21.08.2010: 1. FC Köln – 1. FC Kaiserslautern 1:3

1:3 zum Saisonauftakt verloren. Gegen einen Aufsteiger. Ein Aufsteiger, der zwar das Gesetz der Serie mit jetzt 22 gegen den FC gewonnenen Bundesligapartien auf seiner Seite hatte, aber über weite Strecken völlig harmlos war. Das Ganze auch noch zu Hause, wo doch eigentlich endlich mal wieder gewonnen werden sollte. Ein Auftakt also, wie er eigentlich schlimmer nicht sein könnte.

Eigentlich. Denn jenseits der bloßen Zahlen gab es so manches Positives zu sehen. Dass der FC 89 Minuten in Unterzahl spielen musste, seines Kapitäns in der zweiten Minute durch eine Fehlentscheidung Felix Brychs beraubt, war über weite Strecken der ersten siebzig Minuten kaum zu merken. Natürlich spielte der FC auch in dieser Zeit zurückgezogener als Trainer Soldo dies wohl im Vorfeld geplant hatte – dies aber war der Unterzahl geschuldet. Kaiserslautern aber hatte keine ernsthaften Torchancen, die hatte der FC. Dreimal machte der Lauterer Towart seinen Fehler beim 1:0 wieder wett, in dem er sehr gute Torschüsse von Petit und Podolski abwehren konnte. Zur Halbzeit hätten zehn Kölner gut und gerne höher gegen elf Kaiserslautern führen können, vielleicht sogar müssen.

Apropos Petit: Der Portugiese machte ein extrem starkes Spiel, eines seiner stärksten im Trikot des 1. FC Köln, auch wenn er zum Ende hin stark abbaute. Bis dahin fungierte er allerdings als ball- und passsicherer Abräumer und Schaltstation. Fast ebenso positiv auffällig war Milivoje Novakovic, der einen großen Aktionsradius zeigte und sich keines Weges zu schade war – eine Leistung, die der Slowene in der vergangenen Saison selten zeigte.
Die Neuzugänge Martin Lanig und Mato Jajalo spielten sehr engagiert, bei Jajalo gibt es – im Hinblick auf die Vorschusslorbeeren, dier er erhalten hat – wohl noch etwas Luft nach oben.

In der Abwehr war es besonders Stefan Salger, der in seinem ersten Bundesligaspiel eine für einen Debütanten sehr souveräne Partie spielte. Der FC hat wieder einen Linksverteidiger. Sicherlich wird er noch wachsen müssen, aber das Gezeigte läßt hoffen.

Dass zum Ende hin, nach siebzig, achtzig Minuten in Unterzahl, die Kräfte schwanden, die FC Spieler stehend k.o. waren und so Räume für den 1. FCK entstanden, liegt in der Natur der Sache. Trotzdem benötigten die Lauterer für die entscheidenden Treffer in der 84. und 88. Minute zwei abgefälschte Bälle.

Alles in allem hat dieser erste Spieltag der Saison 2009/10 einen couragierten Auftritt des 1. FC Köln erlebt. Zu was die Mannschaft in der Lage sind – oder eben nicht – läßt sich von diesem einen Spiel allerdings nicht ablesen. Dazu stand es zu sehr unter dem Stern des fast neunzig minütigen Unterzahlspiels.

Am Ende jedoch zählen dann doch nur die bloßen Zahlen. Und da steht nun eine Null. Nächste Woche geht es gegen Werder Bremen, die nach der heutigen Niederlage gegen Hoffenheim einiges gut zu machen haben werden. Es sieht nicht gut aus für einen gelungenen Saisonstart des 1. FC Köln.

[Infografikmassaker] Besser spät als nie: Saisonübersicht des 1. FC Köln 2009/10

Den allseits beliebten Spruch “Nichts ist scheißer als Platz 2” möchte ich heute notgedrungen abwandeln in ein hübsches “Nichts ist alter als Saison vorbei”.
Aber nun gut, alte Männer sind keine D-Züge (Liebe Jugend, ein D-Zug ist etwas ganz schnelles. Also gut: War etwas ganz schnelles. Früher einmal) und dann war ja noch WM und und und. Aber mit Müh und Not hab ich es dann doch noch rechtzeitig vor Saisonbeginn geschafft: Die alles umfassende Saisonübersicht des 1. FC Köln 2009 / 2010 – der abgelaufenen Saison also.

Viele Worte muss ich hoffentlich nicht verlieren über das, was der geneigte Leser da sehen kann. Alle Einsätze, alle Ein- und Auswechslungen, Tore, Vorlagen, Gelbe und Rote Karten. Und noch ein paar Extras.

Verschwiegen werden soll nicht, dass es eine Inspirationsquelle gab, nämlich diese Übersicht Sean Engelhardt’s über die New York Mets 2009.

Viel Spass.

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[Neuer Header] Стадыён Дынама

Das alte Lied vom neuen Kopfkleid meines Blogs. Alle halbe Jahr drängt es mich dazu, den Kopf zu verlieren und neu zu besetzen. In diesem Fall verabschiede ich mich vom “Olympisch Stadion” in Antwerpen als Headerbild und begrüße neu an dieser Stelle: Das Dinamo-Stadion in Minsk, Belarus.

Genauer gesagt den Eingang zur Haupttribüne, auf der ich am 7.5.2007 um 17.00 Uhr saß, um das Ligaspiel zwischen FK Dinamo Minsk und FK Gomel zu besehen. Wieviele Zuschauer genau in dem 40.000 Personen Platz bietenden Stadion an jenem Tag waren, habe ich leider nicht herausfinden können. Die Haupttribüne war gut gefüllt, aber nicht pickepacke voll, der Rest des Stadions leer, mit Ausnahme eines kleines Blocks der Heimkurve, der mit dem belarussischen Äquivalent von Ultras belegt war und der Gästekurve, in der sich zwei Handvoll Gomelscher Fans aufhielten. Die Dinamo Fans waren weitgehend damit beschäftigt, sich über die radioaktive Versuchung Verseuchung ihres Gegners lustig zu machen (Gomel liegt im südöstlichen Belarus, also in der relativen Nähe zu Tchernobyl), auf dem Platz passierte nicht viel und Dinamo gewann am Ende durch ein Tor, welches meiner Erinnerung entkommen ist.

Das interessanteste an diesem 1954 erbauten Stadion aber ist seine Geschichte als Austragungsort der Olympischen Spiele 1980. Gut 680 Kilometer von Moskau entfernt, fanden hier einige Spiele der Gruppen C und D des Fußballturnieres sowie eines der Viertelfinale statt. Aus diesem Grund sind Tore und Brüstung des Stadions auch immer noch mit dem Logo jener Olympischen Spiele geschmückt.

Dreimal Guck mal woanders

Zwei kleine Hinweise möchte ich heute loswerden, Hinweise auf von mir geschriebenes, das aber nicht hier, sondern woanders erschienen ist.

Zum einen haben die Textilvergeher den ihnen sicher höchstgradig zustehenden Urlaub gemacht und im Zuge dessen einige andere Blogger gebeten, ihr Bloghäusschen zu hüten. Darunter war auch ich – aber es gibt in der illustren Reihe der Blogvertreter viele sehr lesenswerte Beiträge. Ach Kokolores, die sind alle extrem lesenswert. Hin da.

Und dann hat Alex vom Rasenschachmagazin wieder den schon vor der letzten Saison getätigten Bloggerblick gewagt: Zu jedem Erstligisten befragt er einen Blogger, der diesem Erstligisten besonders nahe steht. Dankenswerterweise hat er zum Thema 1. FC Köln diesmal mich befragt, und ich hab versucht schlau zu antworten. Ob mir das gelungen ist, könnt Ihr hier überprüfen.

Und zu guter Letzt ein Offline-Hinweis. Und wie das so ist, mit dieser altertümlichen Offlinewelt, können nur Ortsansässige damit etwas anfangen, in diesem Fall Berlin-Ortsansässige. Schon seit geraumer Zeit veranstaltet die Schwalbe in unregelmäßigen Abständen die “Sportstunde”, das sind Gespräche und Diskussionen zwischen Thorsten Poppe und Menschen, die im Fußball zu Hause sind.
Die Schwalbe – für die, die es nicht wissen – ist unter anderem der Ort an dem sich die Effzeh Fans die in der Hauptstadt weilen, versammeln um den Geissböcken beim Versuch, Fußball zu spielen, zu zu gucken.
Diesmal aber geht es nicht um den Effzeh, sondern wohl eher um Union und Berlin und Derbys, denn Unions Team-Manager Christian Beeck, sowie der Präsident des Berliner Fußballverbandes, Bernd Schultz sind zu Gast. Das klingt spannend, Poppe ist ein launiger und sehr fachkundiger Moderator und wird sicher das eine oder andere interessante Statement hervorlocken. Dummerweise findet dies wieder einmal an einem Tag statt, an dem ich in die Saiten greife, Ihr müsst mich also würdig vertreten. Am kommenden Dienstag, den 10.08., um 21.00 Uhr (pünktlich), Stargarder Str. 10. Viel Spaß.

Eine Stadt, zwei Vereine und zwei Stadien.

Die Geschichte geht so:
Ein kleiner, aber wundervoller Verein in einer großen Stadt trifft in der kommenden Saison zweimal auf einen großen, weniger wundervollen Verein der selben Stadt. Das ist ein Novum, bislang nämlich spielten beide Vereine in unterschiedlichen Ligen, aber der große Verein hat die Vorsaison ziemlich versaubeutelt und nun muß er halt ran. Und in der ganzen großen Stadt, jedenfalls bei jenen, die sich für den Fußball als solchen oder einen der beiden Vereine im Speziellen interessiert, herrscht ein kleines bißchen Aufregung ob der kommenden Spiele, die da Derbys genannt werden.

Der große Verein, der so schnell wie möglich wieder weg will aus der Liga, die ihm nicht angemessen scheint, freut sich darauf, am Tag des Rückspiels die eigene Spielstätte mal ziemlich voll zu bekommen, ein Unterfangen, welches dem weniger wundervollen Verein in dieser Liga wahrscheinlich eher selten gelingt und wenn überhaupt nur dann, wenn es sportlich richtig gut läuft. Das ist nämlich ein sehr großes und zudem noch nicht besonders gemütliches Stadion, in das man, wenn man nicht gerade Fan des weniger wundervollen Vereins oder es ein Maitag mit Pokalfinale ist, nicht sonderlich gerne geht.
Der kleine, entzückend wundervolle Verein hingegen hat sich im Angesicht des eigenen Schweißes ein eigenes kleines, ebenfalls sehr wundervolles Stadion gebaut, auf das er zu Recht sehr stolz ist. Nun gut: Sich eines zurecht renoviert. Ganz fertig ist es noch nicht, es fehlt noch der Umbau der Haupttribüne inklusiver lukrativer VIP Logen und ähnlichem geldbringenden Schmonzens.

Nun ergibt es sich, dass der kleine Verein seit vergangener Saison einen neuen Medienpartner hat, genau gesagt eine Boulevardzeitung aus dem Teil der Stadt, in der der große Verein zu Hause ist. Nicht die überregional bekannte mit den vier großen Buchstaben, sondern eine regionale, in der Stadt, von der wir reden, aber nicht weniger bekannte mit zwei großen Buchstaben. Und die soll nun immer mal wieder viel berichten über den kleinen, wundervollen Verein, dazu ist man ja schließlich Medienpartner. Da sind diese Begegnungen zwischen dem kleinen und dem großen Verein natürlich ein gefundenes Fressen. Auch wenn eigentlich gerade Sommerloch und die erste Begegnung, die im Stadion des kleinen Stadion stattfinden soll, noch über einen Monat hin ist.

Und da dachte man sich in der Redaktion dieses Medienpartners, dass es doch eine gute Idee wäre, mal darüber zu spekulieren, warum denn eigentlich nicht beide Spiele im gar nicht wundervollen Stadion des großen Vereins stattfinden. Man bastelt sich also flugs eine an den Fingern herbeigesogene siebenstellige Summe herbei, die der kleine Verein, wenn er denn so blöd wäre und sein Heimrecht aufgäbe, angeblich zusätzlich verdienen könne. Was ein gutes Argument sein könnte, denn der kleine Verein ist chronisch klamm, er ist ja schließlich ein kleiner Verein. Und sein Stadion zwar wunderhübsch, aber eben auch nicht sonderlich groß ist.

Und weil das Präsidium des kleinen Vereins sich zwar vor einigen zurückliegenden Monden dazu äußerte, dass es nur im Pokalfinales daran denkt, im Stadion des großen Nachbarns zu spielen (abgesehen vom Rückspiel natürlich), sich aber zu der aktuell geführten Debatte, wenn man sie denn so nennen möchte, nicht geäußert hat, kommt ein wenig Aufregung unters Volk des kleinen Vereins. Das hat in grauer Vorzeit schlechte Erfahrungen mit Spielverlegungen gegen innerstädtische Gegner machen müssen und sowieso und überhaupt sieht es gar nicht ein, den durchaus mit Spannung entgegen gesehenen Wettkampf nicht in den eigenen vier Wänden zu begehen. Zu sehr hängt es an dem mit der eigenen Hände Arbeit geschaffen Bauwerk und zu oft schon musste es sich Vorschlägen spinnerter Hinterbänkler erwehren, die einen kompletten Umzug in ein anderes Stadion irgendwo ganz woanders in der großen Stadt propagierten.

Und so schüttelt das Volk des kleinen Stadions fast unisono den Kopf und weist vorsorglich darauf hin, dass eine Verlegung des Heimspiels mit einer kollektiven Abwesenheit des üblicherweise anwesenden Volks einhergehen würde. Und, stellt man sich mal kurz vor diese ganze Geschichte wäre mehr als ein Sommerlochmärchen, kommt man zu dem Schluß, dass das Präsidium des kleinen Vereins, das sonst einen recht guten und angenehmen Eindruck macht, so blöd eigentlich gar nicht sein kann. Verständlicherweise wären die – wohl eher im unteren sechstelligen Bereich liegenden – Mehreinnahmen gerne gesehen. Doch die Chance, den großen, weniger wundervollen Verein am dritten Septemberwochenende aus dem eigenen, kleinen und schnuckeligen Stadion zu fegen, es wenigstens zu versuchen: Unbezahlbar.

Huhu Fussballdaten.de,

ich bins mal wieder. Heute möche ich mit Euch über den Unterschied zwischen Charlottenburg und Köpenick reden, über das Auseinanderhalten von Olympiastadion und dem Stadion an der Alten Försterei.

Als ich nämlich vorhin für meinen Urlaubsvertretungsbeitrag drüben beim Textilvergehen nach recherchierte, was denn eigentlich mein erstes Spiel in der Alten Försterei gewesen ist, mußte ich feststellen, dass es das gar nicht gegeben hat. Eurer Meinung nach jedenfalls. Glaubt man Euch nämlich, so hat der 1. FC Union Berlin nicht nur das Auftaktspiel der Saison 2001/2002 gegen Hannover 96 im Olympiastadion ausgetragen, sondern alle Spiele jener Saison.

Und verstehste, fussballdaten.de, das Olympiastadion ist da hinten im Westen in der Ecke und Union ist da unten im Osten zu Hause. Und auch wenn manch durchgeknallter, nach Publicity lechzender politischer Hinterbänkler das anders sehen mag: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Schöne Grüße,
icke.

Armenhaus Zweite Bundesliga. Zahlenspielereien.

Im Kicker vom vergangenen Montag gibt es eine Auflistung aller Zweitliga Ab- und Zugänge inklusive der für sie gezahlten Ablösesummen.

Insgesamt 181 Spieler werden die Zweitligisten in der kommenden Saison – Stand 26.7.10 – verstärken. Das sind gut zehn Spieler pro Verein, viele von ihnen kommen aus den Jugend- und Amateurmannschaften der Vereine.

Auffällig dabei ist jedoch anderes: Insgesamt zahlen die achtzehn Zweitligisten nur 4,075 Millionen Euro Ablöse. Umgerechnet auf alle beteiligten Klubs wären das gerundete 226.000 Euro pro Verein. Nimmt man allerdings den großen Krösus Hertha (3,1 Millionen Euro Ablöse) und mittelgroßen Krösus Bochum (650.000 Euro) – also die beiden Absteiger – aus dem Spiel, so zeigt sich erst das ganze Bild:

Ganze 75.000 Euro zahlen alle der übrigen sechzehn Zweitligisten zusammen an Ablöse – für immerhin 158 Spieler. Macht 471 Euro pro Spieler oder 4687,50 Euro pro Verein. Und auch das ist ein verzerrtes Bild, denn zwölf der Zweitligisten müssen oder wollen sich ohne einen einzigen Cent Ablöse verstärken.

Egal wie man es dreht und wendet: Es ist offensichtlich, dass deutsche Zweitligisten in dieser Saison das Geldsäckel fest verschlossen halten. Vermutlich deshalb weil es in den meisten Fällen eh nichts zu bieten hat als Spinnweben und gähnende Leere.

Nur mal kurz, lieber Effzeh,

wer wie Du via Homepage und Twitter verkündet, mit einem Spieler zu verhandeln – in diesem Falle handelt es sich um den brasilianischen Rechtsverteidiger Andre Ricardo Soares, genannt Andrézinho – der möge sich bitte sicher sein, dass die Verhandlungen zu einem erfolgreichen Ende geführt werden können. Eine akzeptable Ausnahme wäre möglicherweise noch, dass auf diese Weise Druck auf einen ganz anderen Verhandlungspartner ausgeübt werden soll.
Sollte aber weder das eine – Sicherheit ob des Erfolges der Verhandlungen – noch das andere – die Veröffentlichung der Verhandlungen als taktisches Mittel – der Fall sein, so, lieber Effzeh, wäre das Vorgehen ein ganz und gar inakzeptables Missverständnis von Transparenz und letzen Endes eine Blamage.

Mach mal bitte keinen Scheiss, lieber Effzeh,
danke,
icke.

Schöner Fußball, kein Titel: Die WM 2010 aus deutscher Sicht.

Wieder kein Titel.

Was sich schon 2006 andeutete, hat sich 2010 verstärkt: Die deutsche Nationalmannschaft spielte den offensivsten Fußball. Schönheit, auch im Fußball, ist subjektiv: Manch einer empfindet sicher das spanische Kombinationsspiel, das aber sehr torarm daher kommt, als einen größeren Ausdruck von fußballerischer Schönheit. Oder vielleicht den wuseligen chilenischen Fußball, der neunzig Minuten Pressing beinhaltet. Es gibt sicher auch Verfechter der These, daß der holländische Fußball der strengen Ordnung ein Sinnbild von Schönheit ist – mit Ausnahme des Finales vielleicht, in dem die Niederländer nach Begutachtung des deutsch-spanischen Halbfinales der spanischen Ballsicherheit extreme Härte entgegensetzten.
Aber auch wenn es verschiedene Defintionen von fußballerischer Schönheit gibt – dass das deutsche Spiel zu einem der Favoriten in dieser Kategorie gehört, ist nach wie vor verwirrend. Die Inkarnation des Rumpelfußballs, die sich in den Achtzigern in zwei Weltmeisterschaftsendspiele graupte, gilt plötzlich als Vorbild für schnellen, schönen und offensiven Fußball. Doch all das nützt wenig, wenn es stets am Ende heißt:

Wieder kein Titel.

Natürlich, die Spiele gegen Australien, England und Argentinien waren sehr überzeugend, auch wenn sowohl Australien als auch England sich nicht als die erwartet schweren Gegner entpuppten. Auffällig dabei ist, dass die beiden Siege gegen die vermeintlichen oder tatsächlichen Großen des Weltfußballs Siege des 4-2-3-1 gegen ein antiquiert erscheinendes 4-4-2 waren. Trat der Gegner ebenfalls in dem diese Weltmeisterschaft beherrschenden System mit nur einer nominellen Spitze auf, wie zum Beispiel die Spanier, die erst zum Halbfinale den Systemwechsel vornahmen und prompt ihr bestes Spiel des Turnier machten, war es vorbei mit der deutschen Herrlichkeit. Wie auch schon zuvor gegen Serbien und Ghana.

Das soll nichts schmälern. Die deutsche Mannschaft hat guten, teilweise herausragenden Fußball gespielt. Die jungen Spieler und das durch den Ausfall Ballacks und die Ausladung von Thorsten Frings ermöglichte neue Mannschaftsgefüge haben in Anbetracht der Unerfahrenheit und der noch nicht gänzlich manifestierten Hierarchie weit mehr erreicht als zu erwarten war und, vor allem, ihre Zukunft noch vor sich. Auch wenn die derzeit ins uferlose wachsenden Erwartungen wohl überhöht sind, denn zuviel Unwägbarkeit ist im Spiel: Wie Thomas Müller, völlig zurecht als bester junger Spieler des Turniers ausgezeichnet, den Ruhm und die gestiegenen Erwartungen verkraften wird, bleibt abzuwarten, auch wenn man geneigt ist, hier positiv zu spekulieren. Was wird sich durch eine Rückkehr Ballacks ändern, wer ersetzt mittelfristig die Weltmeisterschafts-Tormaschine Klose, kann Özil mit wachsender Erfahrung mehr Konstanz gewinnen oder muss Toni Kroos ihn mittel- und langfristig ersetzen – all das sind ungeklärte Fragen, die eine gesichterte Prognose nicht möglich erscheinen lassen.

Und all das unter der Vorraussetzung, dass Joachim Löw Bundestrainer bleibt, dass das System, die Idee und deren Vermittlung, die offenbar gut funktioniert hat, bleiben. Wobei auch Löw wohl Anteil hat am Scheitern im Halbfinale: Das schreckhafte Erstarren des deutschen Kaninchens vor der spanischen Schlange, das von der ersten Minute an sichtbar war, nicht zuzulassen, ist Trainersache. Möglicherweise hat Löw der Mannschaft zu oft von der spanischen Spielweise vorgeschwärmt. Dass auch die Kapitänsfrage neu überdacht werden darf, zeigte sich unmittelbar vor dem Spiel im Mannschaftskreis auf dem Rasen: Die Ansprache hielt Schweinsteiger, der Kapitän schwieg. All dessen unbenommen bleibt, dass es auch eine mutiger spielende deutsche Mannschaft, die an ihre Chance glaubt, gegen die an diesem Abend exzellent spielenden Spanier schwer gehabt hätte.

So aber rutschte das zuvor offen demonstrierte Herz in die Hose und die deutsche Mannschaft schied aus. Und beendete damit die Nuller, wie zuvor seit dem Ende des 2. Weltkrieg nur in den Sechzigern beendet wurden:

Wieder kein Titel.