Torschütze: David Cobeño (Torwart)

Man kann David Cobeño wirklich nicht vorwerfen, er hätte nicht alles versucht, um seinen Verein Rayo Vallecano im Aufstiegsrennen der zweiten Liga zu halten. Er übernahm dafür sogar ihm artfremde Aufgaben, ein Tor zu erzielen zum Beispiel.

Nur genützt hat es nichts, die Madrilenen verloren letztenendes 1:2 und sind damit wohl raus aus dem Aufstiegskampf.

Dank an Carlos.

Über den Tellerrand: CD Tenerife, zweite spanische Liga – noch.

Am kommenden Wochenende bin ich mit ein paar Freunden irgendwo in Mecklenburgischen Seenplatte unterwegs. So weit, so schön. Nicht so für Carlos. Er droht den Ausflug zu verweigern, wenn es keinen Internetanschluß gibt. Carlos ist nämlich nervös: Am Samstag kommt es am 37. Spieltag der Liga Adelante, der zweiten spanischen Liga, zum Spitzenspiel seines Heimat- und Herzvereins CD Tenerife gegen Hercules Alicante. Letztere sind auf dem vierten Platz und haben fünf Punkte Rückstand auf den an zweiter Stelle liegenden CD. Ein waschechtes Sechspunktespiel also mit möglicherweise vorentscheindem Charakter. Grund genug, mal über den Tellerrand zu gucken und Carlos ein paar Fragen zu stellen.

Carlos, am Samstag gehts nach Alicante. Du hoffst natürlich auf einen Sieg, klar. Wie schätzt Du die Chancen ein, wärst Du schon mit einem Unentschieden zufrieden?

Sicherlich! Ein Unentschieden gegen Hércules wäre der halbe Aufstieg. Da bliebe der Abstand von 5 Punkten gleich und für sie wäre der 3. Platz unerreichbar. Vor zwei Wochen haben wir in Zaragoza (3.) 1:1 gespielt und letzten Monat in San Sebastián Real Sociedad mit 1:2 aus dem Rennen um die drei Aufstiegsplätze geschickt. Bei einem Sieg von Tenerife wäre meiner Meinung nach der Aufstieg nicht mehr wegzudenken… Aber noch ist alles möglich!

Zumal das Restprogramm nicht das schwerste scheint: Zwar empfangt Ihr noch Deportivo Xerez, den aktuellen Spitzenreiter, aber dafür stehen noch drei Abstiegskandidaten auf dem Zettel. Das klingt machbar, oder?

Es klingt machbar, aber es sind noch 5 Mannschaften, die um die 3 Aufstiegsplätze kämpfen. In Teneriffa sind sich alle mehr oder weniger einig, dass wir es am 31.Mai in Sevilla (2. Mannschaft des FC) gegen den Tabellenletzen packen werden. So dass das Spiel gegen Xerez eine Party beider Mannschaften sein könnte. Gut, damit das so stattfinden kann, müssen vorher Rayo Vallecano und Hércules mehr Abstand zum dritten Platz kriegen. Sonst wird das gegen Xerez ein echtes Finale werden. Ich sehe auf was für einem hohen Niveau die Mannschaft momentan spielt und das ist was am Ende zählt, da sind mir die Gegner ehrlich gesagt egal.

Ein Blick zurück: Vorhin hast Du getwittert, daß Ihr heute auf den Tag vor sieben Jahren in die 2. Liga abgestiegen seid, die Saison 05/06 hat Tenerife sogar nur auf dem 18. Platz (also knapp über dem Strich) beendet, die Jahre danach waren Mittelmaß – hast Du vor dieser Saison damit gerechnet, daß am Ende der Aufstieg stehen könnte?

Oh ja, die Saison 05/06 war echt sehr knapp, da ging schon die WM in Deutschland los und ich konnte mich noch nicht drauf einstellen, weil Tenerife noch vom Abstieg in die Segunda División B (3. Liga) bedroht war.
In diesem Jahr sind die Bedingungen im Allgemeinen etwas anders als in all den letzten Jahren. Alleine die Tatsache, dass unser Trainer José Luís Oltra schon die zweite Saison hintereinander dabei ist, hat der Mannschaft eine Basis gegeben: Seit 1998 hatten wir im Schnitt mindestens 2 Trainer pro Saison, was mit der katastrophalen Lage des Vereins und des Präsidiums zu tun hatte.
Der neue Präsident hat zumindest sportlich ganz gute Entscheidungen getroffen, u.a. die dritte Rückkehr von Sportdirektor Santiago Llorente. Dieser Mann hat ein unglaubliches Gespür für gute Spieler, er hat damals z.B. den Argentinier Fernando Redondo entdeckt und nach Tenerife gebracht. Und diese Saison hat er wieder einige “Cracks” auf Lager gehabt wie z.B. Alejandro Alfaro (Nachwuchsspieler ausgeliehen von Sevilla) oder den kamerunischen Nationalspieler Daniel Kome.

Stadion in Teneriffa
Foto: Carlos B. Crosa

Auch wenn Tenerife alles in allem, entschuldige wenn ich das so sage, bei “nur” 12 Saisons in der Primera División eher als ein klassischer Zweitligist gelten muß, hatte der Verein in der Vergangenheit einige namhafte Trainer. Javier Clemente oder Rafael Benítez zum Beispiel und natürlich aus deutscher Sicht besonders interessant, das deutsche Trio Jupp Heynckes, Co-Trainer Ewald Lienen und Konditionstrainer Egon Coordes. Welchen Ruf hat Don Jupp bei Euch auf der Insel?

Unter Don Jupp hat die Mannschaft auf dem höchsten Niveau aller Zeiten gespielt – neben der Zeit, in der Jorge Valdano Trainer war.
Mit ihm haben wir in der Primera División 96/97 den 5. Platz erreicht und wurden Halbfinalist im UEFA-Pokal gegen Schalke 04. Für die Insel ein Traum! Das war in einer Zeit, wo die Mannschaft wirklich Disziplin benötigt hat und da hat das deutsche Trio wie die Faust aufs Auge gepasst. Sie haben das Beste aus allen Spielern geholt und jeder Spieltag war ein Genuß. Zu der Zeit spielte auch Oliver Neuville für CD Tenerife.
Lienen kehrte in der Saison 2002/03 als Cheftrainer zurück und 2006 hatten wir auch Bernd Krauss als Coach auf der Insel.

Im letzten Winter ging CD Tenerife auf unrühmliche Weise durch die deutsche Presse: Der Präsident von Real Sociedad, Iñaki Badiola, behauptete, ein ehemaliger Spieler von CD hätte am Telefon zugegeben, die Mannschaft hätte am letzten Spieltag der Vorsaison absichtlich gegen Malaga, die dann statt Real Sociedad aufgestiegen sind, verloren. Ist das inzwischen aufgeklärt oder ist das ganze unter den Teppich gekehrt worden?

Das ist alles ein ziemliches Hin und Her gewesen, der Spieler selbst hat seine eigenen Aussagen dementiert, aber die Aufnahmen vom Gespräch sind ja da. So wie es aussieht, ist alles noch nicht ganz geklärt worden. Als wir vor einem Monat in San Sebastián gegen Real Sociedad gespielt haben, gings mit dem Thema seitens der baskischen Medien wieder los, um unsere Spieler abzulenken.
Dass es in Spanien die sogenannten “Maletines” (Koffer, mit Geld natürlich) am Ende der Saison gibt, kann ja keiner bestreiten. Aber soweit das Geld (vom Dritten) nur an Mannschaften geht, die um nichts mehr spielen um deren Spieler zum Sieg zu motivieren, würde ich das nicht bestrafen. Eine andere Sache ist, wenn man absichtlich verliert….

Letztes Jahr gewann Spanien das erstemal seit 44 Jahren wieder einen internationalen Titel, dieses Jahr steigt Tenerife wohlmöglich auf – welche sportlichen Ziele bleiben Dir noch, Carlos?

Ist ja ganz klar, CD Tenerife Meister und in der Champions League dabei!!!

Dann viel Glück beim Aufstieg als ersten Schritt zur Weltherrschaft. Danke schön!

Der Pokal, seine Gesetze und was fehlt

Phrasenschwein, ick hör Dir trapsen trampeln: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Im Fall der Halbfinale des DFB Pokalwettbewerbs 2008/09 heißt das eigene Gesetz: Spielerische Mittelmäßigkeit allenortes.

Sicher, beide Spiele hatten ihre Momente der Spannung, wie es sich für ein Pokalhalbfinale gehört, ein Spiel, das erst im Elfmeterschießen entschieden wird, ist ohne Zweifel ein Aufregendes. Aber gerade das gestrige Elfmeterschießen zwischen Werder und dem HSV versinnbildlicht die Langeweile, die beide Spiele einem eher neutralen Beobachter aufzwangen: Kein stundenlanges Shootout, drei von vier Elfmetern der späteren Verlierer gehalten und zack, aus ist das Spiel. Zuvor gab es eine ganz gute, beileibe nicht brilliante Halbzeit der Bremer, einen Ausgleich der Hamburger zu einem Zeitpunkt, an dem selbst das Heimpublikum (Äh.. das soll ein Derby sein?) schon eingeschlafen war, und eine laue Verlängerung – letztere zugegebenermaßen auch bedingt durch die rote Karte gegen Jarolim.

Und am Abend zuvor? Erstligist gegen Zweitligist. Bayer Vizekusen hat zwar deutlich mehr Spielanteile, von der spielerischen Klasse aber verhalten sich beide so, als wäre es ein vorgezogenes Relegationspiel um den Erhalt der bzw. den Einzug in die Bundesliga – nicht ein Spiel zweier der vier erfolgreichsten Mannschaften im Pokalwettbewerb.

Phrasenschwein, komm herangetrabt: Der Pokal lebt von der Spannung. So weit so gut. Ein bißchen Spielkultur, zumal wenn drei selbst ernannte Meisterschaftskandidaten beteiligt sind, wär ja aber auch nicht schlecht.

A Bunch Of Pussies

Wenn man sich mal den Spaß macht, sich durch die unzähligen Kommentare beim Bayern-Blogger Breitnigge zu buddeln, sollte man sich auf jeden Fall ein großes, besser noch ein sehr großes Paket Taschentücher bereit stellen.

Die können einem nämlich verdammt leid tun, die armen Bayernfans. Bayern München spielt, so erfährt man da, eine unterirdische und katastrophale Saison. Und siehe da: Ein Blick auf die verschiedenen Wettbewerbe bestätigt dies in der Tat. Der kleinste Schmerz geht vielleicht vom Scheitern des Klubs im DFB-Pokal aus. Schon im Viertelfinale allerdings. Damit steht Bayern auf einer Stufe mit Wehen-Wiesbaden, quasi! Skandalös. Aber gottlob will diesen Pott ja eh niemand wirklich haben. Macht also nicht soo viel aus.

Schlimmer natürlich das Nicht-Erreichen des Halbfinales in der Champions League. Nur unter den besten acht Mannschaften Europas zu sein (bei 53 Landesverbänden) ist wirklich ein sehr hartes Schicksal. Und dann auch noch gegen diese Thekentruppe aus Barcelona auszuscheiden.. Böse, böse.

Und zu guter Letzt – auch in der Bundesliga läuft es reichlich miserabel für die Münchener. Man stelle es sich vor: Nur Platz 2. Und das auch noch punktgleich mit einer anderen Mannschaft, nicht mal den Tabellenplatz haben sie alleine. Unglaubliche drei Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter.

Kein Wunder also, daß Fans und Funktionäre möglichst schnell den Trainer loswerden wollen, diesen Trainer, der es nicht mal schafft, die Strukturen des Vereins zu erneuern und gleichzeitig zwei bis drei Titel zu gewinnen. Weg mit dem, ich will dieses schreckliche Mitleid nicht weiter empfinden müssen.

Mehr denn je: Die Katharsis eines Abstiegs tut not. Also: Nächste Saison natürlich. Diese geht eh nicht mehr und außerdem darf das VW Werk nicht Meister werden.

Vier Null

Mannschaft B1, die sich in einem Umbruchjahr befindet und zudem noch auf vier bis fünf Stammkräfte verzichten muß und selbst mit ihnen nicht europäische Spitze sein kann, verliert in einem Champions League Viertelfinale auswärts gegen Mannschaft B2, die derzeit sicherlich zu den Besten der Welt gehört und deren Angriff an einem guten Abend mit jeder Abwehr Katz und Maus spielt, insbesondere wenn es sich um eine Abwehr handelt, die weitesgehend aus Ersatzspielern besteht.

So fucking what? Wo ist der Skandal?

Wenn Götter irren…

.. gibt es richtig was auf die Nase.

*

Argentinien, unter Neu-Trainer Maradona mit drei Siegen in drei Spielen gut gestartet, wird vom Vorletzten der südamerikanischen WM Qualifikationsgruppe Bolivien mit einem debakulösen 6:1 nach Hause geschickt.

3600 Meter über dem Meeresspiegel liegt La Paz, der gestrige Spielort. Da kann jemandem, dessen Körper nicht gewohnt ist, in dieser Höhe Leistungssport zu betreiben, schon mal die Luft ausgehen. Betrachtet man allerdings die pomadige Art und Weise in der die argentinische Abwehr das ganze Spiel über durch die Gegend stolpert, so kommt man zu dem Schluß, dass La Paz wohl doch noch ein paar Kilometer höher liegen muß. Einer der drei Neuen im Team im Vergleich zum Spiel gegen Venezuela war übrigens Martin Demichelis, der nahtlos an seine miserablen Vorstellungen im Bayern Trikot diese Saison anknüpfte.

Aber nicht nur die schlichtweg nicht existente Abwehrleistung war Grund für die historische Niederlage. Torwart Carrizo, bei Lazio Rom zur Zeit nur auf der Bank beheimatet, zeigte ein ums andere Mal, daß es Menschen durchaus möglich ist, langsamer zu fallen als die vielbeschworene Bahnschranke. Lionel Messi war offensichtlich noch erschöpft von seiner Gala am vergangenen Samstag. Ángel di María hatte schon fünf Minuten nach seiner Einwechslung keine Lust mehr und senste seinen bolivianischen Gegenspieler derart unmotiviert und brutal um, daß dem Schiedsrichter keine Wahl blieb als ihn frühzeitig vom Feld zu schicken. Und des Trainers Entscheidung, vom gut funktionierenden 3-4-3 auf ein 4-4-2 umzustellen und Argentinien damit um den Traumsturm Messi – Tevez – Agüero zu berauben, muss wohl ebenfalls als Fehler angesehen werden.

Wer wollte einem Gott schon widersprechen?

(* Ich hab mich geirrt und muß dafür bezahlen)

Wenn nur das Jahr mehr Monate hätte..

.. dann nämlich könnte man als Herausgeber eines Fußballmagazins mehr als zwölf Hefte pro Jahr verkaufen und müßte nicht den üblichen Inhalt in Sonderausgaben frei nach Motto “Das Beste der Siebziger, der Achtziger, der Neunziger und von Heute” zusammenfassen, um dem Leser noch mal sechs Euro aus der Tasche zu ziehen. Hach, was wär das Leben schön, wenn nur das Jahr nicht schon im Dezember aufhören würde.

Siehst du, Deutschland, so wird das gemacht

Während sich Fußballdeutschland den Kopf zerbricht, wie aus dem Sommermärchentanz übelster Schlafwagenfußball werden konnte, zeigt der zukünftige Weltmeister, wie das geht, das mit dem schnellen Fußball, dem von den Klinsmännern und Rangnickern dieser Welt das Attribut “vertikal” angehängt wird. Wenn auch nicht gegen die gemeinhin als unschlagbar bekannten Norweger, sondern nur gegen Frankreich.

Da muss sich sogar ein Gott bekreuzigen.

Englisches Wetter – wir haben englisches Weeeetter

Man kennt da ja. Deutsche tragen rund um die Uhr Lederhosen und in England regnet es permanent, wenn es nicht gerade nebelt. Oder beides.
Letzteres ist zumindestens soweit wahr, daß man ziemlich sicher davon ausgehen kann, dass es höchst selten schneit auf der Insel. Genau das aber geschieht momentan so heftig, daß der englische Fußballverband in Abstimmung mit der FIFA das Ende der gestern abgelaufenen Transferperiode verlängert hat. Züge rollen nicht, Autobahnen sind nicht befahrbar, Tinte ist eingefroren. Wer der FA zusichert, der Transfer sei eigentlich in trockenen Tüchern, es fehle eben bloß die letzten medizinischen Checks oder gar nur die Unteschrift, darf auch jetzt noch den Vertrag nach reichen.

Arsenal London hat das freilich nicht davon abgehalten, nun doch Andrej Arschawin für kolportierte 17 Millionen Euro zu verpflichten. Als Russe kennt der sich ja auch aus mit Schnee.

Zeig mir Deine Fahne und ich sag Dir wo Du stehst

Wer ab und an mal im Millerntor-Stadion zu Gast war, kennt die Angewohnheit des FC St. Pauli, vor Heimspielen auch die Hymne der Gäste zu spielen. Das ist in der Regel nicht schön, da sich unter den Hymnen deutscher Vereine nur höchst selten angenehmes Liedgut findet, ist aber nicht nur eine respektvolle Geste, sondern auch aus, sagen wir mal, fußballethnologischen Gesichtspunkten höchst interessant.

Ähnlich klingt, was mir Carlos von seinem Heimat- und Herzverein CD Teneriffa, zur Zeit in der zweiten spanischen Liga beheimatet, erzählt. Oberhalb der Gegentribüne des Estadio Heliodoro Rodriguez Lopez stehen 22 Fahnenmasten, an denen zu jedem Heimspiel die Fahnen der Ligakonkurrenten (die eigene natürlich mit eingeschlossen) gehisst werden – und zwar in der gerade aktuellen Tabellenreihenfolge:

1 UD Salamanca
2 Real Saragossa (A)
3 Deportivo Xerez
4 Hercules Alicante
5 CD Teneriffa
6 Real Sociedad
7 CD Castellon
8 Rayo Vallecano (N)
9 Girona FC (N)
10 UD Levante (A)
11 Gimnastic de Tarragona
12 UD Las Palmas
13 SD Huesca (N)
14 Albacete Balompie
15 Celta Vigo
16 FC Elche
17 Deportivo Alaves
18 Eibar
19 Cordoba CF
20 Real Murcia (A)
21 Alicante CF (N)
22 Sevilla Atletico Club

Doof natürlich nur, wenn man dann mal in der Situation ist, sich 90 Minuten lang die eigene Fahne ganz am Ende der Fahnenstangen ansehen zu müssen.

[Foto: Carlos B. Crosa]