann sowas ja passieren, aber neunzig Minuten lang?

Freundlichst,
Ihr Spielbeobachter Radiohörer.

You’ll never walk alone der Woche V

Die Unterhaltungskapelle auf unserer heutigen Haltestelle auf der Reise durch die vielen Versionen des Fußballklassikers “You’ll never walk alone” pustet mit Kraft den sich mancherorts niederlegenden Staub und die pathosgeschwängerte Patina vom Lied unseres Vertrauens. Die englische Punkband The Adicts ist sicherlich nicht die einzige ihres Genres, die sich des Stückes angenommen hat, meines Wissens aber die erste – der Song erschien auf der B-Seite ihrer Single “Chinese Takeaway” im Jahr 1982 (Liebe Kinder: Ja, früher konnte man die Tonträger umdrehen, da war dann auch noch Musik. Verrückt, nicht wahr?).

The Adicts stammen aus Ipswich im Osten Englands und sind, und das ist für eine Punkband sicher außergewöhnlich, seit 1975 in der gleichen Besetzung unterwegs. Mit ihrem auffälligen Bühnenoutfit – weiße Kleidung, schwarze Bowlerhüte – welches an den Film Clockwork Orange angelehnt ist, waren sie vor allem in den Achtzigern in England in Punk- und Indiekreisen sehr erfolgreich. Nach einer eher ruhigen Phase in den Neunzigern, sind sie seit 2002 wieder aktiv – und spielen in diesem Jahr als Vorband der Toten Hosen auf deren Deutschland Tournee. Eine Gelegenheit, bei der sich sicher beide Bands zu dem von beiden gecoverten Stück zusammenfinden werden.

Und um den Fußballbezug nicht allzu kurz kommen zu lassen, ein sehr kurzer Blick auf Ipswich Town, den Verein aus der Stadt der Adicts also: 1980/81 gewannen die Blues den einzigen internationalen Titel ihrer Geschichte, den UEFA-Cup. Im Halbfinale damals warfen sie den 1.FC Köln durch zwei 1:0 Siege aus dem Wettbewerb, der somit innerhalb zweier Jahre zweimal im Halbfinale eines internationalen Wettbewerbs an einer englischen Mannschaft scheiterte (zuvor war Nottingham Forest im Europapokal der Landesmeister Endstation).

Bisherige Stationen auf der Reise:
Frank Sinatra
Gerry & The Pacemakers
Patti LaBelle
Nina Simone

You’ll never walk alone der Woche IV

Der heutige Teil der Reise durch die Interpretationen des Fußballklassikers “You’ll never walk alone” führt uns zu einer eher ungewöhnlichen Version. Nina Simone dürfte den meisten wohl bekannt sein, in erster Linie als Blues- und Soulsängerin. Lieder wie Don’t Let Me Be Misunderstood (Video), I put a spell on you (Video) oder, danke der Chanel Werbung in den achtziger Jahren, My Baby just cares for me (Video) finden sich wahrscheinlich in jedem Gehörgang wieder.
Unbekannt hingegen ist eher, daß Nina Simone, die vor fast sechs Jahren im Alter von siebzig Jahren starb, in erster Linie eine hervorragende Pianistin war.

Das erklärt die Besonderheit der heutigen Hörenswürdigkeit auf unserer Reise: Wir hören quasi das Gegenstück zu den A Cappella Gesängen im Stadion – Nina Simones Instrumentalversion von You’ll never walk alone.

Vorherige Stationen der Reise:
Frank Sinatra
Gerry & The Pacemakers
Patti LaBelle

Rot-Grün Blindheit

Lesern dieses Blogs, die nicht mit der Gnade gesegnet sind, im Rheinland geboren zu sein oder dort wenigstens zeitweise gelebt zu haben, muß man vielleicht zunächst einmal ausholend ein paar Grundsätzlichkeiten erklären. Rheinische, in kölscher Mundart singende Bands, wie – um mal vermutlich auch überregional bekannte Kapellen zu nennen – De Höhner oder die Bläck Fööss, bestreiten ihr Repertoire in erster Linie aus traditionellen oder neukomponierten Liedern über das Leben im Rheinland im Allgemeinen, in den meisten Fällen aber über das Leben in der Domstadt im Besonderen (Titelkostproben gefälligst? “Wo mir sin is Kölle”, “Hey Kölle do bes e Jeföhl”, “Mir Kölsche”, “Wenn mir Kölsche singe” oder das unvermeidliche “Viva Colonia” natürlich).

Die Hauptsaison für diese Bands ist die Karnevals-Session, in der sie von Auftritt zu Auftritt eilen und ihr kölsches Liedgut unter das gesamtrheinische Volk bringen. Daß sie dabei auch in allerlei abgelegenen Orten landen, zum Beispiel in Mönchengladbach, oder auch auf den Karnevalssitzungen bei sehr obskuren Vereinen auftreten, zum Beispiel bei der Borussia aus eben jenem abgelegenen Ort – das kann passieren, bedauerlich, aber muss man ja nicht so eng sehen, die Jungs wollen ja auch nur ordentlich abkassieren wie jeder Andere auch.

Wenn De Höhner dann aber plötzlich die grün-weissen Schals der Borussia tragen und die Bläck Fööss dazu noch ihre Liebeserklärung an die Stadt Köln und den FC “Rut un Wiess” (Die Farben Rot und Weiß sind nicht nur die Farben des Vereins sondern auch der Stadt) vortragen und sie flinker Hand in “Jrön un Wiess” umdichten, schmeckt das schon arg nach Geldgier und Beliebigkeit. Und schlimmer noch, plötzlich ist auch der dem rheinischen Mundartpop gar nicht so zugewandte Autor dieser Zeilen froh über Wolfgang Niedecken, ebenfalls Komponist eines FC Lieds, aber selbst zu Zweitligazeiten des FCs auf den windigen Auswärtstribünen der deutschen Fußballprovinz zu Hause.

Nur wenige Tage später standen De Höhner dann wieder vor der Roten Wand, der Südtribüne in Köln-Müngersdorf, und sangen im Vorfeld des Heimspiels gegen Wolfsburg die FC Hymne.

Vor Wind und Wetter geschützt durch FC-Schals natürlich. Nicht auszudenken, die Jungs hätten sich erkältet.

P.S.: Gerade endeckt: Arnd Zeigler nahm sich in seiner höchst empfehlenswerten Sendung “Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs” gestern Nacht auch des Themas an und zeigt auch Fotos von beiden Veranstaltungen. Video (Start des Berichts nach ca. 15:33 Minuten)

You’ll never walk alone der Woche III

Was bisher geschah: Auf unserer Reise durch die vielen Versionen des Fussballklassikers “You’ll never walk alone” trafen wir Frank Sinatra, der als erster mit dem Lied einen Hit hatte, sowie Gary & The Pacemakers, die mit ihrer Version den Kult des Stückes auf den Fussballtribünen dieser Welt begründeten.

Heute möchte ich die erste weibliche Interpretatorin präsentieren: Patti LaBelle.

Patti LaBelle ist eine us-amerikanische R’n’B und Soul Sängerin, die zusammen mit Nona Hendryx und Sarah Dash zunächst unter dem Namen Patti LaBelle and The Bluebelles und später als LaBelles ihren Ruhm als außergewöhnliche Stimme manifestierte. Ihr Version von “You’ll never walk alone” stammt aus dem Jahr 1965, und war die dritte Single des Trios. Der größte Hit des Trios kam erst zehn Jahre später: “Lady Marmalade (Voulez vous coucher avec moi ce soir)”, dank der Version aus dem Film Moulin Rouge auch jüngeren Generationen bekannt.

Das hier gezeigte Video jedoch stammt aus dem Jahr 1985 – ein Abend für das Appollo Theatre, in dem LaBelle ihre Karriere begann. Besonders sehenswert ist diese Version nicht nur aufgrund LaBelles Stimme und des akkustischen Gospelgewands, sondern insbesondere auch, weil ohne jeden Zweifel die abenteuerlichste Frisur aller “You’ll never walk alone” Interpretatoren gezeigt wird.

Wem es gefallen hat, dem sei LaBelles Duo mit Joe Cocker (“You are so beautiful” singend) am selbigen Abend ans Herz gelegt: Ein etwas verlegener Joe Cocker wird von der nahezu orgiastischen Labelle beinahe von der Bühne getänzelt. Und zwischendurch noch ein Küsschen für den Pianisten. (Der Ansager ist übrigens Bill Cosby)

You’ll never walk alone der Woche II

Wie letzte Woche begonnen, möchte ich in regelmäßigen Abständen eine Reise durch die vielen, vielen “You’ll never walk alone” Versionen, die es so zu gibt, unternehmen.

Der zweite Teil der Reise führt uns zu Gerry & The Pacemakers. Die dritte Single der Liverpooler Band war 1963 nicht nur ihr dritter Nummer Eins Hit in Großbritannien, sondern brachte das Lied auch auf den Kop, die legendäre Tribüne der Fans des Liverpool FC – der Startpunkt des Siegeszuges des Lieds durch die Fußballstadien der Welt:

Um die Geschichte rund zu machen, sei erwähnt, daß “You’ll never walk alone” nicht der einzige Bezug ist, den Gerry & The Pacemakers zum Fußball im Allgemeinen und zum Liverpool FC haben, wenn dieser zweite Bezug auch weniger schön ist.
Nach der Hillsborough-Katastrophe, bei der 96 Fans Liverpools 1989 starben, nahmen verschiedene Liverpooler Künstler unter dem Namen Ferry Aid eine neue Version des alten Gerry & The Pacemaker Hits “Ferry ‘Cross The Mersey” (Originalversion) auf.

Hier eine Aufnahme der neuen Version – beginnend ab Minute 2:02. Zuvor gibt es noch eine mir unbekannte Version von “You’ll never walk alone” zu hören. Im Gegensatz zur Originalversion schaffte es dieses Tribute von “Ferry ‘Cross The Mersey”auf Platz 1 der englischen Charts.

You’ll never walk alone der Woche

Wie bekannt gibt es das gute alte “You’ll never walk alone” ja in zig Versionen. Daß das Lied, das mittlerweile in jedem zweiten Fußballstadion gesungen wird, eigentlich ja ein Sangesstück der Fans des Liverpooler FC war und ist, noch eigentlicher aber aus dem Musical Carousel, das seine Erstaufführung 1945 erlebte, stammt, dürfte ebenso bekannt sein.

Weil es aber eben mittlerweile ein nahezu allgemeingültiges Stück Fußballkultur ist und in sovielen Versionen vorliegt, habe und werde ich es mir zur Aufgabe machen, immer wieder mal eine Version vorzustellen. Den Anfang macht Frank Sinatra. Weil der Herr Sinatra nunmal eine herrlich schmalzige Stimme hat, die bestens zum Pathos des Liedes paßt, vor allem aber weil seine Version ebenfalls aus dem Jahr 1945 ist und es ihm noch in jenem Jahr gelang das Lied in den Top Ten der USA zu plazieren.

Here you go, Frankie.

Besitzverhältnisse geklärt

“Die meisten Fussballvereine haben Fans, aber beim 1. FC Union Berlin haben die Fans einen Verein.” – Wenn das mal nicht ein Satz ist, der Fußballfans insgesamt und diesem Fall natürlich den Unionern insbesondere runter geht wie Öl. Gefallen ist er in den Tagesthemen am 23.12. in der Anmoderation zu einem Bericht über Union. Anlass des Berichts war das alljährliche Weihnachtssingen, dass dieses Jahr leider nicht im Stadion, sondern in der Altstadt Köpenicks stattfinden musste.
Wer nicht weiß warum die sangesfreudigen Fans ausweichen mussten, wird aufgrund des schönen Berichts schlauer – wir sehen mal großzügig über die paar Klischeeklamotten à la “Fans die eigentlich dafür bekannt sind, dass sie auch schon mal die Fäuste fliegen lassen” hinweg.

Hier gibt es den ganzen Bericht. Geborgt hab ich ihn mir beim Hönower, der ihn gefunden hat und der auch noch einen ähnlichen Bericht vom RBB vorzuweisen weiß.

Auf zum letzten Tanz

Man kann und darf von den Grünen halten was man will. Daß die nordrhein-westfälische Landtagsfraktion der Partei gestern Manni Breuckmann aufforderten, weiter am Mikrofon zu bleiben, ist definitiv eine ehrenwerte Sache.

War, besser gesagt, denn der kurze Hoffnungsschimmer am Horizont des fußballübertragenden Radios ist schon wieder erloschen. Der Kölner Stadtanzeiger vermeldet Breuckmanns Antwort: “Der Rückzug steht fest, da hilft kein Bitten, Beten oder Betteln, er ist seit fünf Jahren vertraglich festgezurrt”.

Am Samstag kommentiert er sein letztes Spiel: VfL Bochum gegen den 1. FC Köln. Also, bevor die endgültige Töpperwienisierung Einzug hält: Fernseher aus, Radio an.