Sonntagabend, Johannesburg, 22.15 Uhr South Africa Standard Time: Sechs Minuten zuvor hat Abwehrspieler und Kapitän Lucio mit dem 3:2 den Confederations-Cup zugunsten Brasiliens entschieden. Und dann begann die große Propagandashow: Der gläubige Christ gab sich nicht damit zufrieden in einem mehr oder minder stillen Gebet seinem Gott zu danken, nein, er und eine Reihe ihrem Kapitän folgende Jünger hatten nichts besseres zu tun als sich T-Shirts mit der Aufschrift “I love Jesus” überzustreifen und anschließend die komplette Mannschaft zum gemeinschaftlichen Singes- und Betkreis auf die Knie zu zwingen.
Verstehen wir uns nicht falsch: Wer meint, er persönlich müsse Gott, Allah, Jhwe, Buddha, Odin oder Gandalf dafür danken, daß dieser ausgerechnet ihm den Sieg schenkte, möge das tun, so schwachsinnig das auch sein mag. Wer glaubt vor dem Betreten des Rasens ein schnelles Bekreuzigen, ein Gebet zum Himmel, ein kleines Tänzchen mit Gänseblümchen im Haar oder welche anderen abergläubischen Rituale es sonst noch geben mag, ausführen zu müssen, um eine imaginäre Märchenfigur gnädig zu stimmen, auf das man von Verletzungen verschont bleibe – bitte schön, wer es braucht.
Vor Millionen von Zuschauern aber eine aggressiv missionierende Propagandashow abzuziehen, deren einziger Sinn und Zweck darin besteht, die enervierenden Legenden und Märchen der tief im Blut watenden religiösen Verbrechersyndikate unters Volk zu bringen – kein Verständnis und auch keine Toleranz. Und die FIFA hat dies auch schon längst in Regel 4 festgelegt: “Spieler dürfen keine Unterleibchen mit Slogans oder Werbeaufschriften zur Schau tragen. Die vorgeschriebene Grundausrüstung darf keine politischen, religiösen oder persönlichen Botschaften aufweisen.”
Seit gestern ist klar: Diese Regel darf nicht nur für die 90 Minuten gelten, sondern muß auch auf die Halbzeitpause und die Zeit nach dem Schlußpfiff bezogen sein. Und: Lucio und seine Jünger müssen empfindsam bestraft werden.
Why not ? Das mit dem Herzeigen der Jesus T-Shirts geht natürlich voll in Ordnung. Ein Glaubensbekenntnis im völlig vertrottelten, agnostischen Deutschland muss ja solche ahßerfüllten Reaktionen hervorrufen. Ohne Jesus gehts GAR NICHTS auf dieser Welt !!!! Schon gar nicht in Deutschland 🙂
Ob nun ohne Schneewittchen, Frodo oder Jesus gar nichts auf der Welt geht – das mag Deine private Meinung sein, im öffentlichen Raum hat sie nichts verloren. Im übrigen wüßte ich nicht, was vertrottelter sein könnte, als einem zweitausend Jahre alten Aberglauben festzuhalten.
Jo Erstaunlich bleibt, dass die FIFA da nicht einschreitet. Wahrscheinlich ist Brasilien zu nah am Geldtopf. Ansonsten ist es allerdings albern.
Gehört verboten, ganz klar.