“Komplett und ganz Scheisse”

Die Vorgeschichte: Die kölschen Boulevardmedien sind wieder da.
Nachdem sie sich zu Zeiten des Zampano, der mittlerweile am Bosperus weilt, verhielten wie normale Boulevardmedien dies nun mal tun – was ohne Frage schon schlimm genug ist – haben sie jetzt, wo der Mann an der Linie ein anderer ist, wieder zu alten Gewohnheiten zurückgefunden. Hauptmission: Seek and destroy. Oder, auf kölsch: Söke un kapoddmaache.
Kein Tag vergeht, an dem Express oder Bild nicht einen Grund finden, warum beim 1. FC Köln alles ganz furchtbar schlimm ist und den Bach runtergeht, Zerfall und Abstieg nur noch eine Formsache ist.
Dabei ist kein Grund zu blöd für die “Journalisten” um daraus eine Story zu stricken. Ob es die falschen Autos sind, die die Profis fahren (diese Geschichte beschäftigt den Boulevard nun schon seit Tagen) oder ob es der von Torwart Mondragon zum Training mitgebrachte Neffe ist. Höhepunkt ist ein von der Bild veröffentlichter Artikel, in dem selbst erfundene oder wochenlang zurückliegende Kleinigkeiten kulminiert werden um wieder und wieder in die Köpfe der Leser zu hämmern: Längst schon ist aus dem 1. FC Köln der “1. FC Disziplinlosigkeit” geworden. Wer Trainer Soldo ein wenig kennt, weiß hanebüchen das ist. Wahrscheinlicher ist, das versucht wird, eine Stimmung zu erzeugen, in der Soldo reagieren muß. Damit das Theater richtig brennt.

Zeit also zu antworten. Wer wäre dafür besser geeignet als Faryd Mondragon.
So tat er es auf der heutigen Pressekonferenz. In Englisch, “because I have a lot to say and my deutsch ist not good enough yet. For me all this, the situation that has been created around these two games that we have lost […] is komplett und ganz scheisse.. ”

Viel Spass bei den offenen Worten der Woche des Monats des Jahres. (Christoph Daum Feinde kommen auch auf ihre Kosten)

Nachtrag: Der Express veröffentlicht dieses Video ebenfalls auf seiner Homepage. Merkwürdigerweise fehlen alle Stellen, an denen die Medien kritisch angegangen werden. Ein Schelm ist, wer böses denkt.

Die komplette Rede, übersetzt auf Deutsch, findet Ihr nebenan bei Effzeh.

6 Antworten auf „“Komplett und ganz Scheisse”“

  1. Super “Wer den Trainer Saldo ein wenig kennt”

    Super. Erzähl doch mal. Woher kennst du denn den Trainer Saldo ein wenig. Las uns teilhaben an deinen Erkenntnissen, die du ja aus originären Quellen – sprich Saldo – selber gewonnen haben musst.

    1. Sag mal, Bunki, .. bist Du auf einem Rettet-den-Boulevard-“Kreuzzug”? 😉

      Wie auch immer. Der Mensch Soldo ist mir völlig unbekannt, sehe ich mal von kurzen Auftritten im Fernsehen ab, die mir natürlich auch nicht den Mensch zeigen, sondern nur sein mediales Abbild.

      Der Trainer Soldo ist mir auch nicht sonderlich gut bekannt, wie soll er auch?
      Was man allerdings aus seinen bisherigen Statements, die Soldo in seiner Funktion als der Chef-Fußballlehrer des 1.FC Köln gemacht hat, herauslesen kann (und zwar ohne jegliche Subtextexergese) ist seine große Wertschätzung von Disziplin und streng eingehaltener Organisation. Auf und jenseits des Platzes. Ob das nun Strafen für Badelatschen beim Mittagsessen im Trainingslager sind oder das klare Einhalten von Positionen im Spiel.
      Du hast recht: Viel kann ich (oder jemand anderes) noch nicht sagen über Soldo. Daß ihm Disziplin wichtig ist, das aber läßt sich sagen.

  2. Rettet den Boulevard? Auf einem Feldzug? Ne. Zumindest nicht, was Boulevard angeht. Aber diese immer wieder gerne offensiv zur Schau getragene Besser sein, dieses stete Journalisten-Bashing geht mir ein klein wenig gegen den Strich. Gerne macht man sich über die dummen, naiven und manchmal anbiedernden Fragen lustig, während man im Netz viel pointierter, schärfer und natürlich witziger fomruliert. (oft genug auch noch mit zeitlichem Abstand). Dabei übersieht man aber oft, dass wir aus der bloggenden Gemeinde dem Gesprächspartern nicht unmittelbar gegenüberstehen und ihm auch nicht ein, zwei, drei Tage später schon wieder Aug in Aug haben. Aus der Deckung einer sicheren Brustwehr heraus ist leicht angreifen.

    Dein schöner Satz “Wer xyz kennt” ist so ein kleines bisschen dahin gehend. Genauso wie der klassischen Trainersatz “Wer schon einmal Fußball gespielt hat”, mit dem der lästige Gesprächs-Partner als unkundig und unwissend ob seiner unbotmäßigen Fragestellung pauschal abqualifiziert und in seine Scharen verwiesen wird. (Anmerkung noch dazu: Einer Lierhaus und ihren Mitstreiterinnen gegenüber würde sich kein Trainer der Welt so etwa erlauben) Man könnte drauf antworten: Wer schon einmal über Fußball geschrieben hat. Was ich übrigens UnsNeuhaus gerade jüngst mal angeboten hab. Er lehnte dankend ab. Beweis siehe hier: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/0824/sport/0024/index.html

    In der akuten Union-ISP-Auseinandersetzung hat man/ich auch wieder einstecken dürfen, weil man dass Thema nach der Erstveröffentlichung in SpOn seinem Blatt entsprechend aufgemacht hat. Von Hetze bis “Du hast mir schlaflose Nächte bereitet” kamen das die Kommentare. Nicht nach denjenigem wurde gefragt, der das Union erst einmal eingebrockt hatte.

    Bin halt manchmal darüber angepisst. Und dann reagiert man überempfindlich. Nichts für ungut.

    1. Kein Problem, in diesem meinem Blog darf man auch mal überempfindlich reagieren, ich mach das auch dauernd.

      Kritisieren darf man mich auch. Und ich gebe gerne zu, daß ich sicher auch nicht frei bin vom Reflex, Journalisten aller Medien schnell mal eins vors Schienbein zu treten.

      Hier aber, so finde ich, ist dieser Tritt wirklich angebacht. Die Vorgeschichte (also der Grund für Mondragons Rede) und ganz besonders der mediale Umgang damit ist meines Erachtens zweifelsfrei kritikwürdig.

      Mag gut sein, daß der Satz “Wer XY kennt” phrasenschweinverdächtig ist, auch da darf man mich gerne belehren. Aber auch hier muß ich auf die Sachlage verweisen: Vom Fußball, den Soldo spielen lassen will, weiß man noch sehr wenig. Erster Satz des Trainers, gefragt nach seinem Arbeitsstil und seinen fußballerischen Zielen, aber war: “Bin ich Arbeiter, lege sehr viel Wert auf Disziplin.” Und das hat er seitdem oft wiederholt. Das kann man wissen. Als Kölner Journalist muß man das wissen.

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