Das Eichhörnchen und die Mühseligkeit.

Mühsam schleppt sich das Eichhörnchen gen Ziellinie. In diesem Falle ist das Eichhörnchen Rot-Weiß gewandet, kommt aus Berlin und hört auf den Namen Union. Ein eisernes Eichhörnchen, quasi. Und eisern muß es auch sein.

Nach dem Traumstart in die Zweitligasaison, dank dem Wind der Euphorie durch Aufstieg und Stadionbau unter den Fittichen, sah alles wunderbar aus, kühne Zeitgenossen träumten gar von einem Durchmarsch. Doch aus dem Flughörnchen wurde ein Erdhörnchen, das gar nicht mehr recht weiß, wie es ist, wenn es sich triumphierend vom Boden erhebt: Zwei Siege aus den letzten neunzehn Spielen, eine gerade zu desaströse Bilanz, vorletzter Platz in der Rückrundentabelle, nur Rostock ist schlechter. Und hätte es diesen Traumstart nicht gegeben, wäre die Abstiegsgefahr wohl nicht nur weiterhin latent vorhanden, sondern höchst akut oder gar schon zu einer Gewissheit geworden.

Sechs Punkte beträgt der Abstand noch zum gefährlichen 16. Platz, blickt man auf das Torverhältnis, kann man fast von sieben sprechen. Das klingt angstmachend nahe, und das Restprogramm sorgt nicht für Ruhe: St. Pauli, Bielefeld, 1860. Dazu noch Cottbus, auch keine Kleinigkeit. Hoffnung alleine macht die Vielzahl der Mannschaften, die sich um einen Klassenwechsel nach unten bewerben: Ahlen kann es wohl kaum noch schaffen, sich zu retten, bleiben sechs Mannschaften, die (noch) schlechter dastehen als Union, und als Puffer zwischen unserem tapferen Eichhörnchen und den beiden noch freien abstiegsrelevanten Tabellenplätzen dienen.

Die Gründe für den Absturz sind schwierig zu benennen: Den notwendigen Umbruch innerhalb der Mannschaft schon in der Winterpause, damals noch auf einem komfortablen siebten Rang gelegen, zu vollziehen, erschien logisch. Offenbar scheint damit jedoch die Hierarchie in der Mannschaft und / oder die Ordnung auf dem Platz dermaßen nachhaltig gestört worden zu sein, daß nur noch wenig funktioniert. Die Sturmmisere – nur neun Treffer in der Rückrunde – ist sicher ebenfalls ein Grund. Daß keiner der Stürmer Unions zur Zeit einen Lauf oder irgendwas, was entfernt daran erinnern könnte, hat, ist bekannt, aber wohl nicht die einzige Ursache für die fehlenden Tore. Zu selten ist das Offensivspiel so zwingend, daß die gehemmten Stürmer ihrer Blockade Herr werden könnten. Die verletzungsbedingten Ausfälle von Björn Brunnemann und vor allem Michael Parensen, zuletzt so etwas wie das Herz der Mannschaft, mögen ihren Teil dazu beitragen.

So gilt es zu hoffen, daß das Eichhörnchen noch die eine oder andere Nuss knackt und genug Punkte sammelt, um am Ende über dem Strich zu stehen. Daß das gehen kann hat die Mannschaft am Samstag beim Unentschieden gegen den unangefochtenen Tabellenführer Kaiserslautern gezeigt. Und natürlich gilt es zu hoffen, daß mindestens zwei der sechs Mannschaften hinter Union darauf verzichten, plötzlich durchzustarten. Der größte Trumpf im Abstiegskampf jedoch dürfte die treue Anhängerschaft sein, die wohl mal murrt, wenn wieder eine aussichtsreiche Situation vergeben wurde, ansonsten aber, fern jeglicher überzogenen Anspruchshaltung, das ihrige tut, um die Mannschaft beim emsigen Suchen und Sammeln der lebenswichtigen Pünktchen zu unterstützen.

Eine Antwort auf „Das Eichhörnchen und die Mühseligkeit.“

  1. Wer weiß, ob das als Erfolg gewertete und wohl auch empfundene Unentschieden in Kaiserslautern ebenso wie der Schulterschluss mit den Fans auf der gemeinsamen Heimfahrt im VIRUS-Zug nicht jetzt bei der Mannschaft den sprichwörtlichen Bock umgeworfen hat. Auch gegen St. Pauli haben wir ja eigentlich nichts zu verlieren, gut möglich, dass uns das grad gut in den Kram passt.
    Ansonsten stimme ich Dir zu, was die Gründe für den Saisonverlauf angeht, trotzdem halte ich den Generationswechsel auch im Nachhinein für notwendig und richtig. Andererseits erscheinen für die nächste Saison Verstärkungen in allen Mannschaftsteilen bitter nötig.
    Ich bin sehr gespannt, wie die sportliche Leitung die anstehenden Herausforderungen meistert.

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