Liebe Berliner Zeitung,

… das ist ein interessanter Artikel in Eurer heutigen Printausgabe über die finanziellen Schwierigkeiten des Berliner Regionalligisten Türkiyemspor. Daß die vor der Saison erwarteten Probleme für die neuformierte Dritte Liga gar nicht da, sondern in der vierten Liga auftreten, und in der nächsten Saison durch eine Reduzierung der Fernsehgelder von 160.000 Euro auf 90.000 Euro noch verschärft werden, zum Beispiel. Oder daß nicht nur Türkiyemspor, sondern auch andere Vereine wie Altona 93 einen Rückzug in Liga 5 in Erwägung ziehen. Und daß dem DFB dazu nichts anderes einfällt als “Es wird keiner gezwungen, in dieser Liga zu spielen” (Zitat Helmut Sandrock) – der gleiche DFB, der dem finanziellen Kampf der Regionaligisten gerne einen Strich durch die Rechnung macht, indem er z.B. publikumsträchtige Spiele wie das Spiel Altona 93 gegen den 1. FC Magdeburg an einem stinknormalen Mittwoch um 14.00 Uhr ansetzt (!!).

Vielen Dank also für den Artikel, liebe Berliner Zeitung. Und: bitte mehr davon.

Warum ihr aber in der Unterüberschrift behauptet, Türkiyemspor könne “sich die Dritte Liga nicht mehr leisten”, wo doch von der Regionalliga, also der Vierten Liga, die Rede ist, bleibt Euer Geheimnis, oder?

175 Millionen Euro

Hundertfünfundsiebzig Millionen Euro. Das ist die Summe, die die TSG Hoffenheim von einem normalen Fußballverein unterscheidet. Hundertfünfundsiebzig Millionen Euro hat Dietmar Hopp in den letzten acht Jahren in den Verein gepumpt. Das sind im Schnitt 21,875 Millionen pro Jahr. Bei einem Verein, wohlgemerkt, der vor acht Jahren gerade das erstemal in seiner Geschichte in die Oberliga aufgestiegen war.

Was hätte man da alles schönes für kaufen können.

Frankfurter Fährmann

Der Zwanzigjährige Ralf Fährmann, seines Zeichens 2. oder 3. Torwart des FC Schalke 04 (hinter Manuel Neuer und, mal so, mal so, hinter oder vor Matthias Schober) wechselt zu Eintracht Frankfurt.

Das ist ärgerlich, denn der talentierte Torwart stand kurz davor, zum FC zu wechseln. Ein wenig abenteuerlich liest sich seine Begründung aber, wie ich finde: “Es war zwischen Frankfurt und Köln eine hauchdünne Entscheidung. Wichtig war für mich die Frage, wo ich nächste Saison auf jeden Fall spielen kann. Und da scheint mir die Chance in Frankfurt größer”.

Sicher, bei FC gibt es Faryd Mondragon, dessen Vertrag sich wohl aufgrund seiner Einsatzzeiten um ein Jahr verlängert, aber der Mann ist 37 – spätestens am Ende der nächsten Saison ist Schluß. Bei Frankfurt hingegen balgen sich seit Jahren die gleichwertigen und soliden Torwärte Oka Nikolov und Markus Pröll um das Trikot mit der Nummer 1.

Warum Fährmann nun glaubt, da bessere Chancen zu haben, ist mir recht schleierhaft. Es sei denn natürlich anderes gab den Ausschlag.

Ditt wird ‘ne janz lange Kiste

Wer sich selbst eine Grube gräbt, sollte das nicht im Winter machen. Oder wenigstens darauf verzichten, Prognosen abzugeben, wann die Grube denn mit Pfeilern und Beton gefüllt ist und das Dach, für das die Grube Fundament sein soll, montiert ist. Wenn dann noch die slowakische Firma, die das Dach fertigt, Lieferprobleme hat, dann kann es dauern.

Möglicherweise bis April. Das wär schade, denn im März spielt Union zu Hause gegen Dresden und Jena. Knaller mit Derbycharakter (Wenn auch eher aus historischen, denn aus geographischen Gründen), denen die neue Alte Försterei sicher eine bessere und schönere Kulisse bieten würde.

Aber wenn ich ganz ehrlich bin: Mittlerweile hab ich ein klein wenig Angst vor der Rückkehr. Es läuft sportlich so gut diese Saison. Im ungeliebten Jahn Sportpark. Was passiert, wenn sich nach der Heimkehr plötzlich ein Riss im sportlichen Faden ergibt, mag ich mir gar nicht ausmalen.

Die wirre Welt des Ralf Rangnick

Offenbar ist da etwas schief glaufen, als in einem Reagenzglas der zukünftige Serienmeister TSG Hoffenheim herangezüchtet wurde. Die Zutaten “Normaler Menschenverstand” und “Wissen über Fußballkultur” wurden ganz offensichtlich vergessen.
Anders ist nicht zu erklären, was die Verantwortlichen da so von sich geben. Am Anfang der Saison schon bewies Chefkoch Hopp, daß er vermutlich Ahnung von kapitalistischen Mechanismen, keine aber von Fußballkultur hat, indem er Stadionverbote forderte für Fans “die sich mit dem Rücken zum Spielfeld aufstellen”. Hui. Wirklich ein schweres Verbrechen und natürlich ein Zeichen von Gewaltbereitschaft. Jedenfalls in Hopps Welt. In der Fußballwelt ist es in der Regel ein Zeichen von Protest, meist an die eigene Mannschaft oder den Verein gerichtet – aber vermutlich ist für Herrn Hopp Protest schon eine gewaltsame Aktion.

Nun hat Ralf Rangnick nachgelegt. Und der müsste es doch eigentlich besser wissen. Zornig wurde er, so schreibt die Süddeutsche, weil beim Hallenturnier in Mannheim die Fans des Waldhofs es wagten Hoffenheim auszupfeifen.

Hui.

Den neureichen Nachbarn, der im Vorbeigehen sämtliche Stufen übersprang, an denen Waldhof Mannheim seit Jahren scheitert. Das traditionslose Projekt, das erfolgreicher ist als der alte König der Region. Sollte Mannheim mal wieder erfolgreicher werden: Auch der potentielle Derbyfeind.

Der soll gefälligst nicht ausgepfiffen werden. Also wirklich.

In was für einer wirren Welt lebt Ralf Rangnick?
Und was bleibt vom Fußball, wie wir ihn kennen noch übrig, wenn sich die Rangnicker dieser Welt durchgesetzt haben?

Der Prinz hat Stirn.

Wegen einer Stirnhöhlenvereiterung bekam der 23-Jährige von den Medizinern ein Reiseverbot auferlegt. Der Stürmer sollte am Montag eigentlich den Flieger Richtung Arabische Halbinsel nehmen, sein HNO-Arzt legte aber ein Veto ein

sagt der kicker.

Davor hatte er Rücken, Trainingsrückstand und anderes.

Wetten werden noch angenommen, ob der Prinz noch einmal im Bayern Trikot aufläuft, bevor er wechselt.

Wohin auch immer.

You’ll never walk alone der Woche

Wie bekannt gibt es das gute alte “You’ll never walk alone” ja in zig Versionen. Daß das Lied, das mittlerweile in jedem zweiten Fußballstadion gesungen wird, eigentlich ja ein Sangesstück der Fans des Liverpooler FC war und ist, noch eigentlicher aber aus dem Musical Carousel, das seine Erstaufführung 1945 erlebte, stammt, dürfte ebenso bekannt sein.

Weil es aber eben mittlerweile ein nahezu allgemeingültiges Stück Fußballkultur ist und in sovielen Versionen vorliegt, habe und werde ich es mir zur Aufgabe machen, immer wieder mal eine Version vorzustellen. Den Anfang macht Frank Sinatra. Weil der Herr Sinatra nunmal eine herrlich schmalzige Stimme hat, die bestens zum Pathos des Liedes paßt, vor allem aber weil seine Version ebenfalls aus dem Jahr 1945 ist und es ihm noch in jenem Jahr gelang das Lied in den Top Ten der USA zu plazieren.

Here you go, Frankie.

Appreturen und Bettfedern

Herr Wieland postete just eine hübsche Verballhornung des Wappens der Dortmunder Borussia. Daß er das gerne macht, liegt auf der Hand, sein Königsblog widmet sich ja den Schalkern.

Nichtsdestotrotz war ich ein wenig erstaunt, schließlich gehören GmbH&CoKGs&dergleichen statt der guten alten eingetragenen Vereine ja zu den Dingen, an die man sich mittlerweile leider gewöhnt hat. Weil sie überall sind. Sollte die hämische schmunzelnde Freude des Herrn Wielands bedeuten, dass das beim FC Schalke anders ist? Ist es in der Tat. FC Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V. heißt der Verein nach wie vor. Bei der Suche fand ich aber etwas anderes. Vielleicht kann mir das mal ein Schalker erklären, so er denn mal vorbeikommt.

Verkaufsraumeinrichtungen für Bettfedern?

Eine Erklärung für das müde Schalker Spiel in dieser Saison gar?

Ich bin (k)ein Groundhopper

Nein, da hilft nichts: Misst man meine kümmerlichen Ground- und Länderpunkte mit dem, was ein amtlicher Groundhopper so auf seinem Kerbholz hat, wird auf den ersten Blick klar, dass es höchst vermessen wäre, würde ich mich zu dieser Gruppe zugehörig fühlen. Was in erster Linie daran liegt, dass ich keinerlei Anstrengungen unternehme, um am kommenden, dem darauf folgenden oder dem in drei Wochen möglichst viele Grounds abzuklappern – Verzeihung – zu „machen“. Aber schön wäre es schon.

Da kommt zusammen, was zusammen gehört. Das Bereisen unbekannter Städte und Länder und das schöne Spiel, das Flair fremder Stadien und fremder Fußballkulturen, an denen sich im Idealfall und wenn man das 1 x 1 der eigenen Fußballkultur einigermaßen beherrscht, vieles ablesen, übersetzen läßt. Dabei ist relativ egal, ob es sich um ein Spitzenspiel um die Meisterschaft handelt oder um ein unterklassiges Kampfspiel gegen den Abstieg in die sagenwirmal vierte Liga. Wobei mir der Verdacht kommt, dass ich das so nur sage, da ich noch nie in meinem Leben ein Champions League Spiel live im Stadion gesehen habe – ich fürchte, dass die Unterschiede zwischen einem solchen Spiel in Manchester und Rom gering sind, zu sehr dürften die medial betriebene Kommerzmaschine einerseits und die Eventfreudigen Ultras die kulturellen Verschiedenheiten plattgebügelt haben.

Natürlich, wäre ich ein Groundhopper, so hätte ich jedes Wochenende das Rechtfertigungsproblem, warum ich mir gerade z.B. FC Oţelul Galaţi gegen CS Pandurii Târgu-Jiu (Rumänische 1. Liga) angucke, statt zu Hause dem FC die Daumen zu drücken. Zu mehr als einem Teilzeitgroundhopper würde es also vermutlich eh nicht reichen – und selbst dann hätte ich Probleme mit dem Beigeschmack von Vereinsmeierei (Es reicht, 45 Minuten gesehen zu haben? Hallo? Nur Herthaner gehen früher nach Haus!) der jenen, die sich zu Recht Groundhopper nennen, zu eigen sein scheint. Vermutlich bin ich einfach nur Fußballromantiker mit Fernweh. Klingt auch irgendwie besser als Grundhopper.

Besitzverhältnisse geklärt

“Die meisten Fussballvereine haben Fans, aber beim 1. FC Union Berlin haben die Fans einen Verein.” – Wenn das mal nicht ein Satz ist, der Fußballfans insgesamt und diesem Fall natürlich den Unionern insbesondere runter geht wie Öl. Gefallen ist er in den Tagesthemen am 23.12. in der Anmoderation zu einem Bericht über Union. Anlass des Berichts war das alljährliche Weihnachtssingen, dass dieses Jahr leider nicht im Stadion, sondern in der Altstadt Köpenicks stattfinden musste.
Wer nicht weiß warum die sangesfreudigen Fans ausweichen mussten, wird aufgrund des schönen Berichts schlauer – wir sehen mal großzügig über die paar Klischeeklamotten à la “Fans die eigentlich dafür bekannt sind, dass sie auch schon mal die Fäuste fliegen lassen” hinweg.

Hier gibt es den ganzen Bericht. Geborgt hab ich ihn mir beim Hönower, der ihn gefunden hat und der auch noch einen ähnlichen Bericht vom RBB vorzuweisen weiß.