Es werde Dach!

Zeichen und Wunder geschehen. Fünf Wochen soll es nun noch dauern. Das könnte bedeuten: Am 25. April hat Union das erste Heimspiel dieser Saison – gegen Unterhaching. Nicht gerade ein Traumgegner für so ein Ereignis, aber das ist dann wirklich wurscht.

Wobei ich ja inzwischen ein bißchen Angst hab vor der Rückkehr. Wo es so gut läuft auswärts.

Alle Augen auf: Michael Parensen

Zwei “Heimspiele” hatte ich nun Gelegenheit, Michael Parensen, Ex-Kölner und Neu-Unioner, unter die Lupe zu nehmen. Hilfreich dabei ist, daß sich der linke Außenverteidiger, der er ist, im Jahnsportpark immer 45 Minuten direkt vor meinen Augen rumtreibt. Weniger hilfreich war, daß das erste Spiel gegen Offenbach auf nahezu unbespielbaren Grund stattfand, eine Beurteilung war da schlecht möglich.

Parensen, so scheint es bislang jedenfalls, hat zwei besondere Stärken vorzuweisen: Eine taktische Schulung, die ihm erlaubt, häufig und gerne im Raum zu verteidigen. Schon bei jener Rutschpartie gegen die Kickers war auffällig, daß er bei Bedingungen, die allen Anwesenden Schwierigkeiten bereiteten, Vorteile durch sein Stellungsspiel hat.
Die andere Stärke zeigte sich dann gegen Dresden, wenn auch leider noch zu selten: Starke Flanken – Mitte der ersten Halbzeit hätte eine solche, scharf von der Grundlinie hereingetragen, zum 1:0 führen müssen. Dass Parensen bei jedem Eckstoß und jedem Freistoß mit am ruhenden Ball stand, dürfte (noch) eher taktische Gründe gehabt haben. Normalerweise steht dort neben Mattuschka der diesmal gesperrte Gebhardt, um die Standardsituationen weniger leicht ausrechenbar zu machen. Ausgeführt jedenfalls wurden alle Standards von Mattuschka.

Noch ist nicht alles Gold was glänzt, mancher Zweikampf ging auch verloren, den einen oder anderen offensiven Vorstoß mehr darf er wagen – auch wenn durch das Fehlen Gebhardts Parensen quasi alleinverantwortlich für die linke Seite war und somit im Defensiven mehr gebunden war.

Der erste Eindruck, mehr zu beurteilen wär bis zum jetzigen Zeitpunkt wohl vermessen, ist gut. Den verletzten Patrick Kohlmann kann er ersetzen – und, wenn dieser wieder fit ist, wird dessen Stammplatz zumindestens nicht unumkämpft sein. Mein kölsch-eisernes Herz jedenfalls ist sehr zufrieden.

Spiel nicht mit den Schmuddelkindern

Einmal Unioner, immer Unioner!
Fans eines jeden Verein haben ihre eigenen (legitimen) Selbstbeweihräucherungsrituale und -sprüche. Und natürlich halten die einer genaueren Betrachtung niemals stand – sie dienen der Konstruktion einer Erhöhung der eigenen Identität, nicht der Abbildung der Realität. Einmal Unioner, immer Unioner ist Ausdruck einer Sehnsucht nach Helden im Rotweißen Trikot, die sich sich genauso mit dem Verein identifizieren mögen wie der Fan. Daß es dabei unzählige Fußballer gibt, die stillschweigend den Verein verliessen, denen niemand auch nur einen Abschiedsgedanken hinterher rief (Was macht eigentlich Petar Divic?), daß es eine ganze Reihe Spieler gibt, bei deren Abgang die Fans erleichtert aufatmeten (Sreto Ristic spielt heutzutage übrigens für den SV Sandhausen) – das wird bei der Konstruktion des immer währenden Unionerseins verständlicherweise unter den Teppich gekehrt.

Entzogen werden kann die quasi automatisch verhängte Veredelung als ewiger Teil des Vereins auch. Nico Patschinski ist seit gestern kein Angestellter des 1. FC Union Berlin mehr. Ein “zerrüttetes Vertrauensverhältnis” sei der Grund für die fristlose Entlassung. Die genauen Gründe liegen im Dunkel – was durch die Medien geistert, sind Geschichten über Geldstrafen und schon lange schwelenden Kämpfen zwischen dem Spieler und der Vereinsführung. Vor allem aber von Verbrüderungen mit dem Erzfeind aus Hohenschönhausen, gemeinsamen Liedrunden und anderem, eigentlich harmlosen, möglicherweise aber vereinsschädigendem Verhalten. Gerüchte, die Grund genug sind für die Fans, Patschinski, der in seiner Jugend schon für beide Vereine spielte und in seiner zweiten Zeit bei Union bei Teilen der Fans nie so richtig ankam, das Ehrenprädikat des ewigen Unioners abzuerkennen.

Was auch immer an den Gerüchten um die Gründen für die fristlose Entlassung dran sein mag, auffällig ist, daß Union auf dem Weg in die 2. Liga mannschaftsintern den harten Besen schwingt. Guido Spork, Steven Ruprecht, nun Nico Patschinski – wer nicht mitzieht oder stört, wird aussortiert. Gemessen wird sowas letztenendes am Erfolg und der scheint recht zu geben.
Aber bin ich der einzige, dem bei dem inzwischen schon geflügelten Wort in Fankreisen von der “Vereinshygiene” ein kleiner Schauer über den Rücken läuft?

Tschö Nico. Mach et jut.

You’ll never walk alone der Woche V

Die Unterhaltungskapelle auf unserer heutigen Haltestelle auf der Reise durch die vielen Versionen des Fußballklassikers “You’ll never walk alone” pustet mit Kraft den sich mancherorts niederlegenden Staub und die pathosgeschwängerte Patina vom Lied unseres Vertrauens. Die englische Punkband The Adicts ist sicherlich nicht die einzige ihres Genres, die sich des Stückes angenommen hat, meines Wissens aber die erste – der Song erschien auf der B-Seite ihrer Single “Chinese Takeaway” im Jahr 1982 (Liebe Kinder: Ja, früher konnte man die Tonträger umdrehen, da war dann auch noch Musik. Verrückt, nicht wahr?).

The Adicts stammen aus Ipswich im Osten Englands und sind, und das ist für eine Punkband sicher außergewöhnlich, seit 1975 in der gleichen Besetzung unterwegs. Mit ihrem auffälligen Bühnenoutfit – weiße Kleidung, schwarze Bowlerhüte – welches an den Film Clockwork Orange angelehnt ist, waren sie vor allem in den Achtzigern in England in Punk- und Indiekreisen sehr erfolgreich. Nach einer eher ruhigen Phase in den Neunzigern, sind sie seit 2002 wieder aktiv – und spielen in diesem Jahr als Vorband der Toten Hosen auf deren Deutschland Tournee. Eine Gelegenheit, bei der sich sicher beide Bands zu dem von beiden gecoverten Stück zusammenfinden werden.

Und um den Fußballbezug nicht allzu kurz kommen zu lassen, ein sehr kurzer Blick auf Ipswich Town, den Verein aus der Stadt der Adicts also: 1980/81 gewannen die Blues den einzigen internationalen Titel ihrer Geschichte, den UEFA-Cup. Im Halbfinale damals warfen sie den 1.FC Köln durch zwei 1:0 Siege aus dem Wettbewerb, der somit innerhalb zweier Jahre zweimal im Halbfinale eines internationalen Wettbewerbs an einer englischen Mannschaft scheiterte (zuvor war Nottingham Forest im Europapokal der Landesmeister Endstation).

Bisherige Stationen auf der Reise:
Frank Sinatra
Gerry & The Pacemakers
Patti LaBelle
Nina Simone