Während sich die Bundesliga in den Winterschlaf begibt und deutsche Fußballfans beginnen, sich zu langweilen, brennt anderen Ortes noch Licht. Über die spannende Entscheidung im argentinischen Meisterschaftskampf schrieb ich ja bereits, die zweite Runde im Miniturnier der besten Drei konnten am Samstag die Boca Juniors für sich entscheiden. Am Dienstag kommt es jetzt zu der Entscheidung zwischen Boca und Tigre. Dreiundzwanzigster Titel für die Mannschaft aus dem Hafenviertel Buenos Aires oder erste Meisterschaft für den Verein aus dem Norden des Gran Buenos Aires, dem Großbezirk – spannend.
Spannend war wohl auch das Spiel um die Weltmeisterschaft. Manchester United gewann das Finale gegen den Südamerikanischen Vertreter LDU Quito mit 1:0 – den Spielberichten nach hochverdient, aber eben auch knapp.
Ich muss “war wohl” schreiben, weil das Spiel natürlich wieder mal nicht gezeigt wurde im deutschen Fernsehen. Falls in Deutschland überhaupt über den Wettbewerb berichtet wird, so nur unter ferner liefen. Welch ein Unterschied zu Südamerika, wo der Weltpokal tatsächlich als die Krönung, eben als die Weltmeisterschaft der Klubs angesehen wird.
Das hat natürlich viel damit zu tun, dass das Epizentrum des globalen Fußballs in Europa liegt und südamerikanische Spieler zwar gewichtiger Teil dieses Epizentrums sind, der südamerikanische Vereinsfußball aber aus europäischer Sicht als Peripherie wahrgenommen wird. Das Wissen um den europäischen Fußball – Vereine, Mannschaften, Spieler – ist in Südamerika ein weit größeres als umgekehrt. Das wäre mal eine spannende Umfrage: Wieviele südamerikanische Vereine dem deutschen Durchschnittsfan ad hoc einfallen – ob es mehr als drei oder vier wären?
Dass bei dem geringen Interesse (und natürlich den Anstoßzeiten) nicht erwartet werden kann, daß in Europa versucht wird mit z.b. Übertragungen des Copa Libertadores Geld zu verdienen, liegt demnach leider auf der Hand. Aber wenigstens der Weltpokal müßte doch drin sein. Und vielleicht wüchse damit auch das Interesse am Fußball vom anderen Ende der Welt.
Und weil es gerade so schön passt. Auf der schon mehrfach erwähnten Reise 2003 / 2004 durch Argentinien stiegen wir seinerzeit, soeben in Buenos Aires angekommen, nichtsahnend aus der Ubahn und gerieten in ein Meer aufgeregt wartender Boca Juniors Fans. Boca hatte zwei Tage zuvor den Weltpokal gewonnen und machte sich auf zur Triumphfahrt durch die Hauptstadt. Wenige Minuten später bahnte sich der Bus mit den Spielern und dem Pokal den Weg durch die jubelnde Menge. (Im Fenster oben sehen wir von links nach rechts: Carlos Tevez, den Pokal, Trainer Carlos Bianchi und Torwart Roberto Abbondanzieri – allesamt nicht mehr bei Boca)