Er kam in der dunkelsten Stunde des Vereins: Der 1. FC Union Berlin war aus der damaligen Regionalliga in die vierte Liga, die Oberliga, abgestiegen, durchgereicht aus der 2. Bundesliga. Der zweimalige Abstieg hatte kaum noch Spieler übrig gelassen, 23(!) neue Spieler kamen zu Beginn der Saison 2005/06. Einer davon hieß Karim Benyamina, im real-sozialistischen Dresden geborener Algerier.
Die Saison begann mittelmäßig, ein mühevoller Heimsieg gegen den BAK, anschließend ein maues 1:1 bei TeBe. Dann stand der Schlager gegen den ehemalig größeren und immer noch verachteten Nachbarn, den BFC Dynamo an. 8:0 hieß das Ergebnis und Karim Benyamina kam zu seinem ersten Torerfolg. Nicht einmal, nicht zweimal, dreimal netzte er ein an jenem historischen Nachmittag. Das dritte Spiel für den Verein und schon stand sein Denkmal.
Es folgten 12 weitere Tore in der Liga und am Ende stand der sofortige Wiederaufstieg, der Absturz war nicht nur abgefedert, sondern sogar ausgebessert worden. Und Benyamina? 15 Tore in der Liga, 10 weitere im Pokal sind eine Hausmarke, aber eben gegen Gegner wie den SV Falkensee/Finkenkrug oder die TSG Neustrelitz. Nicht wenige bezweifelten, dass es ihm schwer fallen würde in der 3. Liga, damals noch Regionalliga genannt.
Aber gefehlt. Benyamina schoß weiter Tore. In der durchwachsenen, aber für einen Aufsteiger recht ordentlichen Saison 06/07 11. Im darauf folgenden Jahr lief es etwas weniger rund, aber es kamen immerhin noch 7 Ligatore heraus. Dann folgte die Saison, die den Abschied aus der 3. Liga bedeutete und Benyamina machte nach gutem Start negative Schlagzeilen: Rote Karte wegen Tätlichkeit, sechs Spiele Sperre. Kaum zurück, verhalf er Union mit zwei Toren zum schon nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg über die bis zur 74. Minute 2:0 führenden Paderborner. Dieser Sieg war der letzte Schub, den Union brauchte um an den Aufstieg in Liga Zwei zu glauben. Am Ende standen 16 Ligatore für Benyamina und der unumstrittene Aufstieg in die zweithöchste deutsche Spielklasse zu Buche.
Nun aber würde es endgültig nicht mehr reichen, vermeldeten die Zweifler, und ja, es wurde schwieriger und nein, es reichte auch weiterhin: 6 Tore in 28 Ligaeinsätzen klingt, verglichen mit den Saisons zuvor, nicht sonderlich erfolgreich – allerdings konnte nur Thorsten Mattuschka mehr Tore als Benyamina und, gleichauf, Jon Jairo Mosquera, erzielen. Am 25.09.2009 schießt er ein wichtiges Tor: Es macht ihn zum Rekordtorschützen Unions aller Zeiten – Stand heute stehen 85 Pflichtspieltore in der Statistik.
In dieser Saison dann beginnt sich schon frühzeitig anzudeuten, dass sich Benyaminas Zeit in Köpenick dem Ende zu neigt. Ein großer Höhepunkt seiner Karriere ist die Berufung zur algerischen Nationalmannschaft im November 2010, doch bei Union ist er seit Beginn der Rückrunde nur noch Einwechselspieler. Heute hat der Verein verkündet, dass Benyamina in der kommenden Saison nicht mehr zur Mannschaft gehören wird. Ich bin nicht überrascht, aber traurig.
Karim Benyamina war einer der wichtigsten Spieler der vergangenen sechs Jahre beim 1. FC Union Berlin, neben Torsten Mattuschka wohl der wichtigste. Er stand für den steilen Aufstieg von der vierten Liga in die zweite, gab dem aufblühenden Köpenicker Verein ein Gesicht. Und Tore. Sowie: Tore. Außerdem noch Tore.
Der Verein hat verkündet, die 22, Benyaminas Nummer nicht mehr zu vergeben – bis ein anderer Spieler es schafft seine Rekordmarke zu brechen. Das wird dauern.
Mach es gut, Karim. Dann, wenn Du gehst. Und bis dahin mach noch ein, zwei oder auch drei Tore. Auf dass es länger dauern möge, Dich aus den Annalen zu verdrängen.
Hui, Nummer wird nicht mehr vergeben?
Das finde ich eine sehr schöne Geste.
Ja, finde ich auch – wobei die 22 ja nun auch keine 10 oder 9 oder ähnlich prominentes ist, if you know what I mean.
Super geste, soweit ich weiss erst die zweite Nummer die nicht mehr vergeben werden soll (33 Tom Persich).