Bei einem Verein, der zehn Jahre lang im Abstiegs- oder Aufstiegskampf steckt, ist es zur völligen Normalität geworden, dass es zweimal im Jahr große Transferperioden gibt, die Mannschaft zur Winterpause also neu erfunden werden soll oder muss. Bevor ich aber einen Blick auf die Neu-Neuzugänge des 1. FC Köln werfe, zunächst eine Bewertung der Alt-Neuzugänge, also jener Spieler, die im Sommer das Geissbock-Trikot überstreiften.
Martin Lanig
Der ehemalige Stuttgarter kann wohl als der gelungenste Transfer des vergangenen Sommer bezeichnet werden. Ob seiner fast ein Jahr dauernden Verletzungspause vor dem Wechsel mit einem Fragezeichen versehen, hat er es geschafft, dieses durch ein Ausrufezeichen zu ersetzen. Vom Bewegungsablauf und Spielposition bisweilen an Michael Ballack erinnernd – und das ist trotz der allgemeinen Anti-Ballack-Stimmung durchaus als Kompliment gemeint – hat er zwar nicht dessen Klasse, aber für einen Maximal-Mittelfeldverein wie den FC ist er eine klare Verstärkung. Einer der wenigen Spieler im Kader mit Kopfballstärke und immer mit positivem Engagement versehen.
Mato Jajalo
An guten Tagen gehört Jajalo zu den technisch- und spielstärksten Spielern der Mannschaft. An diesen gewinnt er Zweikämpfe, die andere verloren geben und spielt Pässe, die man mit viel Wohlwollen als tödlich bezeichnen kann. An schlechten vertändelt er jeden Ball, falls er ihn überhaupt bekommt. In Angesicht seines Alters, 22, insgesamt eher ein positiver Transfer. Allerdings nur geliehen. Ob seine Leistung ausreicht, um am Ende der Saison die Kaufoption zu ziehen, hängt vom nächsten Halbjahr ab.
Alexandru Ionita
Schwierig. Schon im vergangenen Februar als Ersatz für den Fall, dass Millivoje Novakovic nach einer gelungenen WM den Verein verlassen würde, für 1,5 Millionen Euro von Rapid Bukarest gekauft. Es kam alles ganz anders: Novakovic spielte keine große WM und blieb, der 21jährige Ionita kam und fand sich noch hinter Sebastian Freis auf Platz 4 in der Stürmerhierarchie wieder. Nur 83 Minuten im Ligabetrieb (in sieben Spielen), kein Tor, keine Vorlage und eine gelbe Karte stehen zu Buche, es wird gemunkelt, der Rumäne mache sich in Sachen Integration das Leben selbst schwer. Fakt ist allerdings auch: Für einen Stürmer ist das Leben beim FC eh schon ein nicht sonderlich ertragreiches. Allerdings scheint es auch an einem grundsätzlichen Verständnis von Laufwegen und Einsatzwillen zu mangeln.
Andrézinho
Gekommen um auf der rechten Außenverteidigerposition Miso Brecko Beine zu machen, eine der von vielen FC-Fans ausgemachten Schwachstelle. Spielte drei Spiele, zeigte, dass er offensiv durchaus gefährlicher sein kann als Brecko, defensiv allerdings noch schlechter ist als dieser. Das muss man erstmal schaffen.
Konstantinos Giannoulis
Die große Lösung für die größte Problemstelle auf der linken Abwehrseite. Spielte: Keine Sekunde. Soll – wie auch Andrézinho – wieder abgegeben werden. Kann getrost als einer der Sargnägel für Ex-Manager Meier bezeichnet werden.
Christopher Buchtmann
Der U19 Nationalspieler kann noch keinen Einsatz aufweisen und soll zunächst verliehen werden, offenbar ist der Sprung noch zu groß.
Stephan Salger
Wie die folgenden Spieler ist Stephan Salger zwar kein Neuzugang, sondern schon länger im Verein, spielte in der vergangenen Hinserie allerdings seine ersten Einsätze in der ersten Mannschaft. Der 20jährige Salger, auf eben der linken Außenverteidigerposition zu Hause, zahlte reichlich Lehrgeld. Zwischen ziemlich ordentlich und Black-Out hin und herschwankend, zeigt er immer wieder gute Ansätze um sie im nächsten Moment durch einen katastrophalen Fehler ein zu reissen, zuletzt im Pokalspiel gegen Duisburg zu sehen, als er vor dem entscheidenden 0:2 den enteilten Gegenspieler und Ball noch erreichte, ihm den Ball abluchste um ihn postwendend wieder zu vertändeln. Wird es in Zukunft schwer haben, wenn Christian Eichner auf seiner Position spielt.
Christian Clemens
Die positive Überraschung. Vor der Saison hatte ihn sicher niemand auf dem Zettel als Spieler, der zu regelmäßiogen Einsätzen kommen würde. Schnell, wendig, mit hartem Schuß und Durchsetzungsfähigkeit. Gegen Frankfurt mit seinem ersten Tor in der Bundesliga. Hat allerdings in der Rückrunde auf der Position als Mischung zwischen Stürmer und Mittelfeldspieler auf der rechten Außenbahn Konkurrenz von Neu-Neuzugang Slawomir Peszko.
Simon Terodde
Kam im Pokalspiel gegen Duisburg zu seinem ersten Startelfeinsatz und schoß direkt ein Tor – allerdings zu einem Zeitpunkt, als das Spiel schon gelaufen war. Fällt in den wenigen Einsätzen eher nicht positiv auf, allerdings soll es ja solche Stürmer geben, die neunzig Minuten nicht zu sehen sind und dann ihr Tor machen. Mit einem fitten Novakovic und Podolski eher ohne Einsatzschance.
Miro Varvodic
Schon seit 3 Jahren im Verein, immer die Nummer drei hinter Faryd Mondragon und Thomas Kessler. Da letzterer zu St. Pauli verliehen ist, kam Varvodics große Chance, während der Mondragon-Festspiele, als der Kolumbianer aus verschiedenen Gründen nicht spielen durfte, wollte, sollte, konnte. Und er nutzte sie eher nicht. Zwar kann man ihm nicht viele der 13 Gegentore in 5 Spielen direkt ankreiden, allerdings strahlte er auch nie Sicherheit aus – im Gegenteil, es war zu beobachten, dass sich Abwehrspieler in halsbrecherische Situationen brachten, nur um den Torwart zu entlasten. Keine Zukunft als Nummer Eins.
Soweit zu den Alt-Neuzugängen/Neulingen der Hinrunde. Kommen wir zu den vier Neu-Neuzugängen, die dieser Tage ihre ersten Trainingseinheiten mit dem FC absolvieren.
Michael Rensing.
Formulieren wir es positiv: Die Kahn’schen Fußstapfen beim FC Bayern waren mehrere quadratkilometergroß. Diese zu füllen, dazu noch auf allerhöchsten sportlichen Niveau, ist eine Aufgabe, an der nicht nur schlechte Torhüter scheitern. Ein Torwart, dem der FC aus München jahrelang die Nachfolge des heutigen KMH-Gespielen zutraut, sollte auch das eine oder andere können – schon von daher ist eine Rückkehr Rensings in den Profifußball zu begrüßen. Ob dieses Experiment nun ausgerechnet beim FC aus Köln stattfinden muss, ist eine andere Frage. Allerdings: Der FC brauchte dringend einen Torwart und viel ist nicht auf dem Markt. Von der Kategorie “Potentieller Kahnnachfolger” schon mal gar nicht.
Christian Eichner
Auf dem Papier der Königstransfer der Winterpause. Die linke Abwehrseite ist beim FC seit vielen Jahren völlig verwaist und Eichner hat gezeigt, dass er die geforderten Fähigkeiten mitbringt. Fabrice Ehret – in dieser Hinrunde noch katastrophaler als sonst schon in seinen Defensivbemühungen – ist somit frei, sich völlig auf die Offensivarbeit zu konzentrieren, sollte auf dieser Position in Zukunft nicht Jajalo oder Podolski den Vorzug erhalten.
Slawomir Peszko
Der 15malige polnische Nationalspieler kommt für die rechte Offensivposition – also jene, die eigentlich der in Ungnade gefallene Adil Chihi besetzen sollte. Ich habe ihn selbst noch nicht spielen sehen, lese allerdings viel davon, dass Peszkos Stärken der Tempofussball, Flanken und Dribblings sein sollen – allesamt Dinge, die dem FC fraglos gefehlt haben. Positiv ist sicherlich, dass mit Podolski und Matuszczyk zwei muttersprachliche Kollegen auf ihn warten.
Tomoaki Makino
Sicherlich ist der 23jährige Japaner die Wundertüte in der Vierergruppe der Neueinkäufe. Ein “defensiver Allrounder”, was mehr oder minder nach einem Sechser klingt, einer Position auf der der FC mit Petit, Matuszczyk und Pezzoni nicht unbedingt Sorgen hat. Sollte er allerdings auch auf den Außenpositionen einsetzbar sein, ist er ob der notorischen Außenprobleme des FC ein Gewinn.
Da er mit der japanischen Nationalmannschaft beim Asien-Cup tätig ist, wird er erst Anfang Februar zur Mannschaft stoßen – zeitgleich mit Volker Finke übrigens, für den dies der erste von ihm eingefädelte Transfer für den FC ist.
Du hast Sanou vergessen. Der kommt im Winter von Finke-Club Red Diamonds zurück und spielte in Japan immer Rechtsverteidiger.
http://www.google.de/search?client=opera&rls=de&q=finke+macht+sich+f%C3%BCr+sanou+stark&sourceid=opera&ie=utf-8&oe=utf-8&channel=suggest
Hoppsalla, völlig korrekt, den hab ich vergessen, dabei las ich doch neulich schon von diesem sehr interessanten (wahlweise auch merkwürdigen) Positionierung Sanous auf dem rechten Außenverteidigerposten.
Danke für die Ergänzung.
nach angaben der alten dame aus nürnberg: “Für den Angriff planen die Kölner den nächsten Coup – Artur Wichniarek ist im Gespräch.”
Eine Nebelkerze ist eine Nebelkerze ist eine Nebelkerze.