Der “verrückte” Herr Lehmann

Das war so: Nach relativ gelungener Fernunterstützung des 1. FC Union Berlin in einer hübschen Kaschemme kam ich am späten Sonntagnachmittag nach Hause und schaltete den Videotext an, um den Ausgang bzw. Fortgang der beiden Sonntagsspiele zu besehen. An dieser Stelle grüße ich den Kellerbrand im Nachbarhaus, der mich derzeit ohne Internetverbindung dastehen läßt.
Wie dem auch sei, aus dem Videotext jedenfalls sprang er mich an, noch bevor ich irgendein Ergebnis sehen konnte, der wildgewordene Lehmann. Ausraster! Rote Karte! Sieg verschenkt!

Kurze Zeit später wurde es dann dramatisch, jedenfalls in der Tonlage des DSF Moderators. Ein herumirrender ehemaliger Nationaltorwart, eine weggenommene Brille und immer wieder die Erwähnung dieses Ausrasters in der 86. Minute, mit dem Lehmann, völlig unmotiviert und ohne Grund seiner Mannschaft den Sieg stahl. Ein Mann auf dem Weg in den Wahnsinn. Mindestens. Nochmal und nochmal die gleichen Szenen – Lehmann geht nach dem Spiel mindestens zehn Mal am gleichen Häuschen hinter dem Mainzer Stadion vorbei, jedenfalls wenn man den Bilder des DSF glauben darf.

Etwas später. Jetzt mal bewegte Bilder vom Spiel. Die Schlußminuten nähern sich, des Reporters Stimme bereitet uns schon mal vor, dass es gleich losgeht, mit dem durchgeknallten Wahnsinnigen – nur noch schnell eine kleine Begebenheit am Rande.. Da ist er ja schon, der vielleicht ehemalige Stuttgarter Torwart, aber irgendwie ist das noch nicht die Szene, DIE Szene. Da wird nur schnell, im vorbeihuschen quasi, gezeigt, wie der Mainzer Stürmer Bancé völlig ohne jede Not den auf Zeit spielenden Lehmann umholzt und aufreizend lässig neben ihm stehen bleibt. Nicht weiter wichtig. Denn jetzt kommts, jetzt knallt er durch, dieser Lehmann, der hat doch neulich erst hinter der Werbebande und so, dieser Verrückte, dieser..

Kinners: Kirche. Dorf. Drinlassen. Ein Revanchefoul, sicherlich dämlich und unsportlich, aber alltäglich. Erst der Eine den Anderen, dann der Andere den Einen. Rotwürdig vielleicht, beides, wenn denn. Wer anderes sieht, glaubt jeden Bären, der ihm vom Boulevard aufgebunden wird. Hingucken schadet nicht, insbesondere vor der Empörung.

Um dem vorzubeugen: Mir ist Jens Lehmann relativ wurscht. Aus tabellarischer Sicht finde ich es sogar gut, wenn er seinen Verein schwächt, auch wenn ich ziemlich sicher bin, daß der VfB sich fangen wird und in der Rückrunde keine größere Rolle mehr im Abstiegskampf spielen wird.

Wirre Welt des Fußballs

Der Club Atlético Banfield ist argentinischer Meister geworden. Unbekannt? Kein Wunder, schließlich ist der Verein aus Banfield, aus der Metropolregion Gran Buenos Aires, ein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Sechs Meistertitel in der 2. argentinischen Liga und sieben Aufstiege in die erste Liga stehen zu Buche, schlägt man bei Wikipedia unter den größten Erfolgen des Vereins nach.
Damit wird wieder mal keiner der beiden großen, auch in Europa bekannten Vereine, River Plate und Boca Juniors, Meister. Im Gegenteil, wie schon in der ersten Halbserienmeisterschaft des Jahres 2009, der Clausura, spielten beide Vereine keine große Rolle, auf Platz 10 und 13 dümpeln die beiden herum, und das kann sogar noch schlechter werden, der Spieltag ist noch nicht abgeschlossen.
Banfield reiht sich damit ein in die überraschenden Erfolge kleiner Mannschaften: 2007 gewann CA Lanús die Meisterschaft, in der Clausura 09 konnte sich Vélez Sársfield erst am letzten Spieltag gegen No-Name CA Hurácan durchsetzen. Abgesehen von Vélez alles Mannschaften, die weit entfernt davon sind, zu den großen Fünf zu gehören.
Der Erfolg der Grün-Weißen aus Banfield hing jedoch am seidenen Faden. Zwei Punkte Vorsprung vor dem letzten Spiel, das in der Bombonera gegen Großmeister Boca stattfinden sollte und prompt mit 2:0 verloren ging. Verfolger Newell’s Old Boys aus Rosario hatte zeitgleich ein Heimspiel, die Sache also im Nachhinein betrachtet in der Hand – und verlor ebenfalls 0:2. Ich weiß leider nicht, was “sich in den Arsch beißen” auf Spanisch heißt, aber ich bin sicher, in Rosario wird es dieser Tage ausgiebig getan.

Der Spielbeobachter verrät: Die Ergebnisse der WM Qualifikationsentscheidungsspiele

Am heutigen Freitag wurden in Zürich Entscheidungsspiele für die Qualifikation zur WM 2010 ausgelost. Am 14. und 18. November schon was vor? Dermaßen gespannt, daß der eine Monat bis dahin zu lang ist? Kein Problem: Der Spielbeobachter (also icke jetzt) hat die Karten gelegt, die Glaskugel geschüttelt, eine Portion Sachverstand dazu gegeben und das Ganze in schlaue, vor allem aber wahre Worte gefasst.

Also denn, Licht aus, Spoiler an. Hier kommen die Resultate der vier Weltmeisterschaftsqualifikationsentscheidungsbegegnungen:

Irland : Frankreich.
Nach dem Hinspiel (Resultat: 2:2) sind die Franzosen, vom Namen her klarer Favorit, zwar ein wenig beschämt, ob des Rückspiels zu Hause – bei dem sie dann ihre wahre Stärke zeigen wollen – aber guten Mutes. Umsonst. Denn auch das Rückspiel endet 2:2, die mit Mann und Maus verteidigenden Iren bringen ihre einzigen beiden Angriffe zu einem Torerfolg und das innerhalb der letzten fünf Minuten. Völlig verunsicherte Franzosen versagen beim Elfmeterschießen. Au revoir France. Latha Math, Eire.

Russland : Slowenien.
Es ist ein Jammer. Milivoje Novakovic schießt drei Tore, eines im Hinspiel, zwei im Rückspiel. Das reicht aber nicht, weil Russland seinerseits drei in der ersten Begegnung und zwei in der zweiten schießt. Macht summasumarum ein Sieg für Russland und ein Unentschieden. Arshavin darf bei der WM wirbeln und Novakovic kann sich auf den FC und die Kölner Nächte konzentrieren. Hat ja auch was für sich.

Portugal : Bosnien-Herzegowina
Christiano Ronaldo lacht. Was könnte es einfacheres geben als einen Gegner, dessen Namen er im fußballerischen Zusammenhang noch nie gehört hat? Und in der Tat, nach dem Hinspiel sieht es gut aus: Die Portugiesen wirbeln eine schlecht stehende bosnische Abwehr durcheinander, vergessen aber das Toreschiessen. So bleibt es beim hochverdienten 1:0. Im Rückspiel dann präsentieren Zwetschge Misimovic und Dzeko die bittere Rechnung. 2:0 für die Bosnier steht es am Ende. Ronaldo weint. Europa lacht.

Griechenland : Ukraine.
Ein ermauertes 0:0 im Hinspiel und ein ermauertes 1:1 im Rückspiel reichen den Griechen. Totsterbenslangweilig. Statt Fernsehen zu gucken, lieber: Stricken, aufräumen, Staubwedeln.

San Palermo (Eine Leseempfehlung)

Eigentlich sollte hier ein Beitrag über den Mann stehen, der am vergangenen Samstag mit seinem Tor in der 92. Minute einem Gott den Arsch rettete (und wer kann sowas schon von sich behaupten?) und die Albiceleste im Rennen um die Teilnahme für die WM im nächsten Jahr hielt. Über Martín Palermo gibt es nämlich unzählig viele Geschichten zu erzählen, von denen jede einzelne einen Beitrag wert wäre.

Weil das nun aber so auf der Hand liegt, bin ich nicht der einzige der auf die Idee kam, und deswegen wird das hier kein Beitrag, sondern nur ein schnöder Lesebefehl. Alle Anekdoten um Martin Palermo, den “Tor-Optimisten” findet ihr bei den Argentinien-Experten von Fußball auf Argentinisch. Schwerstens Empfehlenswert.

Potjomkinsches Dorf in Charlottenburg

“Die jehörn einfach in die erste Lija.” S. ist gebürtiger Köpenicker und seit vielen Jahrzehnten Fan des 1. FC Union Berlin. Gemeint ist aber nicht der gut aufspielende Zweiliga-Aufsteiger, sondern der andere Verein der Stadt, der im Profifußball zu finden ist, die Hertha aus Charlottenburg. Wie man weiß, spielen die gerade am Rande des Abgrunds der ersten Liga, im freien Fall gen Liga Zwei.
Und S. ist nicht der einzige, der in Berlin so denkt und spricht. Andere schreiben auch so. Das Mitleid geht um.

Mitleid für einen Verein, der es nach der 16 jährigen Zweitligazugehörigkeit zwischen 1980 und 1996 (unterbrochen von zwei Erstligajahren, die jeweils auf dem 18. Platz endeten und zum sofortigen Wiederabstieg führten) nie geschafft hat, sich in Berlin eine nennenswerte Basis in der fußballinteressierten Bevölkerung der Stadt aufzubauen. Der seine Heimspiele zum Ende dieser Zweitligazugehörigkeit mit einem geschätzten Zuschauerschnitt von Sechseinhalbtausend regelmäßig vor einer Geisterkulisse austrug. Der nach dem Wiederaufstieg zur Saison 97/98 sogleich auf dicke Hose machte, sich fortan Hauptstadtverein nannte und davon sprach, zukünftig Deutschland regelmäßig in der Champions League zu vertreten. Dessen Heimspiele zu besuchen eine Qual ist, weil die Fahrt dahin mit den Öffentlichen nur selten nicht vom U-Bahnlied begleitet wird. Dessen Fans sich die Auswärtsspiele in Köln gerne in der FC-Kneipe angucken, weil alle anderen fußballzeigenden Kneipen lieber die Bundesliga-Konferenz zeigen als Hertha – mitten in Berlin. Der sich im zurückliegenden Sommer endlich vom BesondersDickeHosenMann Hoeneß trennte, um Kontinuität reinzubringen – um sich anschließend beim ersten Gegenwind geschwind vom Trainer zu trennen.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Häme verspüre ich nicht. Dazu kenne ich die emotionalen Abgründe, die sich in einer solchen Situation auftun, leider zu gut. Und es gibt ohne Frage auch nette Herthaner, denen dies nicht gegönnt sei.
Warum ich – oder sonst jemand – aber Mitleid mit einem Verein haben sollte, den auch sonst niemand interessiert (es sei denn der Verein spielt ausnahmsweise mal um die Meisterschaft, dann ist das Eventpublikum da), leuchtet mir nicht ein. Hertha ist mir im besten Falle egal und mir fallen aus dem Stegreif mehrere Händevoll Vereine ein, die mir sympathischer sind. Traurig wäre ich nicht, würde das Potjomkinsche Dorf, das Hertha spätestens seit Wiederaufstieg darstellte, qua Abstieg in sich zusammenfallen. Nicht zuletzt deswegen, weil in Sachen Operation Nichtabstieg jeder Verein, der hinter dem FC steht, ein guter Verein ist.

Amateurvereinswappenheraldiker aller Länder, vereinigt Euch!

Als Fan eines Vereins, der ein Tier im Wappen mit sicher herumträgt, noch dazu eines, daß nicht in die Kategorie Standardwappentier fällt, kommt irgendwann der Moment – jedenfalls wenn man zu jenen gehört, die gerne mal des Abends beim zweiten oder fünften Bier mit ähnlich veranlagten Freunden über Fußball und das drumherum philosophiert oder auch nur rätselratet – in dem man sich fragt: Was gibts denn da noch so für Vereine, die gleiches tun?
Nicht unbedingt einen Geißbock im Wappen haben, ich versteige mich mal zu der Aussage, daß dies vermutlich einmalig sein dürfte, weltweit, sondern überhaupt irgendein Tier.
Und dann fängt man an zu sammeln. Weil ohne das jetzt nur einen Klick entfernte Weltwissen unterwegs, natürlich aus dem Kopf, so macht gemeinschaftliches Rätselraten ja auch viel mehr Spass. Aber genau deswegen ist natürlich das Wissen irgendwann zu Ende.
Und nun kommt Ihr ins Spiel, werte Leser: Gibts da noch mehr? Bestimmt. Vermutlich sogar unendlich viele.
Die Regeln dazu sind denkbar einfach: Googeln, bingen, wikipediaen oder Artverwandtes ist natürlich nicht erlaubt. Wer es dennoch tut, muß sich zur Strafe Zeit seines Lebens als weltgrößter Langweiler fühlen. Zu gewinnen gibt es alles Glück dieser Erde, einzulösen beim nächstbesten, selbst aufzufindenden Alles-Glück-dieser-Erde-Schalter. Alle Angaben ohne Gewähr.

Hier, was mir (und, bevor Ihr die Kommentare gelesen habt und Euch über mein tolles Wissen wundert: mittlerweile auch und besonders: Euch) aus dem Kopf einfiel, sortiert nach Ländern und alphabetisch nach dem jeweiligen Wappentier (auf neuestem Stand gebracht):

Deutschland
Alemannia Aachen: Adler
Eintracht Frankfurt: Adler
FSV Frankfurt: Adler
Preussen Münster: Adler
SV Wilhelmshaven: Adler
Tennis Borussia Berlin: Adler
1. FC Union Berlin: Bär
BFC Türkiyemspor 1978: Bär
Wormatia Worms: Drachen
1. FC Köln: Geißbock
SC Freiburg: Greif
Westfalia Herne: Hengst
1860 München: Löwe
Bayer Vizekusen: Löwen
Bonner SC: Löwe
Chemnitzer FC: Löwe
Eintracht Braunschweig: Löwe
FC Ingolstadt 04: Löwe
FC Sachsen Leipzig: Löwe
Hansa Rostock: Löwe
Wuppertaler SV Borussia: Löwe
FSV Zwickau: Schwäne
MSV Duisburg: Zebra

England
Chrystal Palace: Adler
Bradford City: Bantam-Zwerghuhn
Brentford FC: Bienen
Cardiff City: Bluebird (Rotkehl-Hüttensänger)
Leyton Orient: Drachen
Bristol City: Einhörner
Watford FC: Elch
Oldham Athletics: Eule
Leicester City: Fuchs
Tottenham Hotspurs: Hahn
Norwich City: Kanarienvogel
Liverpool FC: Liverbird (Fabelwesen)
Chelsea FC: Löwe
Millwall FC: Löwen
Scarborough FC: Möwe
Gillingham FC: Pferd
Ipswich Town: Pferd
Walsall FC: Schwalbe
Swansea City: Schwan
Brighton & Hove Albion: Seemöwe
Hull City: Tiger
Wolverhampton Wanderers: Wolf
Huddersfield Town: Yorkshire Terrier

Spanien
Valencia CF: Fledermaus
UD Levante: Fledermaus

Italien
AC Arezzo: Pferd
Juventus Turin: Stier
Torino FC: Stier
AS Roma: Wölfin

Mexiko
Pumas UNAM: Puma

Norwegen
Sandefjord Fotball: Wal(flosse)

Belgien
Germinal Beerschot: Bär und zweiköpfiger Adler

Holland
FC Twente Enschede: Pferd
ADO Den Haag: Reiher

Tschechien
Bohemians Praha: Känguru

Slowakei
1. FC Tatran Prešov: Greif

Russland
Sibir Nowosibirsk: Adler
Schinnik Jaroslawl: Bär
Alania Wladikawkaz: Löwe
FK Tom Tomsk: Pferd
FK Krasnodar: Stier
Luch-Energia Wladiwostok: Tiger

Ukraine
Zakarpatja Uzhgorod: Bär
Tawrija Simferopol: Greif
Karpaty Lviv: Löwe

Polen
Piast Gliwice: Adler
Śląsk Wrocław: Adler
Odra Wodzisław: Adler
Pogon Szczecin: Greif

Belarus
FC Gomel: ? (Pferd? Lama? HundKatzeMaus?)
FK Smorgon: Bär

Kasachstan
FK Taraz: Adler
Kajsar Kyzylorda: Husky

Lettland
FK Jurmala: Möwe

Rumänien
FC Brasov: Adler
Ceahlaul Piatra Neamt: Bär
Universitatea Craiova: Löwe
FC Timişoara: Pferde
Politehnica Iasi: Pferde
Pandurii Târgu Jiu: Pferd
Dinamo Bucuresti: Wölfe

Bulgarien
FC Gigant Belene: Wildschwein

Das kann doch noch nicht alles sein. Das wird doch noch nicht alles sein. Wohl an, edle Retter in Leser-, Blogger-, Kommentatorenkostümen, kommet herbei und helfet mir.
Danke.

Edit: Wie schon in den Kommentaren angemerkt, lasse ich nur Vereine gelten, die mindestens einmal die höchsten drei Spielklassen erreicht haben. Sonst wirds arg unübersichtlich.

Huhu, Schiri Kempter,

ich will gar nicht mit Ihnen über die rote Karte gegen Maniche diskutieren. Auch wenn ich glaube, daß da keine Foulabsicht zugrunde lag. Aber klar, ich hab auch eine rot-weiße Brille auf. Und muß zugeben, daß man die Situation anders sehen kann.

Warum Sie, Schiedsrichter Robert Michael Kempter, aber das klar regelwidrige Wegstoßen Maniches durch Arturo Vidal, das der von Ihnen mit Rot geahndeten Situation voraus ging, nicht mit einem Elfmeter bestraft haben, wie es die Regeln vorsehen, bleibt Ihr Geheimnis, oder?

Ich jedenfalls komm nicht drauf.

Emotionalisierbarkeit, Konzentration und Immerzu Ishiaku.

“Schwer zu emotionalisieren” sei die Mannschaft, hat Manager Michael Meier vor einigen Wochen über das Team des 1. FC Köln gesagt. Eine Aussage, die durchaus Sorgen machen muß. Denn daß diese Mannschaft alle Leidenschaft, die sie aufbieten kann braucht, um aus dem Tabellenkeller herauszukommen und ihm idealerweise für den Rest der Saison fernzubleiben, dürfte klar sein.

Ein Blick auf den Kader bestätigt allerdings Meiers These. Ein Schwung junger Spieler, einige, im besten Sinne, abgeklärte und abgehangene Altstars, ein paar Spieler, die mit sich selbst genug zu tun haben und ein paar zurückhaltende und eher introvertierte Spieler a là Geromel. Bleiben unterm Strich nur Mondragon, Podolski und McKenna als Emotionalitätsmultiplikatoren.

Wer aber das gestrige Pokalspiel gesehen hat, weiß: Dieses Problem ist offenbar keines, das der Mannschaft Sorgen bereitet. Der unbestritten größeren individuellen Klasse der Golfsburger wurde mit großer Leidenschaft begegnet, die den verdienten Sieg möglich machte.

Was aber ein Problem zu sein scheint, ist punktgenaue Konzentration, insbesondere nach Anstoßsituationen. Im Ligaspiel gegen Schalke vor anderthalb Wochen gab es in jeder Halbzeit ein schnelles Gegentor. Gestern im Pokal ein Pfostenschuß des VW Wolfsburg direkt nach dem Kölner Führungstreffer und den Anschlußtreffer zum 3:2 direkt nach dem Tor zur zwischenzeitlichen 3:1 Führung. Mir scheint sich hier ein Aufgabengebiet für Trainer Soldo zu offenbaren: Das Spiel beginnt, wenn der Schiedsrichter den Ball freigegeben hat und nicht erst zwei Minuten später.

Ansonsten gäbe es noch viel zu sagen über das gestrige Spiel. Ich könnte über Maniches Pässe reden, darüber daß vielleicht nicht jeder Spieler so ein starkes Spiel wie Lukas Podolski zeigte, aber dennoch niemand wirklich abfiel, über den erneuten Scorerpunkt für Fabrice ‘DJ Fafa’ Ehret, Podolskis Blocksturm nach Spielende, und, und, und..
Vor allem aber sollte ein Mann Sonderlob erfahren, der viel einstecken mußte in seiner bisherigen Zeit beim 1. FC Köln. Am vergangenen Samstag Lehmann den Ball abgenommen und somit nach starker Leistung das entscheidende 2:0 vorbereitet und gestern zwei Tore gemacht. Willkommen zurück Manasseh Ishiaku. Ich überlasse das Sonderlob dem gemischten Herrenchor der Sektion Westpolen:

Immerzu Ishiaku

DDR Meister 2009

Ich bin ja ein Westdeutscher, weswegen mir die emotionale Bedeutung des hier zu beschreibenden Umstandes möglicherweise ein bißchen weniger nachempfindbarer ist als den ostdeutschen Mitfreunden des 1. FC Union Berlin.

Erstmals in seiner Geschichte nämlich gewinnt Union den tabellarischen Vergleich mit allen Vereinen, mit denen sich die Eisernen in den Jahren 66 bis 91 sportlich und tabellarisch vergleichen konnten.

Die Nummer Eins im Osten, “Oberliga”-Tabellenführer, Ruhmreicher Spitzenreiter der FNL. Hey Hey.

Und ja, das ist schon seit dem 1. Spieltag so. Manches braucht eben länger um mir klar zu werden, ick bin ja ooch bloßn Wessi.